Die Natur rund um die Doppelstadt - hier das Schwenninger Moos - soll für die Touristen mehr in den Fokus gerückt werden. Foto: WTVS

Übernachtungszahlen steigen. Natur soll in den Fokus gerückt werden. Verstärkte Marketingmaßnahmen nach Corona.

Villingen-Schwenningen - Auch wenn der Tourismus angesichts der derzeitigen Coronakrise derzeit stockt, kann VS zumindest für vergangenes Jahr eine positive Bilanz ziehen: Die Übernachtungszahlen sind erneut gestiegen. Die Verantwortlichen möchten den Fokus nun verstärkt auf das Thema Natur legen.

Inmitten der Coronakrise können die Tourismusverantwortlichen der Stadt Erfreuliches vermelden - wenn auch, was die bereits vergangene Saison betrifft: Die Übernachtungszahlen in Villingen-Schwenningen sind nach jahrelangen Verlusten zum zweiten Mal in Folge gestiegen - die Anzahl der Ankünfte hat sogar erstmals die 100.000er-Marke geknackt.

Die nackten Zahlen

Laut dem Statistischen Landesamt gab es 2019 in den 22 Beherbergungsbetrieben (23 im Jahr 2018) der Stadt 100.354 Ankünfte - das sind knapp 8000 mehr als im Jahr zuvor. Insgesamt wurden 170.607 Übernachtungen registriert (165.638 im Jahr 2018), die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 1,7 Tage (1,8). Das entspricht einer Auslastung von 36,9 Prozent (33,9 Prozent). Unter den knapp 100.000 Gästen befanden sich 16 .437 Menschen aus dem Ausland. Wie die verantwortliche Wirtschaft und Tourismus Villingen-Schwenningen GmbH (WTVS) berichtet, sind insbesondere Franzosen, Schweizer, Spanier, Italiener und Chinesen in VS unterwegs.

Drei starke Faktoren

Die WTVS führt das Plus von drei Prozent bei den Übernachtungszahlen auf gleich drei erfolgreiche Sektoren zurück, wie die Marketingverantwortliche Marissa Kopp und Wirtschaftsförderer Michael Voigt auf Anfrage unserer Zeitung erklären: "Neben dem starken Geschäftstourismus ziehen vor allem die naturnahe Lage im Schwarzwald sowie das vielfältige Kulturangebot viele Urlaubstouristen nach Villingen-Schwenningen". Dank der Investitionen in der jüngeren Vergangenheit, würden die Urlauber in VS auf ein "hochwertiges Übernachtungsangebot" treffen.

Dennoch beobachtet man auch in der Doppelstadt eine kontinuierlich sinkende Verweildauer. Während die Gäste im Jahr 2004 durchschnittlich drei Tage blieben, ist es derzeit noch knapp die Hälfte. Das sei jedoch auch im gesamten Baden-Württemberg so wahrzunehmen, betont Kopp.

"Dies ist auf ein generell verändertes Reiseverhalten zurückzuführen. Urlauber buchen immer öfter mehrere Kurzurlaube über das Jahr verteilt anstelle von wenigen längeren Aufenthalten", so die Marketingverantwortliche.

Maßnahmen ebnen Erfolg

Doch was wird seitens der WTVS getan, um für die reizvolle Doppelstadt zu werben? "Die WTVS vermarktet Villingen-Schwenningen als Reiseziel in Deutschland und den benachbarten Ländern", so Kopp. Demnach sei. die Stadt jährlich auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart vertreten und werbe mit einer Reihe von Prospekten für einen Besuch in der Doppelstadt. Auf der Südwest Messe sowie auf der Jobs for Future mache eine mobile Tourist-Info den Besuchern aus der Region Lust auf das kulturelle Angebot. Aber auch klassische Anzeigen in Printmedien oder die Präsenz in den sozialen Netzwerken werden für die Werbung genutzt.

Zudem zählt die Organisation von Veranstaltungen, um Besucher nach VS zu locken, zu den Maßnahmen der WTVS. Dazu gehören unter anderem im vergangenen Jahr die beiden Kunsthandwerkermärkte, die im Sommer und in der Vorweihnachtszeit stattfanden, sowie als ein Höhepunkt das SWR1 Pfännle mit Naturparkmarkt.

Positive Rückmeldung gibt es auch hinsichtlich der Stadtführungen, die sich steigender Beliebtheit erfreuen. Demnach nahmen im Jahr 2019 knapp 7300 Personen an über 500 Stadtführungen teil, laut WTVS entspricht das einem Plus von neun Prozent.

Wohin geht der Weg?

Doch das Ende der Fahnenstange ist für die Verantwortlichen noch nicht erreicht. Demnach sehen Kopp und Wirtschaftsförderer Voigt weiteres Potenzial im Ausbau der Infrastruktur für den Urlaubstourismus. Voigt: "Für die Beherbergungsbetriebe in Villingen-Schwenningen sind Urlaubstouristen ein wichtiges Standbein neben dem Geschäftstourismus und somit Schlüssel für eine hohe Auslastung der Betriebe."

In der Zukunft soll dabei das Thema Natur, welches bei Touristen landauf, landab immer bedeutender wird, eine noch größere Rolle spielen. Die Verantwortlichen wollen dabei die reizvolle Landschaft entlang von Brigach und Neckar nutzen. "Der Waldpfad Groppertal im Stadtbezirk Villingen ist eine Erfolgsgeschichte und erfreut sich immer größerer Beliebtheit", so Kopp. Analog dazu plant die WTVS deshalb für das Jahr 2021 einen neuen Qualitätswanderweg im Stadtbezirk Schwenningen.

Und ein Dauerbrenner bleibt auch weiterhin die Erschließung des Reisesegments, für welches es vor Ort bislang wenig Angebote gibt. Großes Thema hierbei: die Ansiedlung eines Wohnmobilstellplatzes. Nachdem der Standort an der Brigachinsel in Villingen (im Bereich der Mühlenstraße) aufgrund von Einwänden seitens dortiger Grundstückseigentümer zunächst als nicht realisierbar eingestuft wurde, forciert die Stadtverwaltung nun jüngst wieder das dortige Vorhaben. In der kommenden Sitzung des Technischen Ausschusses soll ein Vorkaufsrecht des dortigen Geländes sowie eine notwendige Bebauungsplanänderung in die Wege geleitet werden, um den Wohnmobilstellplatz doch noch zügig umsetzen zu können.

Zukunft nach Corona

Die Tourismus-Experten kommen aber nicht umhin, auch die derzeitige Situation angesichts der Corona-Krise in die Bilanz mit einfließen zu lassen. Denn klar ist: Für das Jahr 2020 ist mit einem Einbruch der Übernachtungszahlen zu rechnen. Von den internationalen Reisebeschränkungen wird demnach ebenso der hiesige Standort weiterhin betroffen sein. "Auch bei den Geschäftsreisenden ist davon auszugehen, dass der Weg zu einer Normalisierung noch länger andauert", sind sich Kopp und Voigt sicher.

Umso wichtiger sei es deshalb, Touristen aus dem Inland für einen Besuch in VS zu gewinnen. Unter dem Motto "Villingen-Schwenningen, wir kommen!" wolle die WTVS diesen Sommer das Hochfahren des Tourismus- und Freizeitstandorts mit einer Vielzahl von Marketingmaßnahmen begleiten - und so dafür sorgen, dass die Einbußen der Tourismusbetriebe zumindest teilweise kompensiert werden können. Ob das gelingt, bleibt aber abzuwarten.