Der neue TaT-Vorstand (von links): Doris Erdel-Trübsand, Jörg Kluge, Benjamin Zirnstein, Alexandra Ben, Hermann Schreiber, Liliana Valla, Gudrun Henny und Leslie Ade. Foto: Theater am Turm Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Für ein paar Monate reicht das Polster noch / Ensemble rüstet sich für irgendwann

Leslie Ade ist der neue Vorsitzende des Theater am Turm – Villinger Sommertheater e.V. (TaT). Er übernimmt den Verein in ungewissen Zeiten. Wann wird es in dem kleinen Theater an der Stadtmauer mit seinen knapp 100 Plätzen wieder eine Vorstellung geben?

VS-Villingen. Diese Frage beschäftigte bei der Mitgliederversammlung alle Anwesenden. Es besteht der innige Wunsch, wieder zu einem analogen Kulturangebot beizutragen. Der Vorstand hatte sich im Vorfeld viele Gedanken darüber gemacht, wann und wie es in der Corona-Krise weitergeht, ohne die Schauspieler und Zuschauer gesundheitlich zu gefährden.

Finanziell gehe es dem Verein noch vergleichsweise gut, konstatierte Kassenwartin Gudrun Henny in ihrem Bericht. "Wir halten noch einige Monate durch". Das Jahr 2020 brachte bisher nur Ausgaben, die letzte Eigenproduktion, die Gruselkomödie "Hirn", schaffte es Mitte März nur noch bis zur Generalprobe.

Der Blick des scheidenden Vorsitzenden Jens Swadzba fiel zunächst auf ein höchst erfolgreiches Jahr 2019 mit fünf Eigenproduktionen, Gastspielen wie Poetry-Slam, Comedy und Zauberei und fast 4000 Zuschauern beim Sommertheater "Wir sind mal kurz weg" unter der Regie von Verena Müller-Möck. Einig war man sich, dass Klassiker wie "Warten auf Godot", das von Kennern für Regie, Darstellung und Kulissenbau mit viel Lob überschüttet wurde, ins Programm gehören, auch wenn sie weniger Publikum anziehen.

Hoffnungsfroh begann die Spielzeit 2019/20 mit dem Zwei-Personen-Stück "Waidmannsheil", es folgte die Gesellschaftssatire "Aufguss" und auch das Kinderstück "Die Taubenkommissare" von Regisseurin Liliana Valla kam noch vor Corona zur Aufführung. Martin Müller und sein Team konnten die Fasnet durchziehen, da erschien das Virus schon am Horizont. Ob man die nächste werde feiern könne, das entscheide sich, sobald die Zuggesellschaft Villingen über die Saalfastnacht 2021 befunden habe, sagte Müller.

Die Wiederaufnahme-Proben für das verschobene Stück "Hirn" unter der erstmaligen Regie von Jörg Kluge sind in Vorbereitung. Das Ensemble will bereit sein, wenn es wieder spielen darf. Wann und unter welchen Rahmenbedingungen kann derzeit noch niemand sagen. Der technische Leiter Hermann Schreiber präsentierte schon einmal Vorschläge zu einem Platz- und Hygienekonzept.

"Ich denke, dass szenische Lesungen und Ein- bis maximal Zwei-Personen-Stücke als Erstes zu realisieren sind", schränkte die künstlerische Leiterin, Liliana Valla, aber ein. Auf der kleinen Bühne könne man die aktuellen Vorgaben des Landesverbandes Amateurtheater derzeit nicht nicht erfüllen.

Nichtsdestotrotz steht der Wunsch, sobald als möglich "Hirn" doch noch zu spielen. Für März ist das Stück "Achterbahn" geplant und man konzentriere sich dann auf das nächste Sommertheater, so Valla. Ein kleiner Trost: als Film ist das Kinderstück "Die Taubenkommissare" derzeit auf der von Doris Erdel-Trübsand verwalteten Homepage (https://www.theater-am-turm.de/) zu sehen und auch Märchenerzählerin Ulrike Dworschak wird dort mit "Rumpelstilzchen" und "Froschkönig" zu erleben sein.

Der Schriftführer Benjamin Zirnstein berichtete über einen Workshop, in dem der TaT-Vorstand sich die vereinsinternen Stärken und Risiken nochmals bewusst machte und eine gemeinsame Basis für die weitere Entwicklung des Vereins mit Ausblick auf 2025 entwickelte.

Nach drei Jahren als Vorstand nahm Jens Swadzba aus "beruflichen und privaten Gründen" seinen Hut, werde dem Verein aber, wie er sagte, zumindest als Plakatverteiler weiterhin treu bleiben. Für ihn wurde einstimmig der bisherige zweite Vorsitzende Leslie Ade gewählt. Dessen Lücke schließt Jörg Kluge. Silvia Besana gab das Amt der Gastspielbeauftragten nach fünf Jahren an Alexandra Ben weiter.

Wiedergewählt wurden Liliana Valla zur künstlerischen und Hermann Schreiber zur technischen Leitung, Doris Erdel-Trübsand bleibt für die EDV und Benjamin Zirnstein für die Schriftführung zuständig.