Ja, als Papa muss man sich für seine Kinder schon mal bis zur (Blätter-)Decke strecken. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei Familie Lachmann bringt Mama Lisa das Geld heim, während er Haushalt und Kinder managt

Von Cornelia Spitz

Villingen-Schwenningen. Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr – erst recht, wenn man wie Markus Lachmann das Vatersein im Rollentausch erlebt. Wie das ist, wenn die Mama das Geld heimbringt und der Vater den Haushalt schmeißt, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

"Kinder sind wie ein ganz schweres Haustier. Auf einem hohen Level musst Du da sein", in krakeliger grüner Schrift steht die simple Definition auf einem Bild über dem Sofa der Lachmanns. Kindermund tut Wahrheit kund. Papa Markus pflichtet dem lächelnd bei – Sohn Luis (5) und Maja (3) haben den Eltern Markus und Lisa schon so manche Lektion erteilt.

Und ja, hin und wieder sei das Vatersein schon eine kniffelige Angelegenheit. Dass er nun seit Geburt von Töchterchen Maja in die Rolle das Hausmanns und Vollzeit-Vaters schlüpfte, während seine Frau Lisa wieder in Vollzeit ihrem Beruf als Lehrerin nachgeht, brachte ihm neben vielen unvergesslichen Erfahrungen auch die Tatsache ein, dass er nun "viel strukturierter" ist. "Ich finde, jeder, der einen Betrieb leitet, sollte mal daheim bleiben, da lernt man viel!", dann setzt er hinzu: "Man wird dauernd unterbrochen, muss so vieles gleichzeitig tun" – das Essen auf dem Herd, das Kind am Hosenbein, in Situationen, wie sie Generationen von Hausmüttern meistern mussten, findet sich der 35-jährige Villinger immer wieder. Ganz schön anstrengend. Zurücktauschen will er trotzdem nicht. "Die Zeit mit den Kindern, die nimmt mir später keiner mehr", erklärt er und strahlt.

Angst, beruflich den Anschluss zu verlieren? Damit das nicht passiert, studiert er gerade nebenher am Managementzentrum der Handwerkskammer Konstanz und steht er kurz vor dem Abschluss des Betriebswirts. Die "Babypause" begreift er auch als Zeit für den beruflichen Umstieg; in seinen früheren Beruf als Automobilkaufmann, der zuletzt in einem Motorradladen tätig war, will der Villinger nicht mehr zurück. Erst recht, nachdem sein Vorgesetzter auf seine Ankündigung, in Elternzeit gehen zu wollen, sehr negativ reagiert hatte. Selbst wenn er wollte – die rechtliche Situation würde ihm, wie sonst so vielen Müttern nach der Erziehungszeit, einen Strich durch die Rechnung machen: Der Betrieb ist zu klein, als dass er eine 50-Prozent-Anstellung verlangen könnte, und Vollzeit ist für den Vater zweier Kinder nicht mehr drin.

"Es ist noch nicht anerkannt, gerade andere Männer denken schnell, ›der macht sich einen faulen Lenz‹" – diese Vorurteile bekam er mit voller Wucht zu spüren. Und auch das Gefühl der finanziellen Abhängigkeit, die er hin und wieder spürt, obwohl seine Frau Lisa ihm das nie und nimmer vermitteln würde. "Das ist für einen Mann nicht leicht", gibt er zu – und auch der erste Gang zur Damentoilette fühlte sich irgendwie seltsam an – Wickeltische in Vorräumen oder gar bei den Männertoiletten? Fehlanzeige! "Heute habe ich deshalb kein Problem mehr damit, auf's Damenklo zu gehen", sagt er und lacht.

Der Papa wächst mit seinen Kindern mit, in jeder Hinsicht. Als Vater im Rollentausch ist Markus Lachmann – noch – ein bisschen Exot, "aber das kommt immer mehr", weiß er, "die Männer stehen mittlerweile mehr dazu, mit Kindern gesehen zu werden". Und auch wenn er sich in seinem kleinen aber feinen Vollzeit-Väter-Bekanntenkreis umhört, schlägt ihm eines mit Gewissheit entgegen: Moderne Zeit hin oder her – die Probleme und Herausforderungen blieben die gleichen, nur dass es früher Hausfrauen waren, die dagegen kämpften.