Berge von Plastiktüten, gefüllt mit Hygieneartikeln, hielten die ehrenamtlichen Helfer für die Flüchtlinge vor. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Hintergrund für die Notwendigkeit zusätzlicher Flüchtlingsunterkünfte ist eine starke Zunahme der

Hintergrund für die Notwendigkeit zusätzlicher Flüchtlingsunterkünfte ist eine starke Zunahme der Flüchtlingszahlen in Baden-Württemberg. Bezogen auf den Regierungsbezirk Freiburg sieht es so aus: Kamen 2009 noch 634 Flüchtlinge nach Südbaden, waren es 2014 bereits 4704. Für das laufende Jahr wird mit einer weiteren Steigerung auf etwa 5800 gerechnet", sagt RP-Pressesprecher Markus Adler.

 

Villingen-Schwenningen (bn). "Ich bin dankbar für die schnelle Umsetzung." Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer machte sich am Samstag selbst ein Bild von der bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (BEA) in der Villinger Dattenbergstraße. Und sie begrüßte auch gleich die ersten Flüchtlinge aus Karlsruhe.

Nur wenige Tage werden die Menschen in den kurzfristig bereitgestellten ehemaligen Wohnungen französischer Soldaten unterkommen, dann geht es entweder zurück nach Karlsruhe oder in die in Freiburg derzeit entstehende weitere Landeserstaufnahmestelle (LEA).

80 ehrenamtliche Helfer vom Deutschen Roten Kreuz und den Maltesern, 20 von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk sowie 20 hauptamtliche Mitarbeiter des Regierungspräsidiums (RP) empfingen am Samstag die rund 300 Flüchtlinge, viele aus Syrien, dem Irak und Eritrea, viele auch aus dem Kosovo. In Karlsruhe waren sie in Busse gesetzt und nach Villingen gebracht worden, da die LEA dort derzeit heillos überlastetet ist. Sie wurden registriert, allerdings nur vorübergehend für ihren Kurzaufenthalt hier, erhielten ein Hygienepaket, Schlafsäcke und eine Art Ausweis. Dieser berechtigt zum Betreten der Wohnhäuser, die von Zaun und Spezialpersonal gesichert werden.

Was Landrat Sven Hinterseh und Oberbürgermeister Rupert Kubon zunächst kaum fassen konnten. Ansgar Fehrenbach, Referatsleiter im Regierungspräsidium, klärte auf: Erfahrungen hätten gezeigt, dass ein unkontrollierter Zugang dazu führe, "dass hier in kurzer Zeit doppelt so viele Menschen kostenlos wohnen und essen".

Unterkünfte und Versorgung wurden sehr kurzfristig für die Flüchtlinge vorbereitet. "Wir haben am erst Donnerstag den Auftrag dazu erhalten und werden bis vorerst 23. Februar vor Ort sein", sagt Hannelore Haag, Landesbereitschaftsleiterin des Deutschen Roten Kreuzes. In kürzester Zeit wurden dafür Ehrenamtliche rekrutiert, die Fastnacht oder Skiurlaub aus ihren Kalendern strichen und zum Einsatz eilten.

So, wie Rettungsassistent Peter Kienzler vom DRK Schwenningen, der jetzt eigentlich im Hanselhäs stecken würde, jetzt aber an der Seite des Arztes Jan-Philipp Stock auf der Krankenstation der Aufnahmestelle Dienst tut.

Die Anspannung war den Einsatzkräften am Samstag-vormittag anzumerken, wussten sie doch zunächst nicht, wie viele Flüchtlinge überhaupt ankommen würden. Die Wohnungen waren mit Biertischgarnituren, Feldbetten, Mikrowellengeräten und Rauchmeldern ausgestattet worden – "gerade so viel, wie ein Mensch für wenige Tage benötigt", sagte Hermann Ringhof vom RP-Referat Bevölkerungsschutz.

Die Regierungspräsidentin zeigte sich beeindruckt: "Wir erkennen den Einsatz der Helfer ausdrücklich an, ohne den es nicht möglich gewesen wäre, die Einrichtung so schnell startklar zu machen".

Die rund 80 Wohnungen in vier Gebäuden waren bis September 2014 von französischen Soldaten und ihren Familien belegt und befinden sich in einem guten Zustand. Sie befinden sich im Besitz des Bundes und werden von der Bundesverwaltung für Immobilienaufgabe (BIMA) der Niederlassung Freiburg verwaltet. Das Regierungspräsidium Freiburg hat die Wohnungen im Auftrag des Landes zunächst bis Ende März angemietet. Mit dem allgemeinen Betrieb werde die European Homecare GmbH beauftragt. Diese übernimmt nach einer Anlaufphase auf Basis einer Vereinbarung die Alltagsbetreuung, Organisation und Koordination der Belegung sowie Teile der nicht hoheitlichen Aufgaben innerhalb der Einrichtung. Beim Regierungspräsidium hat eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Referaten eine umfangreiche Aufbau- und Koordinierungsarbeit geleistet – vom Aufbau der Logistik für Verpflegung, medizinischer Versorgung bis hin zu Dolmetschern, Geschirr und einer Hygiene-Grundausstattung.

Bis Samstagabend kamen knapp 200 Flüchtlinge in Villingen an, die nach dem Empfang in der ehemaligen Schule der französischen Streitkräfte die Unterkünfte zugewiesen bekamen.