Am Gymnasium am Deutenberg wird das bei einem innovativen Projekt von Lehrer Stefan Merkl vorgemacht: Anstelle von Keyboards, Gitarren und Drums machen hier iPads Musik. Foto: Symbolfoto: © vectorfusionart – stock.adobe.com, Pixabay

Musikakademie lotet digitale Möglichkeiten aus. Am Gymnasium nutzt eine Band Tablet-PCs als Instrument.

Villingen-Schwenningen - Den Gitarrenunterricht bei seinem Musikschullehrer bequem von zu Hause aus besuchen oder mit dem Tablet-PC Musik machen. Noch ist das Zukunftsmusik. Aber offenbar nicht mehr lange: Die Musikakademie Villingen-Schwenningen arbeitet am digitalen Musikunterricht und will dafür neue Wege einschlagen.

Es ist noch nicht lange her, da wäre es Science Fiction gewesen: Schüler, die mit dem iPad wie mit einem Instrument Musik machen. Oder der Gitarrenlehrer der Musikakademie Villingen-Schwenningen, den die Schüler zum Instrumentalunterricht bequem auf dem iPad mit in ihr Kinderzimmer nehmen können. Doch solche Angebote sollen nicht mehr länger Zukunftsmusik sein.

Praktisch, auch wenn mal jemand krank ist

"Wir überlegen das anzubieten und arbeiten gerade an Ideen für den digitalen Unterricht", erläutert der Geschäftsführer der Musikakademie VS, Gerhard Wolf, im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Ganz konkret seien vier Musiklehrer damit beauftragt worden, zu prüfen, wie beispielsweise ein Unterrichtsraum für den digitalen Musikunterricht ausgestattet werden müsste.

"Wie sieht so ein Zimmer aus, welche elektronischen Boxen würden benötigt, welche Kameratechnik", wirft Wolf die Fragen in den Raum, die nun beantwortet werden müssen. Gestaltet werden könnte eine solche Unterrichtseinheit beispielsweise ähnlich einer Konferenz mit Videotelefonie oder einer Skype-Session am Tablet-PC. Aber auch andere Modelle, etwa Bausteine und fertige Einheiten könnten denkbar sein.

Denkverbote nämlich gibt es für Musikschulen auf der Schwelle zur Digitalisierung schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Am Landeszentrum Musik-Design-Performance der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen werde gerade einiges Vielversprechendes entwickelt, erzählt Wolf. Mit diesem tauscht man sich bereits aus. Diese noch relativ junge Einrichtung versteht sich "im Sinne eines Ateliers als Brückenbauer zwischen innovativen Ansätzen unseres digitalen Zeitalters für künstlerische Praxis, Forschung und Lehre und Traditionen künstlerischer Disziplinen", ist auf der Homepage der Musikhochschule zu lesen.

Welchen Nutzen ein digitaler Unterricht an der örtlichen Musikschule für die Schüler bringen könnte, macht Gerhard Wolf hingegen ganz praktisch deutlich: "Das könnte man auch nutzen, wenn mal jemand krank ist." Wird die Musikschule zugunsten eines digitalen Angebots einmal abgeschafft werden? Gerhard Wolf schüttelt den Kopf, macht im Gespräch deutlich, dass es nicht um ein "entweder, oder", sondern ein zusätzliches Angebot geht. Matthias Jakob pflegt als Musiklehrer und aktiver Musiker den engen Draht zum Nachwuchs und pflichtet ihm bei: "Ich denke, dass es künftig beides geben wird."

Wie sich die Digitalisierung schleichend schon jetzt ihren Weg in den Musikunterricht bahnt, wird tagtäglich deutlich: Immer öfter bringen Schüler statt des herkömmlichen Notenhefts aus Papier das iPad mit. "Ich spiele auch vom iPad", erzählt Matthias Jakob und der Lehrer in ihm fügt grinsend hinzu: "Das ist ganz praktisch, so vergisst keiner seine Notenblätter mehr."

Deutenberg-Gymnasium startet ein innovatives Projekt

Bei ganz innovativen Projekten hingegen sind Notenblätter vermutlich ohnehin Schnee von gestern: Am Gymnasium am Deutenberg wird das bei einem innovativen Projekt von Lehrer Stefan Merkl vorgemacht: Anstelle von Keyboards, Gitarren und Drums machen hier iPads Musik. In der Oberstufe wurde das multimediale Projekt gestartet.

Zunächst studierten die Schüler vorhandene Songs aus den Bereichen Pop und Hiphop bezüglich ihrer Struktur, anschließend lernten sie ein entsprechendes Programm am iPad kennen und anzuwenden.

Und schließlich wurden sie selbst zu Komponisten ihres digitalen Songs und konnten diesen anhand mehrerer miteinander verbundener Tablets und Mehrfach-Kopfhörer gemeinsam, quasi als Band, auch spielen. Das iPad war am Ende aber längst nicht nur ihr Instrument. Der moderne Helfer wurde sogar zum portablen Studio – die digitalen Möglichkeiten sind schließlich fast grenzenlos.