Fußballberichterstattung im Fernsehen der etwas anderen Art: Eine Reporterin berichtet über die Absage. Foto: von Ditfurth

Betroffenheit über Anschläge ist aber groß. Kubon: "Fühle mich weder unsicherer noch verspüre ich größere Ängste".

Villingen-Schwenningen - Angst? Enttäuschung? Trauer? So vielfältig wie die Meldungen zu den Terroranschlägen in Paris aber auch die Vorkommnisse in Hannover, die zur Absage des Fußballländerspiels am Dienstagabend geführt hatten, ist die Gemütslage der Doppelstädter.

Vielen ergeht es dabei offensichtlich wie dem Oberbürgermeister Rupert Kubon: "Mein Verhalten wird sich durch die Ereignisse der letzten Tage nicht ändern. Ich persönlich fühle mich weder unsicherer noch verspüre ich größere Ängste als vor den Anschlägen in Paris – ungeachtet der Tatsache, dass es für die Betroffenen natürlich etwas ganz Schlimmes ist."

Ein Internet-Nutzer beantwortete die Frage unserer Facebook-Redaktion nach seiner Gemütslage unter dem Namen F. Silberstein folgendermaßen: "Keine Angst. Brust raus und für unsere demokratischen, freiheitlichen Werte einstehen. Islamisten und ihren rechtsextremistischen Brüdern Kontra geben und Flüchtlinge an die Hand nehmen und bei der Integration helfen. Alles andere ist kontraproduktiv."

Viele verfolgten am Dienstagabend geschockt die Terrorwarnungen von Hannover und saßen gebannt vor den Bildschirmen, auf welchen sie eigentlich das Fußballspiel von Deutschland gegen die Niederlande sehen wollten.

Im "Hüttle" in der Färberstraße Villingen saß knapp eine Handvoll Zuschauer vor dem Bildschirm, freute sich auf das Länderspiel, "und dann kam die Durchsage" mit der Absage, erinnert sich Gastronom Werner Hergert. Große Aufregung? Mitnichten! "Sicherheit geht vor, klar", das stand auch für Hergert außer Frage. Aus dem geplanten Fußballabend wurde dann eben das gemeinsame Nachrichten-Schauen.

Ein Phänomen, das sich zur gleichen Zeit, am anderen Ort – im Schwenninger Lokal Planet-Sports – ebenso zugetragen hat. "Zuerst einmal waren alle erstaunt", schildert Inhaber Sascha Zivkovic im Gespräch mit unserer Zeitung. Eine große Überraschung sei die Spielabsage trotzdem nicht gewesen, "man war ja irgendwie darauf vorbereitet". Mancher, der im Vorfeld sogar seinen Platz für den Fußballabend im Planet-Sports reserviert hatte, war am Abend gar nicht mehr gekommen. Unter den Dagewesenenen wurde die Entscheidung zur Spielabsage durchaus kontrovers diskutiert: "Viele fanden es übertrieben, alle waren ein bisschen entttäuscht", erzählt der Gastronom. Und auch ein wenig Wut auf die Terroristen wird spürbar, wenn er an die Anschläge in Paris denkt und klarstellt: "So etwas hat nirgendwo etwas verloren, in der Politik auch nicht, aber im Sport erst recht nicht!" Er hoffe nun einfach, "dass das jetzt endlich mal ein Ende hat".

Waren es am Dienstagabend die Gastronomen bei den Fernsehübertragungen, so sind es in der Tourismusbranche auch die Reisebüros, welche die Auswirkungen spüren. Eines von ihnen betreibt Klaus Sigwart in der Villinger Rietstraße. Ja, bestätigt er, die Leute seien derzeit eher zurückhaltender, was Urlaubsbuchungen anbelange. Auch der zurückliegende Terroranschlag in der Türkei wirke sich noch aus oder der neuerliche Flugzeugabsturz in Ägypten, der auf einen Anschlag zurückzuführen sein soll. Ein Phänomen, das Sigwart schon oft in vergleichbaren Situationen beobachtet hat: "Die Kunden sind verhaltener wegen der ganzen Ereignisse, das muss alles erstmal verdaut werden."