Referent Lutz Wagner begeisterte mit seiner Präsentation. Foto: Schwarzwälder Bote

Veranstaltung: Bundesligaschiedsrichter Lutz Wagner zeigt mit Esprit die Gemeinsamkeiten

0,75 Sekunden hat ein Bundesligaschiedsrichter durchschnittlich für eine Entscheidung während des Fußballspiels. Was dies mit Entscheidungen in der Wirtschaft zu tun hat, erklärte Lutz Wagner kurzweilig und mit Esprit beim dritten Wirtschaftstreff in Bad Dürrheim, organisiert von der IHK, der Stadt und dem Gewerbeverein.

Bad Dürrheim. Zu Beginn des Abends gab Bürgermeister Walter Klumpp einen wirtschaftlichen Überblick zur Kurstadt: Die meisten Betriebe haben zwischen 10 und 50 Mitarbeiter, es gibt 4200 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen – davon 2200 im Dienstleistungsbereich, 790 im produzierenden sowie 1100 im Gastgewerbe und die Kaufkraft liege über dem deutschen Durchschnitt.

Lutz Wagner pfiff in seiner Karriere 450 Profispiele auch bei Europa- und Weltmeisterschaften heute ist er als Coach-Berater und in der freien Wirtschaft tätig.

Das Zeitfenster sei eine wichtiger Faktor für Entscheidungen, zudem auch die Entscheidungskette. Die jüngeren Führungskräfte entscheiden oftmals zu spät, weil sie zögern, die erfahrenen Chefs zu früh, weil sie sich zu schnell von ihren Erfahrungen und von Mustern leiten lassen und sich oftmals die Begründungskette nicht bis zum Schluss anschauen würden. Dafür hatte er auch sehr anschauliche Beispiele aus dem Fußball dabei. Jeder Teilnehmer bekam zu Beginn des Abends eine gelbe und rote Karte – diese kam hier zum Einsatz. Wagner zeigte kurze Sequenzen aus Spielen, seine Zuhörer bekamen die Aufgabe zu entscheiden, was für ein Sachverhalt vorliegt, dazu gab er zwei Möglichkeiten vor. Die Gäste mussten entweder die rote oder die gelbe Karten zeigen. Begeistert war er von der Reaktionsschnelligkeit der Gäste, auch wenn sie nicht immer richtig entschieden. Dabei wurde auch deutlich, dass es bei Entscheidungen immer auch unterschiedliche Perspektiven gibt, da er bei der Auflösung unterschiedliche Perspektiven zeigte.

Nicht nur mit dieser Aktion, sondern auch mit viel Humor hielt er die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf einem hohen Niveau, trotz der Abendstunde. Seiner These zufolge benötigt man die Führungskräfte vor allem dann, wenn es nicht läuft und er vertritt die Ansicht, dass man keine 100-Prozent-Richtig-Entscheidungen treffen könne. "Die 80-Prozent-Lösungen sind die besten." Vor allem in Verhandlungsgesprächen dürfe man sich nicht von einem gemachten Zugeständnis, dass man lieber wieder zurücknehmen würde, zu sehr ablenken lassen. Er rief dazu auf, dies zunächst gedanklich abzuhaken und im Nachgang zu analysieren. Bei der Analyse forderte er auch dazu auf, dies nicht nur die schlecht gelaufenen Projekten zu tun, sondern auch mit den guten. Und vor allem: man müsse ehrlich analysieren.

Bevor man Entscheidungen treffe, müsse man sich gut Vorbereiten, man gehe dann mit einem guten Gefühl beispielsweise in Verhandlungen. Doch rief er auch in Erinnerung, dass nicht alles planbar sei und es immer einen Ungewissheitsfaktor gäbe. Er plädierte dafür, dass es bei Entscheidungen und Projektabläufe Leitlinien geben müsse, aber jeder benötigt noch einen gewissen Freiraum. Unbezahlbar sei in Präsentationen und Verhandlungen die Empathie. Am Weltfrauentag, an dem der Wirtschaftstag stattfand, hob er dabei die Frauen besonders hervor, sie hätten da einen sehr großen Vorteil.

Er rief auch dazu auf, sich bei seinen Gegnern verbündete zu suchen und brachte hier nochmals ein Beispiel aus dem Fußball. Meist steht die Mauer beim Freistoß viel zu nahe am Ball. Auf dem Platz suchte er sich immer einen der Spieler in der Mauer aus, den er ansprach, um die Mauer nach hinten zu rücken, so fühlte dieser sich dann auch dafür verantwortlich. Man könne nicht gegen eine komplette Gruppe ankämpfen, sondern sollte sich immer einen suchen, mit dem man sich verbünden kann.