Sven Kieninger und Manfred Herzner (von rechts) vom Turnverein Villingen zeigen Marcel Klinge den Ordner, den sie für jeden ­ehrenamtlichen Übungsleiter inzwischen anlegen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Infobesuch: Wachstum bringt Probleme / Wunschort für den Bau einer Mehrzweckhalle

Die Mitgliederzahl des Turnvereins 1848 Villingen (TVV) steigt stetig. Zum Jahresende zählt der größte Sportverein der Stadt fast 2500 Mitglieder. Erfreulich einerseits, aber andererseits bringt diese Entwicklung auch Probleme mit sich.

VS-Villingen. Den Besuch von Marcel Klinge, Bundestagsabgeordneter der FDP, Gemeinde- und Kreisrat sowie Mitglied im städtischen Sportausschuss nutzten der TVV-Vorsitzende Manfred Herzner und Geschäftsführer Sven Kieninger, um auf diese Probleme hinzuweisen.

Dem angesichts maroder und schlecht ausgestatteter Sportstätten bestehenden Mangel an Sporthallenkapazitäten will der Verein mit dem Bau einer Mehrzweckhalle bekanntlich selbst entgegenwirken. Mit den nicht mehr nutzbaren Sportgeländen der Goldenbühlschule in der Berliner Straße habe man zwar schon einen Wunschort, und der Gemeinderat hat auch eine positive Grundsatzentscheidung gefällt, sagte Herzner, aber "finanziell werden wir das nicht alleine schaffen".

Ebenfalls um die Finanzierung geht es bei den Kooperationen des Vereins mit den Ganztagsbereichen von Schulen. Qualifizierte Übungsleiter gebe es nicht zum Nulltarif, so Kieninger. Nicht alle Schulen können oder wollen sich diese aber leisten. Der TVV arbeitet derzeit mit vier Grundschulen zusammen. Neuerdings kooperiere man auch mit drei Kindergärten, woran sich die Stadt immerhin mit einer "ordentlichen Bezuschussung" beteilige.

Für den TVV engagieren sich 110 lizenzierte Übungsleiter im Ehrenamt. Das würde stellenweise jedoch "überstrapaziert", so Kieninger, weswegen der Verein nicht nur Entgelte bezahle, sondern inzwischen auch festangestellte Kräfte habe. "Sonst könnten wir nicht alle Aufgaben bewältigen".

Ein wachsendes Problem sei außerdem, ehrenamtliche Mitarbeiter für den Sportbetrieb zu finden. Jugendliche engagieren sich in ihrem Sport gerne, verlassen zum Studium aber die Region. Die an den hiesigen Hochschulen bleiben, sind in der Regel im Dreimonatsrhythmus da oder weg, absolvieren Praxis- oder Auslandssemester.

Eine stark gestiegene admi nistrative Belastung spüre die Geschäftsstelle zudem nach den neuen Datenschutzverordnungen und der Verschärfung des Jugendschutzes. "Wir brauchen für jeden Ehrenamtlichen inzwischen einen ganzen Ordner. Er muss unter anderem einen Vertrag unterschreiben und ein polizeiliches Führungszeugnis beibringen. Das ist abschreckend", sagte Kieninger. Hinzu komme die steuer- und sozialversicherungstechnisch für Laien kaum leistbare Handhabung der freiwilligen Helfer. "Das Steuerrecht im Vereinswesen ist selbst für Fachleute nur schwer zu durchschauen", maulte Kieninger.

Als Liberaler sei er für den Datenschutz, und viele Verordnungen im Vereinswesen seien richtig und wichtig, bemerkte Klinge. Allerdings neige man in Deutschland dazu, gerne über das Ziel hinauszuschießen. Er finde sportliche Bewegung sinnvoll und werde sich für die Vereine, die er derzeit reihum besuche, nach Kräften einsetzen, versprach er.