Stimmung "von der Alb ra": Am Valentinstag gastieren die "Schrillen Fehlaperlen" zum ersten Mal im Capitol. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder Bote

Capitol: "Schrille Fehlaperlen" bieten selbstironische schwäbische Comedy mit Gesang und witzigen Texten

VS-Schwenningen. "In solchen großen Sälen sind wir sonst nie", gestanden die "Schrillen Fehlaperlen" am Donnerstagabend ihrem Publikum im voll besetzten Schwenninger Capitol. Die Organisatoren des Programms gingen mit dem Comedy-Quintett von der Schwäbischen Alb ein kleines Wagnis ein.

Es gelang: Das Publikum forderte zu Recht am Ende nach rund zweistündigem Programm eine Zugabe. Meist betreten professionelle oder zumindest semiprofessionelle Gäste den Bühnenboden im Capitol. Diesmal war es anders: "Wir werden morgen früh aufstehen und wie Sie ganz normal zur Arbeit gehen", erklärte Ferdi Riester, beruflich als Elektriker tätig. Steht er mit seinen vier Künstlerkolleginnen vor Publikum, hat er eine akustische Gitarre umgeschnallt, singt mit und moderiert die Show.

"Aus dem Fehlatal von der Schwäbischen Alb herunter sind wir angereist", sagte Riester, "das können Sie mal googeln, damit Sie wissen, wo das ist, denn hinfahren lohnt sich eigentlich nicht." Schwenningen sei schon eine Weltstadt im Vergleich. Wäre die Erde doch eine Scheibe, dann wäre das Tal an der Kante. "Was kann nun nach Schwenningen für uns noch kommen?" Zugegeben: Manchmal klang es Jahreszeitengerecht schon kräftig nach einem Fasnetsauftritt, was die Fünf ihrem Publikum präsentierten, auch optisch kamen diesbezüglich viele Assoziationen auf. Meist ging es um die Beziehung zwischen Mann und Frau. Darunter den, passenderweise zum tatsächlichen Auftritt am 14. Februar, verschlafenen Blumenstrauß für den Valentinstag und um die Begeisterung von Männern für Baumärkte und jene der Frauen für’s Shopping. Thematisiert wurde auch der vielfach vergebliche Eigenversuch, das Übergewicht endlich loszuwerden.

Anders als bei so manchem Fasnetsauftritt war der untergründig selbstironische, augenzwinkernde Ton, welcher trotz der vielen Anspielungen nicht ins Zotige abdriften ließ. Übergewicht ist tatsächlich eines der Themen, welches die Sängerinnen privat beschäftigt und auch der liebevoll-ironische Blick auf einen Ehekrach ist glaubwürdig, immerhin sind Ferdi Riester und Tine Riester, geborene Daikeler, tatsächlich miteinander verheiratet.

"Wir haben zwei real existierende Kinder", so die beiden, "die sitzen gerade daheim und schämen sich für uns!" Vielleicht für ein Lied, in dem Forderungen nach Rückgaberecht für Männer, ähnlich wie bei einer Versandbestellung, laut werden. Vielleicht auch für den Tanz der vier Damen in passend schrillen Abendkleidern. Mehrmals wurde die Garderobe vom Urlaubskleidchen über ein Witwenkostüm bis zu afrikanischer Tracht gewechselt, während Ferdi Riester moderierend oder mit Solos (Gesang und Gitarre) das Publikum unterhielt.

Gesungen wurden auf bekannte Songs adaptierte, selbst geschriebene, witzige und stellenweise durchaus auch recht eindrücklich intelligente Texte. Da die traditionelle Arbeitswelt außerhalb der Kunst dem Quintett nicht fern liegt, wurde auch diese besungen. So kam auch die Feststellung vor, dass Alkohol und Kollegen eigentlich immer eine fatale Kombination darstellen. Überhaupt: "Abteilungsleiter sind die Schwiegermütter der Firma."

Hervorgegangen aus dem als einmalige Einlage für die Weihnachtsfeier eines Chores in Neufra gedachten Auftritts 1996 etablierte sich die Gruppe. "Seither werden wir weitergereicht!" Immerhin touren sie bereits mit dem dritten abendfüllenden, und auch im Capitol gezeigten Programm "Friede, Freude, Pustekuchen..." durch’s Schwäbische. Als das Kulturamt der Stadt Villingen-Schwenningen bei ihnen anrief, hätten sie zuerst an eine Verwechslung gedacht, erläuterten die Perlen am Ende des Programms. "Wir im großen Villingen-Schwenningen?"

Das Statement scheint allerdings auch etwas übertrieben: Die "Schrillen Fehlaperlen" durften auch schon als Vorgruppe der "Kleinen Tierschau" vor rund 700 Zuschauern auftreten, waren für das Finale der Tuttlinger Krähe nominiert, spielten live im SWR-Fernsehen und nahmen für eine Benefiz-CD ein Lied über Stuttgart auf. Künftig wird in der stolzen Geschichte der Perlen auch der Auftritt im Capitol Erwähnung finden.