Um Erinnerungskultur und Kunst ging es bei der Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative Pro Stolpersteine. Der Schwenninger Künstler Axel Heil brachte dazu ganz persönliche Erinnerungskunstwerke mit. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Bürgerinitiative Pro Stolpersteine veranstaltet nach den Kommunalwahlen am Sonntag, 25.

Die Bürgerinitiative Pro Stolpersteine veranstaltet nach den Kommunalwahlen am Sonntag, 25. Mai, eine weitere Podiumsdiskussion im Villinger Martin-Luther-Haus zum Thema Erinnerungskultur und Politik. Der Termin wird noch bekanntgegeben.

Am Montag, 12. Mai, findet – ebenfalls im Martin-Luther-Haus – die Gründungsversammlung des Vereins Pro Stolpersteine statt. Beginn ist um 20 Uhr.

Villingen-Schwenningen (bn). Mit rund 70 Zuhörern war die von der Bürgerinitiative Pro Stolpersteine am Montag im Villinger Martin-Luther-Haus veranstaltete Diskussion zum Thema Erinnerungskultur aus Sicht der Kunst so gut besucht wie die erste Auflage unter historischen Aspekten. "Ihre Initiative hat schon erreicht, was auch die Stolpersteine wollen – dass sich die Menschen Gedanken machen", lobte Hanna Lehmann, und Jörg Tisken mahnte: "Ohne gut vernetzte Erinnerungskultur können künftige Generationen nicht begreifen, was damals passiert ist." Die Studienleiterin für Kunst an der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg und der Kulturjournalist und Kunst-kritiker aus Trossingen waren der Einladung der Initiative gefolgt. Unter der Moderation des Journalisten Hans-Peter Mattes kamen die weiteren Podiumsmitglieder, der hiesige Künstler Axel Heil und der Geschäftsführer des Villinger Kunstvereins, Bernhard Fabry, sowie das Publikum zu dem Schluss, dass Kunst zum Gedenken, als Mahnung und als Botschaft für die Zukunft adäquates Mittel und "eine Form von Sprache" sei. "Sie funktioniert meist sogar schneller", fand Axel Heil.

Die Zeit der großen Mahnmale sei jedoch vorbei, war sich das Podium einig. Die flächendeckende Kunstform der Stolpersteine von Günter Demnig sei dagegen "ein sehr gutes Zeichen, nicht an einen unfassbaren Akt, sondern an einzelne Personen und ihren letzten freiwillig gewählten Aufenthaltsort zu erinnern", so Hanna Lehmann. Besonderen Gefallen fand Bernhard Fabry am Stolperstein, weil er in "zurückgenommener Ästhetisierung" gestaltet sei und als Teil von Konzeptkunst in den Hintergrund trete. Heil sah darin eine "Analogie der Bescheidenheit der Mittel". Aus unvorstellbaren sechs Millionen Toten trete das Individuum aus der Menge heraus. "Wir können unser Gedenken auf den Menschen fokussieren, das geht bei großen Gedenktafeln nicht."

Eine Zuhörerin schilderte den Bericht einer Schulklasse, die beim Besuch eines Konzentrationslagers dem großen Ganzen einigermaßen "hilflos" gegenübergestanden sei. Der Anblick von zurückgebliebenen Koffern mit persönlichem Inhalt habe bei jedem Schüler jedoch "etwas ausgelöst".

Ob Stolperstein oder eine andere Form individualisierter Erinnerung – Zustimmung erhielt Jörg Tisken für seine Sorge um "eine friedliche Zukunft unserer gefährdeten Welt – die Anleitung zum Frieden ist eine wichtige Aufgabe".

Jedes Podiumsmitglied hatte ein Kunstwerk mitgebracht, das mit persönlichen Erinnerungen verbunden ist.