Hoher Besuch beim Galaabend in der Neuen Tonhalle anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Nachsorgeklinik Tannheim: Klinikgeschäftsführer Roland Wehrle (Mitte) begrüßt Sozialminister Manfred Lucha (links) und Karl Friedrich von Hohenzollern, der mit seiner Band "Royal Groovin’" am Abend für die Musik sorgt. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Galaabend: Sozialminister lobt Arbeit der Nachsorgeklinik / Wechsel an der Führungsspitze steht bevor

Beim Galaabend anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Nachsorgeklinik Tannheim blickte Geschäftsführer Roland Wehrle auf Erreichtes zurück – und blickte angesichts einiger Probleme gleichzeitig sorgenvoll gen Zukunft.

VS-Tannheim. Vor 20 Jahren habe man eine "herausragende Institution" geschaffen und seither "Großartiges geleistet" – Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg, dankte der Nachsorgeklinik Tannheim beim Galaabend in der Neuen Tonhalle für ein "sensationelles Engagement". Mitbegründer, Sponsoren, Freunde, Mitarbeiter und Patientenfamilien feierten das Jubiläum mit Menü, Musik, Ehrungen langjähriger Mitarbeiter und Talkrunden, in denen die Anliegen der Klinik deutlich wurden.

Erfolg der Institution hängt auch von Spendenbereitschaft ab

Geschäftsführer Roland Wehrle machte keinen Hehl daraus, dass die erfolgreiche Arbeit für die Rehabilitation von krebs-, herz- und mukoviszidosekranken Kinder und Jugendliche nur mit Hilfe von bisher 47 Millionen Euro Spenden geleistet werden konnte und dass für den Klinikbetrieb nach wie vor 600 000 Euro pro Jahr an Spenden generiert werden müssen. Dabei habe man mit dem familienorientierten Behandlungskonzept "Gesundheitsgeschichte geschrieben".

Man habe sich in 20 Jahren auch durch "Zweifler und Stänkerer" nicht irritieren lassen, so Wehrle, und mittlerweile nicht nur die Patienten, sondern auch Fachkliniken von sich überzeugt. Die positiven Rückmeldungen von Patientenfamilien geben Kraft. Sie hätten die Tannheimer Klinik als "Ort der Geborgenheit" und "Insel im Meer der Sorgen" erlebt.

Schwierigkeiten mit den Versicherungen habe es immer gegeben, erinnerte Wehrle. Erst Ende 2016 habe die familienorientierte Rehabilitation durch das Flexi-Rentengesetz eine Absicherung erfahren. Dennoch: "Das Haus ist gefährdet", gab Wehrle unumwunden zu. "Wir finden keine Ärzte." An die Politik richtete er händeringend den Appell, für ausreichend hohe Pflegesätze zu sorgen und dafür, dass die Grundlohnsummensätze wegfallen. "Wir brauchen ausreichend viele Fachärzte – und in Tannheim die besten", sagte er und beklagte die lediglich 6900 Studienplätze für Humanmedizin bei einer gleichzeitigen Bewerberzahl von 46 000. "Ich bitte herzlich darum, dass man uns hilft", schloss er.

Minister Lucha hielt sich mit Versprechungen gegenüber Wehrle sehr zurück. Er beschränkte sich auf die Erinnerung daran, dass das Land 1997 die Baukosten der Klinik von 12 Millionen Euro mit drei Millionen Euro bezuschusste und versprach immerhin, zu helfen "die dunklen Wolken wegzuschieben". Er zeigte sich beeindruckt, "was erreicht werden kann, wenn es gelingt, Menschen für eine Idee zu begeistern" und bezog sich dabei auf die Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge, deren Vorsitzender Roland Wehrle seit 27 Jahren ist.

Als "maßgeblicher Mitbegründer und Initiator" komme Wehrle höchste Anerkennung zu, sagte Lucha und dankte dem Klinik-Geschäftsführer auch im Namen des Ministerpräsidenten.

Wehrle wird zum Jahresende mit Erreichen des Rentenalters seinen Posten als Klinikchef nur noch zu 60 Prozent wahrnehmen, zu 100 Prozent aber Stiftungsvorsitzender bleiben. Seine Nachfolge als Geschäftsführer wird – zu 100 Prozent – Thomas Müller, bisheriger Prokurist und Kaufmännischer Leiter, antreten.