Alexander Gambin ist deutscher Karaoke-Meister  Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Alexander Gambin ist deutscher Karaoke-Meister / Die Arbeit an der Stimme macht ihm Spaß / Am liebsten singt er R’n’B-Songs, Musicals und Balladen

Singen ist für Alexander Gambin mehr als nur ein Hobby. Der Villinger, der "im normalen Leben" bei der Stadtverwaltung im Referat des Oberbürgermeisters arbeitet, hat schon bei den Show-Castings für "Deutschland sucht den Superstar" mitgemacht – und ist unter den 60 besten Sängern bundesweit gelandet. Einen herausragenden Erfolg erreichte er vor anderthalb Monaten: Der Villinger darf sich seit 12. Mai deutscher Karaoke-Meister 2018 nennen.

Ein Pokal und eine Urkunde erinnern an die beiden besonderen Abende, als sich Gambin im bayerischen Brannenburg gegen die Konkurrenten aus ganz Deutschland durchsetzte. Dabei sei die Entscheidung, an der Meisterschaft überhaupt teilzunehmen, spontan gefallen, verrät der 37-Jährige. In zwei Runden hat er dann beim Karaoke-Wettsingen vier Songs präsentiert: "Am ersten Tag habe ich ›Unchained Melody‹ von Righteous Brothers und ›Shape of You‹ von Ed Sheeran gesungen. Mit diesen beiden Liedern bin ich weitergekommen." Am zweiten Abend waren es "Mary Mary" von Shackles und "Broken Vow" von Josh Groban als Finalsong. "Da habe ich an der Reaktion sofort gemerkt, dass der Song sehr gut ankommt. Er hat auch die Jurymitglieder emotional berührt. Ich habe als einziger Teilnehmer Standing Ovations bekommen", erinnert sich der Villinger – und strahlt.

"Es war ein eigenartiges Gefühl, als Sieger auf der Bühne zu stehen, da ich damit gar nicht gerechnet habe", gibt Gambin zu. Besonders viele Glückwünsche habe es dann in der Heimatstadt gegeben: "Die Reaktionen waren mega. Zum Teil haben mich einfach Menschen auf der Straße angesprochen und gratuliert."

Als Vertreter Deutschlands ging Gambin dann zur Euroke-Meisterschaft nach Kreta. "Dort hat es mir leider nicht gereicht", sagt er. Die Konkurrenz sei sehr stark gewesen, manche Teilnehmer hätten richtige Shows vorbereitet. "Trotzdem war es eine tolle Erfahrung", findet der 37-Jährige.

Er will auch all diejenigen ermutigen, sich beim Karaoke auszuprobieren, die gern singen und sich bis jetzt noch nicht auf die Bühne getraut haben. Beim Karaoke kann man gute Fortschritte machen, ist Gambin überzeugt. "Man lernt den Umgang mit dem Mikrofon, mit der Stimme, mit der Nervosität – und das alles in einem geschützten Rahmen", erklärt der Sänger. "Mit einem Karaoke-Abend im ›Capitol‹ in Schwenningen hat damals alles angefangen. Mittlerweile lebe ich meine Leidenschaft für Karaoke bei Veranstaltungen in ganz Baden-Württemberg aus. Dadurch habe ich viel Selbstbewusstsein bekommen."

Dank Karaoke hat Gambin vor 14 Jahren auch die Liebe zur Musik und die Begeisterung fürs Singen so richtig entdeckt. "Natürlich habe ich schon immer gern gesungen, auch als Kind, aber ich habe erst mit 23 Jahren mir selbst und den anderen diese Leidenschaft gestanden", erinnert er sich. Bei einer Silvesterparty sei er mit zittrigen Beinen nach vorne gegangen und habe gesungen: "Das ist dann richtig gut angekommen, und in dem Moment habe ich gedacht, ich muss was daraus machen."

So kam es, dass der Villinger seine musikalische Karriere im Gospelchor "Chorus Mundi" angefangen hat. Die ersten Solo-Partien kamen schnell dazu – und Gambin wurde klar, dass er sich auf diesem Gebiet weiterentwickeln und professioneller werden will.

"Ich wollte der Sache auf den Grund gehen und habe angefangen, Fachbücher zu lesen und Gesangsunterricht zu nehmen", erzählt er. Denn: Zum Singen gehört viel mehr, als nur Töne zu treffen. Man muss die Stimme schulen, auf den Atem achten – und auch lernen, wie man sich gibt, wie man beim Auftritt steht und welche Muskeln man beim Singen anspannt. "Es kann auch körperlich anstrengend sein", gibt Gambin zu. Von 2008 bis 2012 hat er an der Musikakademie in Villingen-Schwenningen eine Gesangsausbildung im Stimmfach Bariton gemacht, heute nimmt er einmal pro Woche Privatunterricht im Stimmfach Tenor und beschäftigt sich seither noch intensiver mit seiner Stimme.

Inzwischen kann er sich sein Leben ohne Musik und Konzerte nicht mehr vorstellen. Das Lampenfieber kommt auch heute noch vor jedem Auftritt, verrät der 37-Jährige: "Kurz davor ist der Herzschlag natürlich auf 180. Wenn ich aber vorne stehe und weiß, dass ich das Lied gut beherrsche, ist die Nervosität schnell abgebaut. Dann bin ich in meinem Element, dann läuft’s."

Bei der Songwahl ist er dabei ziemlich offen. "Rock oder Heavy Metal sind eher weniger für meine Stimme geeignet. Das ist aber auch nicht das Genre, das ich gern höre", räumt er ein. R’n’B-Songs dagegen, Musicals und Balladen seien "zum Singen wunderschön". Hauptsächlich englischsprachige Lieder hat der 37-Jährige in seinem Repertoire, aber auch auf Italienisch, Deutsch, Französisch und Spanisch kann man ihn singen hören.

Eine besondere Vorliebe hat Gambin mit den Jahren für die Klassik entwickelt. "Im klassischen Gesangsunterricht lernt man wirklich jede Nuance", schwärmt er. Und: "Wenn man den klassischen Ton richtig bedienen kann, ist es ein tolles Sound-Erlebnis. Man holt einfach alles aus sich heraus." Wenn Gambin bei klassischen Konzerten auftritt, kommen seine Freunde zwar sehr selten – "bis auf die Hardcore-Fans", gibt er augenzwinkernd zu. "Aber sie alle verstehen mein Interesse für klassische Musik und finden es toll", weiß der Villinger.

Mittlerweile kann der 37-Jährige auf viele besondere Highlights zurückblicken. Eines davon ist die Aufführung der Oper "Hänsel und Gretel", bei der er 2015 in Rottweil die Rolle des Vaters gespielt hat: "Es war eine Self-Made-Produktion von meiner Gesangslehrerin Birgit Wagner-Ruh." Dort musste der Villinger auch schauspielerisch aktiv werden – eine Herausforderung.

"Ein Riesen-Highlight war natürlich auch die Teilnahme am DSDS-Casting vor zwei Jahren, das war total cool", sagt Gambin. "Ich bin ja ein Mega-Fan von dieser Sendung und habe jede Staffel gesehen. Also musste ich nicht lange überlegen, ob ich hingehe, als sie nach Villingen kamen", erinnert er sich.

Auch für seine künstlerische Zukunft hat der Villinger noch einiges vor: "Es ist vor allem wichtig, nicht stehenzubleiben, sondern immer besser zu werden. Ich will mich ständig weiterentwickeln,die Töne in die Höhe ausbauen, aber auch an meiner Performance arbeiten und noch souveräner werden." Eine besondere Ambition ist die Teilnahme am Casting für "The Voice".

"Ich liebe es, beim Singen kreativ zu sein und zu experimentieren. Ich will ein Lied nicht fünfmal gleich singen, ich versuche immer, andere Phrasierungen, andere Nuancen reinzubringen", sagt Gambin. Denn: "Gerade das macht die Sache doch interessant. Und wenn man seine eigene Version aus einem Song macht, dann ist man ein Künstler."