Vor den Toren des Kaiserturms: Die neugierigen Teilnehmer und Stadtführerin Anneliese Harms (links). Foto: Albert Foto: Schwarzwälder Bote

Ferienprogramm: Anneliese Harm erzählt "Turmgeschichten"

VS-Villingen. Eine Stadtführung der besonderen Art erlebten am Montag 16 interessierte Kinder. Stadtführerin Anneliese Harm erzählte spannende Geschichten über Türme und Torwächter.

Vor dem Franziskanermuseum versammelten sich die jungen Teilnehmer, dann ging es zum Romäusturm, um dessen Namensgeber sich zahlreiche Mythen und Sagen ranken. Vor der Kulisse des 40 Meter hohen Turmes erklärte Anneliese Harm die verschiedenen Verteidigungsmethoden, die früher angewandt wurden, wenn Gefahr lauerte. Romäus setzte sich zum Beispiel mit einer Axt zur Wehr, wie auf dem Turm erkennbar ist. Gemeinsam mit einem jungen Teilnehmer stellte Anneliese Harm nach, wie ein Angriff ausgesehen haben könnte. Als Dankeschön für seinen mutigen Einsatz erhielt der tapfere Junge eine kleine Portion Süßigkeiten.

Auf dem Weg zum Kaiserturm wies die Stadtführerin die Kinder auf eine Besonderheit hin: "Die bebilderten Schilder an Metzgereien und Bäckereien dienten als Orientierung für Menschen, die nicht lesen konnten. Denn vor etwa 300 Jahren konnten nur die Wenigsten lesen, mit Außnahme von Mönchen." Alle Verkaufsgeschäfte mussten sich durch diese sichtbaren Zeichen ausweisen.

Dann wurde es spannend: Frau Harm öffnete die Pforten des Kaiserturms, dem einzig begehbaren Turm Villingens. Dort skizzierte sie anhand eines alten Stadtplans, wie der mittelalterliche Stadtkern mit seinen Ringanlagen und dem Wassergraben ausgesehen haben muss. Um dies nicht nur als trockene Theorie zu vermitteln, hatte Frau Harm einen selbstgebackenen Hefezopf in Form der alten Zähringerstadt dabei. Beim Aufschneiden dann die nächste Überraschung: Im Zopf steckte ein kleines Holzmesser, das an Romäus, den Villinger Lokalhelden erinnern soll. Dieser soll sich der Übelieferung zufolge mit einem solchen Messer aus seiner Gefangenschaft befreit haben, indem er den Mörtel aus den Stoßfugen der Mauren kratzte. Die entstandenen Sprossen nutzte er als Steighilfe.

Anneliese Harm bietet bereits seit zehn Jahren Stadtführungen für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren an. "Ich möchte jungen Menschen den Zugang zur Kulturgeschichte erleichtern. Und das nicht durch langweilige Fakten, sondern durch Lebendigkeit und Anschaulichkeit."