Austausch der Standpunkte in Sachen Kultur (von links): Eberhard Hummel, Vorsitzender des Freundeskreises Kultur, mit Cem Yazici, Jürgen Roth, Marina Kloiber-Jung, Jörg Röber, Fridi Miller, Moderator Holger Westendorf und Gaetano Cristilli Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder Bote

OB-Wahl: Freundeskreis lädt Kandidaten für Oberbürgermeister-Amt zur Diskussion ins Theater am Ring ein

Wie wird es nach der OB-Wahl mit der Kultur in der Stadt weitergehen? Um diese Frage beantwortet zu bekommen, hatte der Freundeskreis Kultur Villingen-Schwenningen die Kandidaten eingeladen.

VS-Villingen. Alle sechs nahmen die Chance wahr und trafen sich am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit mit rund 60 kulturinteressierten Bürgern im Theater am Ring. Moderiert von Vereinsschriftführer Holger Westendorf traten deutliche Unterschiede zu Tage. Dass kulturelle Förderung durch die Stadt jedoch wichtig ist und nicht nur einem freien Kräftespiel unterworfen werden darf, war für alle Selbstverständlichkeit.

"Kultur ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält", meint Kandidat Jörg Röber. Der bisherige OB-Referent ist mit den aktuellen kulturellen Angeboten in der Doppelstadt sehr zufrieden und würdigt neben den großen Einrichtungen wie dem Theater am Ring oder dem Franziskaner-Museum die vielen agilen kleineren wie den Folk-, Rock- und Jazzclub, das Schwenninger Capitol oder die Kernmacherei. Nachholbedarf sieht er vor allem im Bereich der Jugendkultur.

Besonderen Wert auf die Strahlkraft der ganzen Region legt der Tuninger Bürgermeister Jürgen Roth. In Zusammenarbeit mit Tuttlingen, Rottweil und Donaueschingen sieht er in der gemeinsamen Vermarktung noch mehr Möglichkeiten, kulturell Interessierte aus Stuttgart oder Zürich zu großen Veranstaltungen hierher zu lenken. Ähnlich wie Röber sieht auch Roth für die kleineren, ehrenamtlich getragenen Einrichtungen besonderen Unterstützungsbedarf. Mit Bedauern erwähnte Roth, dass die Stadt kulturelles Engagement Einzelner bisweilen zu wenig fördere und benannte als Beispiel den Rückzug von Karin Pittner.

In der genauen Ermittlung des Förderbedarfs liegt für Kandidatin Marina Kloiber-Jung ein ganz wichtiger Schlüssel. Konzeptuell setzt die TDVS-Betriebsleiterin auf die Einführung eines "Bürgergeldes" mit dem bürgerschaftliches Engagement gestärkt und Zuschüsse auf den Prüfstand gestellt werden sollten. Sie fordert eine "bessere Verzahnung im Stadtmarketing".

Auf größere Bekanntheit der Stadt mit Ausbau des Marketings und Förderung durch Sponsoren setzt Cem Yazici. Der Gastronom, auch bekannt unter "Jam von der Linde", betonte, persönliche Kontakte nutzen zu wollen, um die Stadt mehr in den medialen Blickpunkt zu rücken.

Die Ausweitung des Marketings ist für Gaetano Cristilli ebenfalls eine Notwendigkeit. Der Betreiber eines Fitnessstudios sieht bei der Stadt einen "klaren Kulturauftrag" und wünscht die Anhebung des Kulturetats.

Die Einführung eines "Bürgerhaushalts" auch für den kulturellen Bereich fordert Fridi Miller. Die Dauerkandidatin möchte Vereine in gemeinnützige GmbHs umwandeln, um für sie so zusätzliche Mittel zu akquirieren.

Konkreter werden mussten die Kandidaten, als sie vonseiten der Moderation wie auch des Publikums auf aktuelle Projekte und Probleme hingewiesen wurden. So waren es vor allem Jürgen Roth und Jörg Röber, welche die angedachte Bündelung der drei Schwenninger Einrichtungen Uhrenindustriemuseum, städtische Galerie und Heimatmuseum am zentralen Standort des Bürk-Areals begrüßten und dort eine große Chance für den Neckarstadtteil sehen.

Sehr kritisch nehmen die Kandidaten die kulturellen Einschränkungen in der Villinger Scheuer wahr: Durch Beschwerden eines zugezogenen Anwohners, der sich bei Veranstaltungen über 22 Uhr hinaus in seiner Ruhe gestört fühlt, sind in dem wichtigen kulturellen Zentrum Veranstaltungen zeitlich aktuell begrenzt und teilweise sogar unmöglich. Gründe sehen die Kandidaten breit gestreut vom Kommunikationsproblem bis hin zu baulichen Mängeln.