Zufrieden mit dem Start des Ausbildungsjahres sind (von links): IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez, IHK-Vorstandsmitglied Bettina Schuler-Kargoll und die IHK-Bereichsleiterin Bildungsberatung Martina Furtwängler. Erfolgreich haben ihre Ausbildung bei der IHK begonnen: Leonardo Alich (Informatikkaufmann), Larissa Kratt (Kauffrau für Büromanagement) und Tim Kieninger (Kaufmann für Büromanagement). Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Ausbildung: Bettina Schuler-Kargoll gibt einen Statusbericht / Eltern bei Berufssuche mehr einbeziehen

Die IHK zog ihre Bilanz in Sachen Auszubildende für das Jahr 2019. Es gibt einiges zu tun und Bettina Schuler-Kargoll, Mitglied des Vorstands, formulierte drei Handlungsfelder.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ging im Vergleich zu 2018 zwar leicht zurück, alles in allem scheint die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg mit dem angelaufenen Ausbildungsjahr zufrieden zu sein – was die Berufssparten betrifft, die von ihr betreut werden. Dennoch gibt es ein paar Sorgenfalten auf der Stirn. die Handlungsfelder benennt Schuler-Kargoll: es sei die Berufsorientierung zu intensivieren, man müsse sich um Studienabbrecher kümmern und die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund müsse gelingen.

"Die Ausbildung ist das Herzstück unserer Wirtschaftskraft und nimmt deshalb auch einen besonderen Platz in der Arbeit unserer Industrie- und Handleskammer ein", positioniert Schuler-Kargoll die Arbeit. Sorgen bereite momentan die hohe Anzahl der Studienabbrecher. An den Universitäten und Fachhochschulen liege die Quote bei durchschnittlich 29 Prozent, während die Abbruchquote bei den Berufsausbildungen im Schnitt bei unter fünf Prozent liege. Bei den Studienfächern habe vor allem der mathematisch-naturwissenschaftliche Bereich eine Quote von 42 Prozent, bei den Ausbildungen sei es der Gastronomiebereich.

Schuler-Kargoll will aufklären: "Das finanzielle Argument greift nicht ausnahmslos." Vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich sei der Markt gesättigt. Letztendlich geht es nicht darum, eine berufliche oder akademische Ausbildung pauschal als schlechter oder besser zu bezeichnen.

Was tun nun mit den Studienabbrechern? Sie sind in folgender Situation, es wird klar, man schafft das Studium nicht und ist drauf und dran, sowohl das Bafög als auch die Krankenversicherung zu verlieren. Diese Personengruppe will die IHK jedoch nicht für die Berufsaubildung verlieren. Angeschoben wurde nun ein Modell, bei dem es ein Orientierungssemester gibt, und danach soll es in eine Berufsausbildung gehen. Diese kann auch mit einem nebenberuflichen Studium einhergehen. Es ist das so genannte Studium Plus. Ein Erfolgsmodell dabei ist die Ausbildung zum Mathematisch-Technischen-Softwareentwickler, dies wird zusammen mit der Hochschule Furtwangen auf die Beine gestellt. Auch hier gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten. Angeregt wurde in Stuttgart beim Ministerium, dass hier eine einheitliche Regelung für das gesamte Bundesland gefunden werden müsse Dort zeigte man sich auch offen gegenüber der Idee.

Ein weiterer Punkt ist die Verbesserung der Berufsorientierung. Hierzu wird es beispielsweise am 27. November, 17 bis 19 Uhr, in den Räumen der IHK ein "Eltern World Café" geben. Denn es müssten die Eltern verstärkt angesprochen werden, so die Erkenntnis. Schuler-Kargoll sieht eine Tendenz dazu, dass die Jugendlichen immer unselbstständiger werden.

Das dritte Handlungsfeld betrifft die Auszubildenden mit Migrationshintergrund. Oftmals würden sie nur einen Hauptschulabschluss schaffen, das liege vor allem an den fehlenden Sprachkenntnissen. Aber man sieht sich auf einem guten Weg. Von 2017 bis 2019 hat sich nach Angaben der IHK die Zahl der Auszubildenden ohne deutschen Pass mehr als verdoppelt. "Die Integration in den Arbeitsmarkt benötigt seine Zeit, jedoch demonstrieren nun die ersten erfolgreichen Abschlüsse, dass auch ausländische Auszubildende eine Chance darstellen, die Lücke auf dem Fachkräftemarkt gemeinsam und nachhaltig weiter zu schließen", so Schuler-Kargoll. Ein Punkt, der den Unternehmen und der IHK ein Dorn im Auge ist, sind die starren Lehrpläne. Teilweise gelten diese zehn Jahre, weiß Schuler-Kargoll. Aber: Der vermittelte Stoff muss zum Berufsbild passen und bei ihrem Praxisbeispiel aus dem eigenen Unternehmen werde deutlich, dass manche Fächer auch unnötig seien.

Insgesamt, so das Resümee, zeige es deutlich, dass die Durchlässigkeit zwischen hochschulischer und berufliche Bildung sehr zukunftsweisend sei.