Über 7000 Temposünder gingen dem Blitzer ins Netz. Foto: Eich

Stadtverwaltung attestiert Blitzeranhänger hohe Wirksamkeit. Über 150.000 Euro eingenommen. Mit Video

Villingen-Schwenningen - Die Stadtverwaltung hat keinen Zweifel daran: Der Blitzeranhänger erfüllt voll und ganz seinen Zweck und soll deshalb gekauft werden. Untermauert wird der Vorschlag mit einer vielsagenden Statistik.

Zwei Monate lang hat die Stadt den Blitzeranhänger "Enforcement Trailer" getestet, der innerhalb kürzester Zeit zum Hassobjekt zahlreicher Autofahrer wurde.

Nun wird klar, warum: Während des Testzeitraums hat die Anlage über 7000 Temposünder in Villingen-Schwenningen erwischt. Die Stadt zeigt sich zufrieden damit. Und zwar nicht, weil so viele Autofahrer "geblitzt" wurden, sondern viel mehr, weil die Verstöße laut Verwaltung dank des Einsatzes der Messanlage reduziert werden konnten.

All dies wird in der Beschlussvorlage für den Verwaltungs- und Kulturausschuss und Gemeinderat festgehalten. Auf Vorschlag der Verwaltung sollen die Stadträte deshalb den Kauf der knapp 170.000 Euro teuren Anlage absegnen.

Wie bereits mehrfach betont, würden zahlreiche Fakten allein hinsichtlich der Bedienung des teilstationären Radargeräts für den Kauf sprechen. Angeführt wird die Einsatzfähigkeit über mehrere Tage am gleichen Standort, wobei die Anlage aber auch flexibel an verschiedenen Orten abgestellt werden kann. Und: Im Gegensatz zu den mobilen Messanlagen wird, abgesehen vom Aufbau und der Auswertung, kein Personal gebunden. So arbeitet die Anlage Tag und Nacht völlig autark.

Angefüttert wird der Beschlussvorschlag aber auch mit umfangreichen Statistiken zum achtwöchigen Testeinsatz. An vier Standorten habe die Stadt den "Superblitzer" jeweils rund zwei Wochen getestet und dabei zahlreiche Verstöße festgestellt.

Zunächst hat das zuständige Bürgeramt die Anlage im Fürstenbergring aufgestellt. Der Grund: Anwohner hätten sich im Februar 2019 über "Raser" beschwert. Dies hätte sich bei einer Datenerhebung mittels eines Geschwindigkeitsinformationssystems bestätigt. Insgesamt wurden hier aber lediglich 492 Verstöße festgestellt, wobei ein Fahrzeug die Geschwindigkeit um 41 bis 50 Stundenkilometer überschritten hatte.

In der Neckarstraße, in der dortigen 30er-Zone am Alten- und Pflegeheim, hat man 3766 Fahrzeug "geblitzt" – so viele wie an keiner anderen Stelle während des Tests. Allein hier habe man 84 000 Euro durch die Bußgeld eingenommen. Gleichzeitig wurde laut Stadt die Verstoßquote von durchschnittlich 16 Prozent auf 5,6 Prozent gesenkt.

An der Bundesstraße 33 im Bereich Villingen gerieten 1324 Verkehrsteilnehmer ins Visier des Anhängers – mit zum Teil krassen Verstößen. Im 80er-Bereich hat die Stadt demnach drei Überschreitungen um 41 bis 50 Stundenkilometer festgestellt, zwei zwischen 51 und 60 Stundenkilometer und ein Fahrzeug war sogar zwischen 61 und 70 Stundenkilometer zu schnell, wobei letzteres ein Bußgeld von 440 Euro nach sich zog. Gesamteinnahmen an der B 33: 29 760 Euro.

Im Bereich der Klosterringschule hat der "Superblitzer" 1491 Verstöße festgestellt. Die Besonderheit an dieser Stelle: Tagsüber gilt hier wegen der Schule Tempo 30, nachts darf 50 Stundenkilometer schnell gefahren werden. Dies wird laut Stadt aber auch entsprechend von der Anlage berücksichtigt. Die Verstoßquote konnte hier demnach von knapp 13 Prozent auf 4 Prozent gesenkt werden.

Die Stadtverwaltung betont deshalb, dass der Einsatz des Messanhängers – auch rund um die Uhr – zu einer "nennenswerten Reduzierung der Verstöße an den Messstellen geführt hat". So hätten sämtliche durchschnittliche Verstoßquoten der besagten Straßen in den vergangenen Jahren höher gelegen. "Insofern kann dem Gerät eine hohe Wirksamkeit und Sicherheitsrelevanz attestiert werden", zieht das Bürgeramt Bilanz.

Es gibt jedoch noch einen netten Nebeneffekt: Die 7073 Verstöße haben ein Gesamtbußgeld von 153 960 Euro zur Folge. Abzüglich der Mietkosten (drei Prozent der Einnahmen) blieben deshalb nach dem Test knapp 150 000 Euro hängen. Die Finanzierung des Anhängers kann deshalb im Grunde aus dessen Einnahmen erfolgen. Der Anhänger würde sich demnach binnen weniger Monate amortisieren, weswegen die Hemmschwelle, das Geräte zu kaufen, gering sein dürfte.

Und: Er sei laut Stadt ein wirksame Anlage, um die Verkehrssicherheit zu steigern, Geschwindigkeitsverstöße zu verhindern, Verkehrsteilnehmer und Anwohner vor Lärm und Abgasen zu schützen und zudem die "Autoposerszene" einzudämmen.