Stadtwerke GmbH lässt Wasserleitungsnetz spülen. Proben könnten Hinweise auf Ursache geben.
Villingen-Schwenningen - Die Ursache für die coliformen Keime im Trinkwasser von Schwenningen ist noch immer nicht gefunden. Deshalb lässt die Stadtwerke VS (SVS) GmbH nun mehr als 100 Leitungen von einer Spezialfirma spülen. Die entnommenen Proben könnten die Ursache ans Tageslicht bringen.
Seit dem Jahr 2017 beschäftigt die Stadtwerke, aber auch die Bürger von Schwenningen und ein paar Umlandgemeinden das Thema der Trinkwasserverunreinigung mit sogenannten coliformen Keimen. Präsent sind noch die Bilder von August 2017, als Schlangen von Menschen über Tage hinweg zum Messegelände pilgerten, um Trinkwasser in Kisten abzuholen, weil vor der Nutzung des Wassers aus dem Hahnen gewarnt wurde.
106 Leitungen werden gespült
Bis heute ist die Ursache für die Keime nicht geklärt, weshalb die SVS nach langer Planungsphase nun das Technologiezentrum Wasser (TZW) aus Karlsruhe beauftragt hat, insgesamt 106 Leitungen in Schwenningen zu spülen und Proben zu nehmen. Vorgenommen wird die zweiwöchige Maßnahme, die seit Anfang dieser Woche läuft, im Bereich nördlich der Römerstraße. "Im vorgelagerten Netz sind in den vergangenen Jahren keine Keime aufgetreten, weshalb wir das mögliche Ursachengebiet auf diese Straßen eingegrenzt haben", erklärt Martin Hauger, SVS-Sachgebietsleiter Technische Betriebe, beim Vor-Ort-Termin am Donnerstagvormittag.
Selbstverständlich sei es im Interesse der Stadtwerke, die Ursache für die coliformen Keime im Trinkwassernetz aufzuklären, betont auch SVS-Geschäftsführer Ulrich Köngeter: "Unser Ziel ist es, das Trinkwasser weiter ungechlort an die Verbraucher weiterzugeben." Das sei aber nur möglich, wenn die Ursache für die Verunreinigung gefunden und behoben werde. Köngeter schließt nicht aus, dass es die Keime schon immer im Leitungsnetz gibt. "Diesen Parameter bei der Beprobung der Wasserqualität gibt es aber noch nicht so lange, weshalb der Wert erst seit ein paar Jahren gemessen wird."
Thesen aber keine Beweise
Bislang gebe es nur Thesen, die das Vorkommen oder Entstehen dieser Keime eventuell erklären, macht Martin Hauger klar. So könnten diese beispielsweise in den Leitungen abgelagert sein und sich lösen. Auch erhöhte Temperaturen könnten die Bildung der coliformen Keime fördern, lautet eine andere Überlegung. "Deshalb führen wir diese Maßnahme auch jetzt durch, weil es nun wieder wärmer wird", erläutert der SVS-Chef.
Für die Spülung verantwortlich ist Andreas Glöckner, Techniker an der TWZ-Außenstelle in Dresden, die auf Trinkwassernetze spezialisiert ist. "Wir haben bislang 30 der 106 Leitungsabschnitte geschafft", erklärt er am Donnerstag. Nach einer festgelegten Reihenfolge werden die Leitungen nach und nach mit einer Fließgeschwindigkeit von etwa 1,5 Metern pro Sekunde durchgespült. Aus einem Hydranten werden dabei Proben zur mikrobiologischen Untersuchung genommen, das restliche Wasser fließt durch einen Filter dann auf die Straße. Die im Filter aufgefangenen Sedimente werden dann ebenfalls im Labor untersucht. "Wir müssen jede Leitung ja ein Mal komplett durchspülen", erläutert Glöckner den Vorgang. Dieser dauere, je nach Leitungslänge, zwischen fünf und acht Minuten. Der Techniker ist jedenfalls zuversichtlich, dass er gemeinsam mit Mitarbeitern der SVS das Pensum von 106 Leitungen bis Ende kommender Woche schaffen wird. "Anfangs hatten wir sehr lange Leitungen und haben entsprechend länger gebraucht. Aber jetzt läuft’s."
Maßnahme kostet 100.000 Euro
Mit Ergebnissen der Proben rechnen Martin Hauger und Ulrich Köngeter bis etwa drei Wochen nach der Entnahme. "Zwischenergebnisse machen dabei nicht wirklich Sinn. Die Maßnahme kostet die SVS inklusive der Dienstleistungskosten für das TWZ und die monatelange Vorbereitung knapp 100.000 Euro, gibt Köngeter eine Größenordnung. Wird dadurch das Problem der coliformen Keime beseitigt, lohnten diese sich allemal.