Thomas Albiez (von links), Hans-Peter Menger, Erika Faust und Gotthard Reiner erneuern den Pakt. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Ausbildungspakt: Entgegen dem Bundestrend mehr abgeschlossene Lehrverträge / Bündnis erneuert

Entgegen dem Trend in Bund und Land ist die Zahl der Ausbildungsverträge in den vergangenen beiden Jahren in der Region noch gestiegen. Das gab Erika Faust, Chefin der regionalen Agentur für Arbeit, jetzt bekannt. Der Anlass: Die Erneuerung des Ausbildungspaktes für die nächsten vier Jahre.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer Konstanz und Agentur für Arbeit-Rottweil- Villingen-Schwenningen verlängerten am Dienstag das Ausbildungsbündnis unter Beteiligung des DGB Südbaden. "Man kennt sich und arbeitet vertrauensvoll zusammen, das ist ein klarer Vorteil in der Region", stellte Faust fest: "Wir wollen die berufliche Ausbildung in der Region stärken und von allen Seiten unterstützen." Auch für den Herbst ergebe sich nochmals eine Steigerung des Angebotes an Ausbildungsstellen gegenüber den Vorjahren.

"Wir wollen mehr leistungsstarke Jugendliche gewinnen"

Die Region habe mit zirka 50 Prozent Beschäftigten im gewerblich-technischen Bereich Bedarf an Facharbeiternachwuchs, zumal in absehbarer Zeit viele Beschäftigte in Rente gehen werden. Die regionalen Bündnispartner wollten, so bekräftigte Faust, daran arbeiten, sowohl mehr leistungsstarke Jugendliche für die berufliche Bildung zu gewinnen als auch mehr Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Behinderungen eine Ausbildung zu ermöglichen.

An frühere Zeiten erinnerte sich Gotthard Reiner, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, der wie Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, auf das Fachkräftezuwanderungsgesetz hofft. Früher hätten sich die Betriebe die Auszubildenden aussuchen können, heute sei es umgekehrt. Obwohl die Zahl der neu eingetragenen Lehrverträge im Kammerbezirk zurückgegangen sei, "sieht es in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg positiver aus." Hier gebe es ein Plus von drei Prozent, allerdings im Schwarzwald-Baar-Kreis mit 304 neuen Auszubildenden ein Minus von 3,5 Prozent. Im Kreis Tuttlingen stieg die Zahl der Ausbildungsverträge um 6,6, im Kreis Rottweil um 6,1 Prozent. Als erfreulich bezeichnete Reiner, dass die Zahl der Auszubildenden mit Abitur gestiegen sei; von acht Prozent im Jahr 2012 auf nun 13 Prozent. Immerhin 300 der neuen Auszubildenden sind als Flüchtlinge ins Land gekommen. "Wir brauchen die Menschen", betonte der Handwerkskammerpräsident. Allerdings könnten sie den Fachkräftemangel nicht allein ausgleichen. Erika Faust erklärte, inzwischen seien mehr geflüchtete Jugendliche auf dem Sprachniveau B 2 angelangt, was bedeute, dass sie ausbildungsfähig seien. Das Hauptthema bei der Gesetzgebung zum Fachkräftezuwanderungsgesetz sei die Zuwanderung von Qualifizierten aus Drittstaaten. Die Agentur für Arbeit sei in manchen Bereichen bereits unterwegs und halte, beispielsweise im Pflege- und gewerblich-technischen Bereich Ausschau in Drittländern. Die Gleichwertigkeit der Abschlüsse sei der "Knackpunkt".

Von einem sehr guten Ausbildungsjahr entgegen dem bundesweiten Trend berichtete IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez. 2629 Ausbildungsverhältnisse insgesamt wurden 2018 abgeschlossen. Das entspreche einem Plus von 1,2 Prozent. "Ich danke allen Unternehmen für ihre hervorragende Ausbildungsleistung. Die Region bleibt weiterhin eine echte Vorzeigeregion mit besten Aussichten für angehende Fachkräfte." Die Qualität der Ausbildung sei hervorragend. Man habe eine hohe Zahl von Studienabbrechern und Abiturienten für die Lehre gewonnen. Allerdings, so merkte Albiez an, fehle es einigen Auszubildenden an elementaren Grundkenntnissen im Lesen und Schreiben.

Das Stichwort Digitalisierung, die überall Einzug halte brachte Hans-Peter Menger vom DGB Südbaden ins Gespräch. Er erklärte außerdem. der DGB habe großes Interesse, dass die Betriebe mit Fachkräften ausgestattet seien. "Ohne Digitalisierung haben wir keine Chance den Fachkräftemangel zu beheben", sagte Thomas Albiez. Auch die Handwerkskammer ist bereits digital unterwegs, zum Beispiel mit virtuellem Schweißen, wie Präsident Gotthard Reiner erklärte: "Wir bereiten uns auf die Digitalisierung vor. Sie bringt neue Arbeitsplätze."