Werner Pfänder ist im Alter von 76 Jahren verstorben. Foto: Heimatverein Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Geschichte und Produkte der Firma Mauthe waren seine Lebensaufgabe

VS-Schwenningen. Werner Pfänder ist kurz vor seinem 77. Geburtstag am 20. August verstorben. Nach einer Zeit der Trauer gedenken ihm der Schwenninger Heimatverein, der Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum sowie die städtische Museumsleitung in folgendem Nachruf.

Werner Pfänder war ein überzeugter Schwenninger. Der Untergang der Uhrenindustrie, vor allem der Firma Mauthe 1975, war ein tiefer Einschnitt in seinem Leben. Bei Mauthe hat Pfänder den Beruf des Remonteurs gelernt und danach dort gearbeitet. Er war stolz darauf, 19 Jahre lang ein "Mautheaner" gewesen zu sein.

Die Geschichte und Produkte der Firma Mauthe wurden Pfänders Lebensaufgabe. Seine Sammeltätigkeit führte zu sehr interessanten Begegnungen mit vielen verschiedenen Menschen. Er sorgte dafür, dass die Geschichte der Firma heute gut dokumentiert ist, denn ihn interessierten nicht nur die Produkte sondern auch die Kataloge und Betriebsunterlagen. Deren Sicherung ließ er sich vom Mauthe-Konkursverwalter genehmigen. Als der Konkurs weitgehend abgeschlossen war, bekam er die restlichen Akten zur Vervollständigung seines Mauthe-Archivs, verbunden mit der Auflage, die datenschutzrechtlichen Bestimmungen einzuhalten.

Persönliches Archiv im eigenen Wohnhaus

Später brachten ihm Personen, die in der Abbruchzeit etwas gefunden hatten, schriftliche Unterlagen und Uhren, die irgendwo übersehen worden waren. Auch die Werbegeschenke und Werbeaufsteller der Firma gehörten zu seiner Sammlung. So entstand in seinem Haus in der Neckarstraße sein persönliches Mauthe-Archiv, das auf Anfrage eingesehen werden konnte.

Seit 1985 empfing Pfänder seine Gäste und wusste zu vielen seiner gesammelten Uhren eine interessante Geschichte zu erzählen. Er sammelte auch gegen das Vergessen an, denn viele Jugendliche können sich heute nicht mehr vorstellen, dass ihr Stadtteil einmal die größte Uhrenstadt der Welt war. Mit Tränen in den Augen hat Werner Pfänder den Abriss der Mauthe-Fabrik gefilmt und diese Filme öfters bei Veranstaltungen gezeigt. In seinem Haus standen alle Uhren auf 10.32 Uhr, dies zeigten auch alle Uhren in den Katalogen von Mauthe.

60 bis 70 Prozent seiner über 2000 Uhren stammen nicht aus dem Firmennachlass, sondern wurden von ihm auf Flohmärkten und Onlineplattformen erworben. Dafür hat er auf vieles, wie zum Beispiel Reisen, verzichtet. Er wollte so viel Modelle wie möglich in seiner Sammlung haben. Der Hagel 2006, der das Dach seines Hauses beschädigte, zerstörte einige Uhren, die danach nur noch als Ersatzteillager dienen konnten.

Werner Pfänder war es eine besondere Freude, als der Freundeskreis von Bifora 2016 in dessen Museum in Schwäbisch-Gmünd eine Mauthe-Ausstellung mit seinen Uhren zeigte. Mauthe und Bifora hatten Geschäftsbeziehungen und später den gleichen Konkursverwalter. Seiner Zeit vorausschauend, übereignete Werner Pfänder 1998 seine gesamte Sammlung dem Trägerverein Uhrenindustriemuseum. Als er in das Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt übersiedelte, kam die Sammlung 2014 in das Depot des Museums und die schriftlichen Unterlagen ins Stadtarchiv, damit sie für die Benutzer einsehbar bleiben.

Viele Jahre bei den Technischen Diensten

Im Stadtbezirk Villingen ist Werner Pfänder vermutlich eher als Parkuhrenleerer oder als Beifahrer im Müllwagen in Erinnerung geblieben, denn nach dem Mauthe-Konkurs war er bei den Technischen Diensten VS beschäftigt. In der Geschäftsstelle des Schwenninger Heimatvereins war er ein gern gesehener ehrenamtlicher Mitarbeiter. In seinem Testament legte er fest, dass seine Bestattung in aller Stille in einem anonymen Gräberfeld auf dem Waldfriedhof in Schwenningen erfolgen soll.