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"Rettet unser Freibad!" Kleinod vom Aussterben bedroht. Sanierungskosten noch nicht absehbar.

Villingen-Schwenningen - "Rettet unser Freibad!" – dazu rufen die Tannheimer nun die breite Öffentlichkeit auf, denn das kleine, feine Familienbad ist vom Aussterben bedroht.

2018 rettete es manchen Doppelstädtern den Hitzesommer. Das Kneippbad war noch geschlossen, da pilgerten sie nach Tannheim. Und überhaupt tun dies ungeachtet dessen jahrein, jahraus auch Doppelstädter oder Badegäste aus der Region. Klein, fein, familienfreundlich und idyllisch gelegen ist das Kleinod in Tannheim. Nun aber leider auch vom Aussterben bedroht, denn: Das Tannheimer Freibad muss saniert werden. Wie teuer das ist, soll noch ein Gutachter klären – erst im Sommer soll das entsprechende Schriftstück fertig sein. Und dann hängt noch alles vom guten Willen des Gemeinderates ab, ob ein Einmalzuschuss für die Sanierungsarbeiten gewährt wird, oder dem Förderverein anderweitig unter die Arme gegriffen wird.

Seit 14 Jahren stemmen die Ehrenamtlichen Unglaubliches: Sie schaffen es mit riesigem Engagement, das kleine Bad nicht nur zu erhalten und jedes Jahr zur Freibadsaison zu öffnen. Bei lediglich 35.000 Euro jährlichem Zuschuss gelingt es ihnen, das Freibad seither sogar wirtschaftlich zu betreiben: 280 000 Euro Rücklage haben die Freibadfreunde in Tannheim über die Jahre gebildet.

Doch gemessen an dem, was auf sie zukommt, ist auch das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, weiß Karl-Heinz Bartsch-Pubanz vom Förderverein Tannheimer Freibad. Wie groß die nun erforderliche Summe für die Sanierung genau ist, ist noch unklar. Mit einer Million Euro muss aber laut Diskussionen im Gemeinderat des Oberzentrums gerechnet werden. Ein Kraftakt, der für einen Verein alleine zu groß ist.

Dabei ist die Tatkraft riesig. Das anerkennt auch die Ortsvorsteherin Anja Keller: "Ich bin wirklich stolz auf jeden, der sich hier einbringt", sagt sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Sie weiß: "Ganz Villingen-Schwenningen profitiert von unserem Bad." Und dass es überhaupt etwas zu profitieren gibt, das sei der Verdienst der Ehrenamtlichen. Die Liste ihrer Aufgaben ist ellenlang: sie sind ehrenamtlicher Bademeister am Wochenende sitzen an Kasse und Kiosk, putzen und streichen die Becken vor der Saison, pflegen die Grünanlagen und mähen die 10 000 Quadratmeter Rasen, sie reinigen tagtäglich die Sanitäranlagen und die Duschen, reparieren, kümmern sich um die unerlässliche Technik wie Heizung, Filter und Pumpe und stehen sogar mit selbst gebackenem Kuchen auf der Matte, die dann im Kiosk verkauft werden.

Schon bald geht es wieder daran, das kleine Idyll herzurichten für die Saison. Wie all die Jahre zuvor wartet man auch diesmal in bangen Minuten darauf, was passieren wird, wenn man das Wasser ablässt: "Haben wir wieder mal einen Rohrbruch?", spricht Sybille Bippus aus dem Vorstand des Fördervereins die bange Frage aus. Die böse Überraschung gab es allzuoft und mündet gewöhnlich in eine Riesenbaustelle.

Doch wenn die ersten Badegäste auch dieses Jahr wieder ins Tannheimer Freibad strömen, dann bekommen sie von alledem nichts mit außer dem puren Badevergnügen. Dem frönen auch viele Badegäste aus Brigachtal besonders gerne, verrät Bartsch-Pubanz, der Brigachtaler Bürgermeister Michael Schmitt habe deshalb bereits überlegt, ob ein Shuttlebus, der ein paarmal täglich ins Tannheimer Freibad fährt, Sinn machen könnte – die Tour des Linienbusses sei trotz der nur drei Kilometer Entfernung viel zu lang, ergänzt Bartsch-Pubanz. Aus Rietheim, Pfaffenweiler und Tannheim kommen die Schulen zum Schulschwimmen ins örtliche Freibad, freut sich die Vereinsvorsitzende Doris Riesle. Sie und ihre Mitstreiter hoffen, dass auch das ein gewichtiges Argument im Kampf um das kleine Dorfschwimmbad ist.

Gemeinsam wollen sie diesen Kampf aufnehmen. 2019 starten sie deshalb eine große Spendenaktion, deren Schirmherr kein geringerer ist als der ehemalige deutsche Skispringer und zweimalige Gesamtweltcup- und 28-fache Weltcup-Sieger Martin Schmitt. "Ich hoffe sehr, dass es gelingt, dass Tannheimer Schwimmbad zu erhalten", schrieb Martin Schmitt an Karl-Heinz Bartsch-Pubanz.

Dieser steckt schon vor der Jahreshauptversammlung des Fördervereins am 26. April bis über beide Ohren in Arbeit für das große Rettungsprojekt. Die Liste der geplanten Aktionen ist lang: Ein Wassersporttag mit den Schulen in Tannheim, Pfaffenweiler und Rietheim ist geplant, verschiedene Schwimmkurse stehen auf der Agenda, ein Kinderflohmarkt soll wieder stattfinden, ein buntes Programm wird beim Freibadfest am 7. Juli geboten, und darüber hinaus gibt es Überlegungen für einen Kino-Abend im Freibad, zählt Bartsch-Pubanz auf.

Doch damit nicht genug, es gibt eine weitere Neuerung: Ab dem 26. April kann neuerdings eine Goldene Eintrittskarte für 500 Euro bestellt werden – diese berechtigt dann zum lebenslangen freien Eintritt in das Tannheimer Freibad und hat sich bei regelmäßigen Schwimmern nach wenigen Jahren amortisiert (Eintrittspreis Einzelticket 2,90 Euro). Die erste Goldene Eintrittskarte ist quasi schon verkauft, "an Frau Keller", lässt Bartsch-Pubanz mit Blick auf die Ortsvorsteherin wissen, die nickend lächelt. Über eine große Kampagne und einen Imagefilm, der in Auftrag gegeben wurde, will Tannheim die Werbetrommel rühren, um das Tannheimer Freibad zu retten.