Weit ab vom Schuss und trotzdem nicht ganz vergessen, wenn auch verwachsen, aber immer noch mystisch: die Ruine Runstal im Westen von Villingen. Foto: Bräun Foto: Schwarzwälder Bote

Heimat: Ganz im Westen der Stadt: Runstal – ein steinernes Kleinod aus dem Jahre 1111

VS-Villingen. Die kleine Lokalkunde des Schwarzwälder Boten nimmt die Leser mit zu den Gewannen in Villingen und erklärt, was es mit deren Namen eigentlich auf sich hat. Heute: das Runstal.

Mit Paul Revellio (1886 bis 1966), der 1919 als Lehrer ans Villinger Real-Gymnasium kam, wurde auch seine Leidenschaft für die Historie der Stadt und der Region zur "dringendsten Aufgabe der Geschichts-Forschung, sich über Umfang und Zeit … und stets systematische Grabung Klarheit zu schaffen."

Dabei legte er einmal mehr 1943 selbst Hand an, als es um die Burg Runstal oder besser um deren Ruine ging. Ein historisches Faktum, das heute nahezu als vergessen gilt. Denn dort, ganz im Westen der Stadt, kommen nur jene vorbei, die vom Walkebuck oder vom Sachsenwäldle her in Richtung Tannhörnle einen größeren Spaziergang machen, dort den Wieselsbach, Zufluss des Warenbachs, über ein inzwischen festeres Brücklein überqueren und sie dann weiter oben über das inzwischen sanierte, einst verlotterte Sandwegle zurückstapfen.

Ein wenig schade ist dann schon, dass zur historischen Lage von Runstal eigentlich nur eine gespendete, bescheidene Hinweistafel blieb, denn die Natur hat sich alles zurückgeholt. Grad so wie bei der Ruine Warenburg, weshalb eine historische Attraktivität einer einst doch markanten Anlage perdue ist.

Und dabei kann man immer wieder von Bestrebungen hören, auch bei der städtischen Forstverwaltung und beim Geschichts- und Heimatverein Villingen, die beiden benannten Anlagen endlich zu entholzen und womöglich mit schaffigen Bürgern wieder freizulegen.

Runstal – die "abgegangene Siedlung" im hinteren Warenbachtal – wurde 1111 erstmals erwähnt und war damals nur ein Hofgut; zugleich aber auch ein Stützpunkt der damals fränkischen Kolonisation und bewirtschaftet durch "freie Bauern", die nur den "Königszins" zu zahlen hatten.

Um 1205 erwähnte eine Urkunde erstmals den Konrad von Schwarzenberg, der Runstal an die Reichsabtei des Klosters Salem verkaufte. Vom einstigen Runstal und dem eventuellen Rest eines Dorfes fand Revellio 1943 keine Spur mehr.

Und so hebt sich bis heute – wenn auch auf den zweiten Blick - nur noch die Burgstelle deutlich ab: eine fast runde Grundfläche von etwa 30 Metern mit einem umziehenden Wall und einer meterstarken Mauer mit recht sauberem Quaderwerk.

Im Innern waren zu Revellios Grabungen 1943 noch die Grundmauern eines quadratischen Baus, wohl des "Bergfrits" zu erkennen, der noch 1783 in der Gemarkungskarte auftauchte.