Ralph Wurster ist Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Bezirk Schwarzwald-Hegau. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Südwestmetall: Arbeitgeberverband optimistisch / Ein Gespräch mit Geschäftsführer Ralph Wurster

Schwarzwald-Baar-Kreis. Optimistisch geht der Arbeitgeberverband Südwestmetall ins neue Jahr. Nur die aktuell laufenden Tarifverhandlungen geben Ralph Wurster, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau, Anlass zur Sorge. In den Vorjahren sei es letztlich immer gelungen, mit dem Tarifpartner eine Einigung zu erzielen, bestätigt Wurster. Doch dieses Mal sei es besonders kompliziert: Denn die IG Metall fordert das Recht für alle Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie (M+E), die Arbeitszeit zeitweilig von 35 auf 28 Stunden absenken zu können. Über eine individuelle temporäre Absenkung der Arbeitszeit könne man ja reden, so Wurster, aber nur wenn gleichzeitig andere Beschäftigte auch länger arbeiten dürften, um das Arbeitsvolumen insgesamt zu erhalten. Die IG Metall sei hierzu aber bislang nicht bereit gewesen. Außerdem verlange sie einen Teilentgeltausgleich für bestimmte Beschäftigtengruppen, wenn sie nachweisen, dass sie Kinder betreuen oder Angehörige pflegen. Das, so stellt Wurster fest, "würde die Arbeitskosten weiter massiv in die Höhe treiben". Der Durchschnittsverdienst eines Beschäftigten in der Branche liege aber bereits bei 64 000 Euro im Jahr. Faktisch würden diejenigen, die in den Genuss der Arbeitszeitreduzierung mit Entgeltausgleich kämen, pro Stunde mehr verdienen als Beschäftigte, die sich bereits jetzt in einem Teilzeitarbeitsverhältnis befinden, rechnet Wurster vor. Das sei diskriminierend, insbesondere für Frauen, die überproportional in Teilzeit arbeiteten. Damit sei die Gewerkschaftsforderung schlicht rechtswidrig. Schon heute, so meint Wurster, reichten die Renditen vieler Metall- und Elektrounternehmen nicht, um die notwendigen Investitionen in Deutschland zu tätigen. Die Sozialpartner befänden sich deshalb in der gemeinsamen Verantwortung, "einen zukunftsfähigen und nicht zu teuren" Abschluss zu finden. Deshalb habe Südwestmetall das Angebot einer Einmalzahlung von 200 Euro und einer Lohnerhöhung von zwei Prozent gemacht. Ein Rechtsgutachten hat dem Arbeitgeberverband bestätigt, dass Streiks für einen Teilentgeltausgleich rechtswidrig wären. An einer gerichtlichen Auseinandersetzung sei dem Arbeitgeberverband aber nicht gelegen, erklärt Wurster und verweist darauf, dass es bisher stets gelungen sei, eine Einigung mit der Gewerkschaft zu erzielen. Die Mitgliedsbetriebe der Südwestmetall-Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau starten mit positiver Einstellung in das neue Jahr. "Es läuft sehr ordentlich. Die meisten sind zufrieden ins Jahr 2018 gestartet", berichtet Wurster. "Der größte Teil der Unternehmen meint, dass es genauso läuft wie 2017". 30 Prozent meinen, dass es eher noch besser werden könnte, zehn bis 15 Prozent gehen von einer schlechteren Auftragslage aus.

Ein Problem stellt der Facharbeitermangel dar, der, so fürchtet Wurster, durch die Forderung auf Arbeitszeitreduzierung mit Teilentgeltausgleich noch verschärft werden könnte. Er kritisiert, dass Möglichkeiten zur Verbesserung von Kindererziehung und Pflege von den Arbeitgebern verlangt werde, was eigentlich Aufgabe der Politik sei. Die Belegschaft profitiere von der guten Auftragslage bei erfreulichen Rahmenbedingungen. Doch "Unwägbarkeiten" bleiben, wie sich beispielsweise der Brexit und der zukünftige Ölpreis entwickeln werden. Auch den Nordkorea-Konflikt und die "Unsicherheiten verbreitende Politik des US-Präsidenten" sieht Wurster als Risikofaktor. Zudem habe Deutschland immer noch keine neue Regierung. "Digitalisierung und Umstellung auf emissionsfreie Antriebe stellen die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie vor gewaltige Herausforderungen", stellt Wurster fest. Ein leistungsfähiges Breitbandnetz sei dringend notwendig, doch der Ausbau könnte nach Ansicht der Mitgliedsunternehmen schneller sein .Ein wachsender Fachkräftemangel drohe außerdem das Wirtschaftswachstum zu verlangsamen. Denn die Stimmung in den Unternehmen sei ordentlich, "und es entstehen viele freie Stellen". Den Unternehmen falle es aber trotz der guten Verdienstmöglichkeiten in der Branche immer schwerer, auf dem leergefegten Arbeitsmarkt geeignete Bewerber zu finden, vor allem in den ländlichen Räumen. Asylbewerber könnten zwar den Facharbeitermangel nicht beheben, wenn aber Sprachkenntnisse und eine Ausbildung vorhanden seien, kämen sie in Frage. Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie hätten deswegen mehr Ausbildungsplätze angeboten als in den Vorjahren. "Nach Plan" läuft der Neubau der Südwestmetall-Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau gegenüber dem Landratsamt in Villingen. Im Juni sollen das Verwaltungsgebäude mit Solaranlage auf dem Dach und überdachten Parkplätzen fertiggestellt sein, erklärt Geschäftsführer Ralph Wurster. Die Eröffnung mit einem Fest ist für Herbst vorgesehen.