Stars und Sternchen: Autokonstrukteur und Lebemann Egon Brütsch stirbt vor 30 Jahren in Schwenningen

VS-Schwenningen. Schon seit eh und je haben sich auf der Südwestmesse illustre Persönlichkeiten getroffen. Seien es die vielen Künstler, Sänger und Fernsehgrößen, die der einstige Messeleiter Willy Willhardt in den 60er- bis 80er-Jahren gewinnen konnte, seien es auch Menschen wie Egon Brütsch. Der Sohn eines erfolgreichen Stuttgarter Strumpffabrikanten war Motorrad- und Automobilrennfahrer. Ab 1951 baute er Kleinwagen mit Kunststoffkarosserien. In den Jahren 1929 bis 1931 bestritt Brütsch Motorradrennen. Dem Lebemann, für den Geld nie ein Problem gewesen war, erduldete aber auch harte Zeiten – in Schwenningen. Hier lebte er bis zu seinem Tod vor 30 Jahren in einem kleinen Anbau an einem seiner Häuser auf dem Fertighausgelände der Südwestmesse.

Irene Willhardt erinnert sich noch sehr gut an den "netten Mann", mit dem sie sich öfter im Vorbeigehen über Alltägliches unterhalten hatte. Dass der einstige Rennfahrer und Autokonstrukteur in dem kleinen Anbau an sein Fertighaus wohnte, hatte seine Bewandtnis. Er habe Probleme mit seiner Frau gehabt und sich eine neue Bleibe gesucht.

An einen Einzug ins Fertighaus sei aber nicht zu denken gewesen, so Irene Willhardt, denn die Ausstellungshäuser durften nicht bewohnt sein. Dies sei auch heute noch der Fall.

Willy Willhardt wollte Brütsch aber nicht "im Regen stehen lassen" und war mit dem kleinen Anbau einverstanden, der für die letzten Lebensjahre Brütschs Zuhause sein sollte. Am 10. März 1988 starb er.

"Wenn der Publikumserfolg bei den Ausstellungen ein Wertmesser für den finanziellen Erfolg wäre, müsste der Mann wohl schon längst Multimillionär sein", schrieb eine Schweizer Zeitschrift 1956 über den ehemaligen Stuttgarter Rennfahrer Egon Brütsch. Dieser hatte sich in den Kopf gesetzt, das Motorisierungsproblem der Nachkriegszeit zu lösen und zeigte auf den großen europäischen Automobilausstellungen jahrelang skurrile Kleinstwagen, die er unermüdlich entwickelt hatte. Doch der Erfolg war ihm letztendlich nicht beschieden. Von 1950 bis 1959 hatte er mehr als ein Dutzend verschiedener Autos konstruiert und versucht, für diese Lizenznehmer zu finden, da er selbst nicht die Mittel für eine Serienfertigung hatte. Auf nahezu jeder Automobilausstellung war er mit einer neuen kuriosen Konstruktion vertreten und entwickelte sich vom anfangs gefeierten Prototypenzauberer und Prophet zum belächelten Unverwüstlichen. Immer wieder stand er kurz vor dem Erfolg, Verträge wurden abgeschlossen, Lizenzfahrzeuge gebaut, doch letztendlich scheiterte er mit all seinen Versuchen. Nicht zuletzt deshalb, visierte Brütsch sozusagen eine dritte Karriere an: Das immobiliengeschäft. Das Büro seiner Fertighausfirma, POLA (POlyester-LAndhaus), befand sich in Bisingen weshalb auch die meisten seiner Häuser im Großraum entstanden. Einige aber eben auch in Villingen-Schwenningen, bevor er selbst auf das Gelände der dortigen Fertighausausstellung zog.

Egon Brütsch hatte bereits in den Jahren zuvor als Rennfahrer das Leben genossen, feierte einige Siege, rauschende Partys und erfreute sich an seiner Wirkung auf die Damenwelt. Aber auch das war nicht von Dauer. Von der Welt des Glamours blieb nicht mehr viel übrig – nur noch ein bescheidener Lebensabend auf dem Fertighausgelände der Südwestmesse.