Taubenhäuser, wie dieses, sind auch für Tierschützer die Lösung. Foto: Huber

Freie Wähler wollen Experten einschalten. Unterstützung vom Tierschutz.

Villingen-Schwenningen - Zentimeterdicker Kot, Geflatter in der ganzen Stadt: Viele Bürger sehen beim Thema Tauben seit Jahren rot. Trotz einer Abfuhr im Gemeinderat lassen die Freien Wähler nicht locker. Die Taubenplage müsse gelöst werden, so Berthold Ummenhofer und stellt erneut Schlag oder Haus zur Diskussion.

Für die Freien Wähler hat sich nach der Taubenschlappe im Gemeinderatsgremium 2015 nichts geändert. Für den Villinger Architekten und Freien Wähler Andreas Flöß sowie seinen Fraktionskollegen Berthold Ummenhofer kommt die Stadt VS um Taubenschläge oder -häuser nicht herum.

"Wir brauchen so etwas hier in Villingen und Schwenningen." Bereits im Juli 2015 greifen die Freien Wähler das Thema auf. Doch die Mehrheit im Gemeinderat blockt den Antrag ab, in beiden großen Stadtbezirken einen "kontrollierten Taubenschlag versuchsweise" zu installieren. Die Verwaltung sieht keinen Bedarf, hält sie die Taubenpopulation in VS, im Vergleich zu anderen Städten, doch für überschaubar.

Nach wie vor Ärgernis

Die Initialzündung für den Vorstoß gibt vor Jahren der Verein Menschen für Tiere, dessen mittlerweile verstorbener zweiter Vorsitzender Karlheinz Strittmatter will damals einen Schlag für Tauben einrichten, um deren Vermehrung kontrollieren zu können, nach dem Prinzip: Tausche Tauben- gegen Gipseier. Die Idee Strittmatters, die nicht weiter verfolgt wird: Im ehemaligen Alten Kaufhaus nahe des Münsterplatzes soll das Vorhaben umgesetzt werden.

Der Tauben-See ruht zwar kommunalpolitisch seither, doch für viele Bürger sind die Vögel nach wie vor ein Ärgernis. Nicht nur deshalb haken die Freien Wähler erneut nach. Im Juli 2017 landet der nächste Antrag bei der Stadt: Ein Experte solle sich der Taubenproblematik annehmen, Brennpunkte in den beiden Stadtbezirken analysieren, Lösungsansätze aufzeigen und vor allem den Stadträten berichten, was das Ganze kostete, einmalig und auch in der Folge, erläutert Ummenhofer auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. "Wir brauchen Lösungen für diese ständig zunehmende Taubenplage in VS." Das zuständige Amt der Stadt reagiert, vertröstet auf 2018, "wegen der hohen Arbeitsbelastung". Ummenhofer und seine Ratskollegen haben Verständnis, "es ist sicher nicht das wichtigste Thema, aber wir dürfen es nicht aus den Augen verlieren."

Viel Geld für Schutz

Was sich die Freien Wähler für VS vorstellen könnten, wird in anderen Kommunen wie Stuttgart, Tübingen oder Rottweil erfolgreich umgesetzt. Bei Taubentürmen oder Schlägen werden die Tiere kontrolliert gefüttert. Die Crux an der Geschichte: Die bebrüteten Eier werden dabei durch Gips, Ton- oder Kunststoffeier ersetzt. Bleibt die Frage der Betreuung des Taubenschlags, die unterschiedlich geregelt werden kann. In Rottweil beispielsweise kommt ein Taubenschlag in der Innenstadt durch eine Privatinitiative zusammen. Die Stadt beteiligte sich zumindest finanziell am Ausbau des Taubenschlags. "Rottweil, ein super Beispiel", lobt Thorsten Kuchenbecker, Taubenwart des Tierschutzvereins VS, das Projekt. "Nur so können wir die Tiere aus der Stadt bekommen." Ganz VS, fügt er hinzu, leide doch unter den Verunreinigungen der Tiere. Und: "Ein Fütterungsverbot könne man nur aussprechen, wenn die Tiere an anderer Stelle gezielt gefüttert werden."

Wenn das Thema auf Innenstadt-Tauben kommt, fällt manchen Bewohnern wie Uwe Strittmatter einiges ein: die Ausmaße der Verschmutzung, die Maßnahmen dagegen und vor allem die Kosten. Immer wieder habe er zentimeterhohe Kotschichten von der Fassade mit dem Spachtel weggekratzt. Was er nicht alles gegen den Taubendreck unternommen habe: Baumelnde Kunststoff-Raben, Duftstoffe, Tauben-Gitter. Erst eine Spezialfirma aus dem Bodenseeraum kann zumindest das Fassaden-Problem lösen: ein fast 5000 Euro teures Spezialnetz, das über die obere Fassade gespannt wurde. Strittmatter hat noch eine andere Idee, was den Standort anbelangt: "Warum setzt man das Taubenhaus nicht in die Anlagen: Das wäre am pflegeleichtesten."

Keine Hochzeits-Flüge

Und noch eine weiteres Taubenkapitel lässt Berthold Ummenhofer keine Ruhe. "Die Unsitte, bei Hochzeiten, Tauben fliegen zu lassen." Ummenhofer sieht darin einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und möchte bei der Stadt ein Verbot erwirken. Mit dieser Meinung steht der Stadtrat nicht alleine da. Auch Tierschutzorganisationen wettern.

Denn: Die Tauben werden ihrem Heimatschlag entnommen und an unbekannte Orte transportiert. Auf ihren Flügen zum Heimatschlag zurück seien die Tiere großen Gefahren ausgesetzt. Immer häufiger berichten Tierfreunde vom Fund orientierungsloser und ausgehungerter weißer Tauben.