Frank Altmann (von links), Bernhard Flury, Martin Robold, Sebastian Marokko Walter und Axel Heil treffen sich im Uhrenindustriemuseum zum Künstlergespräch. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Kunstverein Villingen-Schwenningen lädt zum Künstlergespräch ins Uhrenindustriemuseum ein

Der Kunstverein Villingen-Schwenningen zeigt noch bis Ende August in einer beeindruckenden Ausstellung Werke von städtischen Künstlern im Zusammenspiel mit der Technik des Uhrenindustriemuseums. Am Wochenende hatten die kreativen Köpfe zu einem Künstlergespräch eingeladen.

VS-Schwenningen. Unter dem Titel "Kunstproduktion Intervention III" ist es dem Kunstverein Villingen-Schwenningen gelungen, das einstige Geschehen in dem historischen Fabrikgebäude des heutigen Uhrenindustriemuseums in einer besonderen Melange von Technik, Arbeit und Kunst darzustellen.

Kurator Axel Heil führt die Ausdrucksstärke der Ausstellung darauf zurück, dass sie von Künstlern zusammengestellt ist, die in Schwenningen geboren sind oder einen besonderen Bezug zur Stadt haben. Oftmals waren es auch ihre Eltern und Großeltern, für welche die Uhrenindustrie ein Stück Lebensinhalt bedeutete.

Bernhard Fabry, Leiter der Geschäftsstelle im Kunstverein, verwies in der Begrüßung zum ersten Künstlergespräch der Ausstellung auf die erstmalige Intervention des Kunstvereins in das einstige Geschehen im Uhrenindustriemuseum. In der Folge analysierten die Künstler Sebastian Marokko Walter, Frank Altmann, Martin Robold und Axel Heil einem kleinen Besucherkreis ihre Überlegungen, Gedanken und Hintergründe während des Entstehens ihrer Exponate.

Ziel aller Ausstellungsstücke ist es, die Ästhetik und den gesellschaftlichen Nutzen, welche mit der Industrialisierung und dem Bau von Maschinen einhergehen, mit den daraus entstehenden Problemfeldern zu verbinden. Die Künstler wählen unterschiedliche Herangehensweisen und Techniken, um ihre Kunst ins Uhrenindustriemuseum zu integrieren. Doch allen gemein ist, dass ihre Werke zum Nachdenken anregen.

Sebastian Marokko Walter verquickt in seinen Installationen die Automatisierung und Massenproduktion mit der von Menschen geleisteten Arbeit. Und er lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass Industriearbeiter für die Fertigung der Produkte wichtig sind. Indes sind sie beliebig austauschbar und müssen funktionieren. In seiner Installation "Homo Faber" drückt er dies in besonderer Weise aus. Walter geht auch auf die in den letzten Monaten viel zitierten systemrelevanten Berufe ein, die er als vergänglich darstellt. Provozierend ordnet er sie unter der ohnehin schon geringen Wertschätzung für die Arbeitenden ein, da deren Leistung nicht in monetären Zahlen auszudrücken ist.

Industriefotograf Martin Robold bildet die Vergötterung der maschinellen Entwicklung in einem Triptychon ab, dessen Mittelpunkt eine in optimaler Bildschärfe dargestellte Maschine darstellt. Links und rechts ist die Maschine von zwei Porträts flankiert, die in aller Unschärfe zwei Arbeiter darstellen. Robold verweist darauf, dass in der Gesellschaft Weiterentwicklungen und Neuerungen von Maschinen nahezu heroisch gefeiert werden. Dass sie nur funktionieren, weil Menschen sie entwickeln und betreiben ist kaum erwähnenswert.

Frank Altmann bildet in seiner Kunst die Ästhetik ab, die sich in maschinellen Entwicklungen verbirgt. Auf diese Weise entstand auch eine Tapete, deren bunte Blumenmuster sich erst beim Betrachten aus der Nähe als Zahnräder erweisen.

Auch Axel Heil beschäftigt sich in seinen Werken mir der Glorifizierung der Maschinen und der Gesichtslosigkeit der Menschen, die sie bedienen. Er geht auf die unzähligen Produktionen ein, die mit der Zeit einfach wieder verschwinden oder nie realisiert wurden.

Komplettiert wird die Ausstellung mit Exponaten von Jürgen Palmtag und Regina Baierl. Berufsmusiker Simon Schrenk komponierte die Begleitmusik, welche während des gesamten Ausstellungsbesuchs daran erinnert, wie es einst in dem Fabrikgebäude klang. Jürgen Haller komplettiert mit einem Video die Intensität der sehenswerten Ausstellung, die noch bis 30. August im Uhrenindustriemuseum zu sehen ist.