Rund 40 Menschen nehmen am Auftakt der Gedenkaktion des Vereins "Pro Stolpersteine VS" teil. Der Vorsitzende Friedrich Engelke entzündet Kerzen vor den Stolpersteinen, die in der Gerberstraße 33 liegen könnten. Fotos: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Gedenken: Verein "Pro Stolpersteine VS" erzählt die Geschichten hinter den Namen

ODie Stolpersteine sind der symbolische Ersatz für einen Grabstein". Wolfgang Heitner vom Verein "Pro Stolpersteine VS" ließ am Dienstagabend vor dem Haus Gerberstraße 33 keinen Zweifel am Leid, das sich hinter den kleinen Steinen verbirgt.

VS-Villingen. Vor dem Haus, in dessen Obergeschoss sich einst der jüdische Betsaal befand und die siebenköpfige Familie Schwarz lebte, begann die Aktion des Vereins, in den nächsten Tagen der Bevölkerung noch einmal all jene Ort nahezubringen, an denen bis zur Nazidiktatur Juden als selbstverständliches Teil der Stadtgesellschaft lebten. Die 19 Stolpersteine, die nach einer entsprechenden Entscheidung des Gemeinderates am 29. Januar, demnächst in das Villinger Pflaster versenkt werden könnten, hat der Verein mittels Paten bereits angeschafft.

Mit weißen Rosen und Kerzen geschmückt, standen sie und ihre Bedeutung am Dienstag im Mittelpunkt der halbstündigen Vortragsreihe unter freiem Himmel. Von Wolfgang Heitner, Heinrich Schidelko, Christa Lörcher und Isabell Kuchta-Papp erfuhren die rund 40 Anwesenden Einzelheiten über das Leben und Sterben von Irma, Bertha, Julie und Hugo Schwarz. Das Ehepaar Irma und Hugo lebte bis zur Deportierung ins Vernichtungslager Gurs 1940 mit drei Kindern, mit Hugos Mutter Bertha und seiner Schwester Julie unter einem Dach. Die Kinder konnte die Familie rechtzeitig in die Schweiz ausreisen lassen, die Erwachsenen wurden in Auschwitz und in Südfrankreich ermordet.

Am Freitag, 10. Januar, wird – wiederum um 18.30 Uhr – auf dem Latschariplatz vor der Oberen Straße 1 Familie Boss und am Dienstag, 14. Januar, vor der Waldstraße 11 der Familie Louis Bikart gedacht. Dessen Enkel Pierre wird vor Ort sein. Am Freitag, 17. Januar, trifft man sich vor der Rietstraße 40 in Erinnerung an die Familie Schwab und am Dienstag, 21. Januar, an der Herdstraße 16 die Familie Haberer in Erinnerung. Den Abschluss der Aktion bilden am Freitag, 24. Januar, die Gedenkminuten vor dem Haus Sebastian-Kneipp-Straße 36, in dem die Familie Zaitschek lebte.