Die Seilschaft der "Black Forest Unicorns auf dem Gipfelgrat. Foto: Schwarzwälder-Bote

Expedition: Anselm Säger und Klaus Richter erobern mit Bernd Flaig den Denali in Alaska / Multivisionsshow gibt Einblick

Sie kämpfen in der unwirtlichen Welt der Gletscher mit dem Sturm und der Kälte, verharren bei Minus 45 Grad Celsius im Zelt, doch dann geht bei strahlendem Sonnenschein ein Traum in Erfüllung: Bernd Flaig, Klaus Richter und Anselm Säger stehen auf dem 6194 Meter hohen Denali in Alaska – dem kältesten Berg der Erde.

VS-Villingen. Die Bilder haben sie bis heute im Kopf, können sich noch gut an die Tage in den Camps auf verschiedenen Höhen erinnern und an den Tag, als die Temperaturen stiegen und sie bei "nur" Minus zehn Grad Celsius den Gipfel erklommen und ihnen bei herrlicher Weitsicht ganz Alaska zu Füßen lag: Aus Anselm Säger und Klaus Richter sprudeln die Erinnerungen an ihr Abenteuer nur so heraus. Sie sind nicht nur bei der Villinger Fasnet als "Die mit der Leiter" unterwegs, sondern klettern auch in den Bergen gerne gemeinsam in die Höhe.

Zumeist hat es die beiden bisher in die Alpen gezogen, doch nach seinem Alleingang auf den Elbrus sei er auf die Idee gekommen, sich an den kältesten Berg zu wagen, erzählt Säger. Der früher als Mount McKinley bekannte Gipfel, dem Barack Obama 2015 den alten einheimischen Namen "Denali – der Große" zurückgab, zählt zu den "Seven Summits", den höchsten Bergen der sieben Kontinente.

In Richter hatte er schnell einen Partner für seinen Plan gefunden, als Dritter im Bunde stieß Bernd Flaig aus Mariazell über den Obereschacher Lauftreff von Sport-Weiß dazu. Ein passendes Zeitfenster für alle drei im Frühsommer aufgetan, machten sie sich an die Ausarbeitung ihrer Unternehmung. Da jede Expedition in dem Gebiet einen Namen braucht, nannten sie sich kurzerhand "Black Forest Unicorns – Schwarzwälder Einhörner" und teilten die Aufgaben auf. An Richter war es, die Organisation mit den Behörden und dem Nationalpark in Alaska zu erledigen. Flaig kümmerte sich um das Frühstück, Säger besorgte Zelte und Lebensmittel fürs Mittagessen.

Und am 16. Mai ist es soweit: Das Trio fährt am Villinger Bahnhof ab und fliegt von Frankfurt nach Alaska. Per Inlandflug und einem Hubschrauber-Transport sind sie schon bald im Basislager im Denali-Nationalpark auf 2200 Metern. Vor ihnen liegen 4000 Höhenmeter, im Gepäck sind 50 Kilogramm pro Mann. Jeweils die Hälfte schleppen sie auf dem Rücken mit sich, den Rest ziehen sie im Schlitten hoch. Zumindest bis ins dritte Lager. "Ab da wird es steiler, Schneeschuhe und Schlitten mussten wir zurück lassen", erklärt Säger. Es heißt, alle überflüssige Ausrüstung und Essenportionen als Energiereserve für den Rückweg im Schnee zu vergraben. Zwei Mal nehmen sie den Aufstieg ins Lager 4 in Angriff, um das restliche Material auf 4350 Meter hoch zu schaffen.

Nach den beiden Tagen wollen sie weiter. Doch sie hängen fest. Der Sturm tobt ums Zelt, macht ein Vorankommen unmöglich. Mit Kochen, Essen, ein bisschen Bewegung und Schlaf ziehen die Stunden in der eisigen Höhe vorbei. Acht Tage sind es am Ende. Die Nächte mit bis zu Minus 45 Grad Celsius machen den Bergsteigern zu schaffen. Der heftige Wind tut sein übriges, die gefühlte Temperatur liegt durch den so genannten Windchill noch viel niedriger. "Wir hatten zum Glück einen Rückzugsort: unser Zelt mit dem Schlafsack", schildert Richter die Situation. Eingepackt in Daunen können sie schlafen und sich regenerieren für die letzten Etappen. Nicht nur für den letzten Anstieg kommt ihnen die Nähe zum Polarkreis entgegen: Nahezu rund um die Uhr gibt es Tageslicht, so dass sie bei besserem Wetter sofort aufbrechen könnten.

Und tatsächlich tut sich ein Wetterfenster auf: Das Trio erreicht Camp 5. Am nächsten Morgen erlaubt ein sonniger und für die Verhältnisse warmer Tag, den Gipfelsturm in Angriff nehmen. "Ein Traumtag", stellt Richter strahlend fest, am 31. Mai um 16.45 Uhr haben sie den Denali erobert. Eine tolle Rundumsicht im Sonnenschein belohnt sie für all die Anstrengungen. Denn die gab es unterwegs durchaus. Mit sinkendem Sauerstoffgehalt in der Luft fiel das Atmen immer schwerer, die Schritte wurden langsamer.

"Glücklicherweise haben wir alle die Höhe gut vertragen", betont Säger. Vermutlich durch das lange Warten im Camp habe sich der Körper gut akklimatisiert. Überhaupt sind sie froh, das alles so gut über die Bühne ging, ohne Unfall oder einen Sturz in eine der unzähligen Gletscherspalten. Und auch ein bisschen stolz sind sie, ihr Ziel erreicht zu haben: Diese Jahr seien nur 42 Prozent der gestarteten Expeditionen oben angekommen, durchschnittlich seien es 58 Prozent. Viele hätten in dieser Saison wegen der Wetterumstände abbrechen müssen, weil irgendwann die eingeplanten Tage nicht mehr reichen. Nicht so bei Säger, Richter und Flaig: Nach einem schnellen Abstieg und dem Einsammeln der vergrabenen Rucksäcke sind sie eine Woche früher als vorgesehen wieder in der Zivilisation zurück, genießen das Essen im Restaurant samt Bier und eine Nacht in Hotelbett. Und am 5. Juni stehen sie wieder am Ausgangspunkt ihres Abenteuers: am Bahnhof in Villingen. Sicher sind sie sich, das es sie wieder hinauszieht in die Welt der Berge, ein konkretes Ziel gibt es noch nicht.

Jetzt nehmen sie erst einmal alle Neugierigen mit auf eine Reise auf den hohen Gipfel: Mit Unterstützung von Thomas Herzog-Singer haben sie Bilder und Videos zu einer Multivisionsshow zusammengeschnitten, die sie am Don nerstag, 7. Dezember, und Freitag, 8. Dezember, im Münsterzentrum zeigen. Wer die beiden kennt, kann sich denken, dass es da auch die ein oder andere Überraschung und viel zu lachen gibt.

Die Multivisionsshow "Denali – Der kälteste Berg der Erde" halten Anselm Säger und Klaus Richter am Donnerstag, 7. Dezember, und Freitag, 8. Dezember, jeweils ab 19.30 Uhr im Gemeindezentrum Münster in der Kanzleigasse 30. Die Bewirtung übernimmt die Katholische junge Gemeinde (KjG) der Münsterpfarrei. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.