Im Knöllchen-Verteilen ist VS spitze. Foto: Mattoff/Fotolia.com

Parkscheinautomat wirft alte Zeit aus. Fehlendes Fingerspitzengefühl beim Verteilen von Knöllchen.

Villingen-Schwenningen - Fehlendes Fingerspitzengefühl beim Verteilen von Knöllchen oder Ignoranz gegenüber Anliegern von Baumaßnahmen – in Villingen-Schwenningen werden Autofahrer schon mal auf die Palme getrieben.

Einer von ihnen ist der Medienprofessor Michael Hoyer. Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt er einen bemerkenswerten Fall: Es war Freitag. Der Medienprofessor war, wie so häufig, in der Neuen Tonhalle als Veranstalter zugange. Abends fand eine weitere Folge seiner publikumswirksamen Reihe "story VS" statt, die eins ums andere Mal die Neue Tonhalle komplett füllen sollte.

Bereits nachmittags werkelte er gemeinsam mit seinem Team in der guten Stube der Stadt – sein Auto stand währenddessen zum Be- und Entladen mit geöffneten Türen auf dem Hallenvorplatz.

Doch als der Veranstalter gerade zum x-ten Mal zum Auto ging, um das nächste Zubehör in die Halle zu schleppen, traute er seinen Augen kaum: An der Windschutzscheibe prangte ein Knöllchen der Stadt Villingen-Schwenningen. 30 Euro soll das widerrechtliche Parken für das Be- und Enltaden des Veranstalters an diesem Nachmittag kosten. "Man konnte unschwer erkennen, dass wir gerade am Aufbau für den Vortrag waren", bemängelt Hoyer und vermisst rückblickend auch ein wenig Initiative des unbeugsamen Knöllchengebers: Ein Rufen in die Halle, um mit dem Parksünder kurz zu sprechen, habe nicht stattgefunden. Und selbst ein aufmerksamer Blick auf das ebenso wie die Neue Tonhalle gerade geöffnete Auto hätte genügt, um die Lage entsprechend einschätzen zu können.

In anderen Fällen jedoch wird der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen jedoch nichts anderes übrig bleiben, als Kulanz walten zu lassen: Die Doppelstadt nämlich hat die Umstellung auf die Sommerzeit schlichtweg verschlafen. Unter der Schneckenbrücke in der Güterbahnhofstraße beispielsweise – der Parkscheinautomat dort weist, ebenso wie die Parkscheine, die er auswirft, noch immer die alte Zeit aus. Kein Einzelfall, wie eine Besucherin aus Rottweil im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt: "In Villingen-Schwenningen ist mir das schon letztes Jahr aufgefallen – auch damals war das einige Zeit nach der Zeitumstellung." Eine Gemütlichkeit, die umso mehr erstaunt, wenn man weiß, dass der städtische Vollzugsdienst an kirchlichen Feiertagen hingegen schon einmal in vieler Augen übertriebenen Eifer an den Tag legen kann: Zu Weihnachten 2014 beispielsweise hagelte es harsche Kritik an städtischen Mitarbeitern, die sich bemüßigt fühlten, nachts um 23 Uhr an Parksünder rund ums Villinger Münster Knöllchen zu verteilen. Ein bemerkenswertes Weihnachtsgeschenk – doch es geht noch besser, wie jüngst der Knöllchen-Eklat um die Schwenninger Panthers bewies. Hatten Besucher ihres Weihnachtsspiels am Schwenninger Deutenberg zunächst einen Strafzettel fürs Falschparken über 15 Euro kassiert, wurde dieser drei Monate später wieder storniert – für eine Bearbeitungsgebühr von 23,50 Euro.

Fassen Vorkommnisse wie dieses viele Autofahrer bisweilen noch schmunzelnd als Lokalsatire auf, sind andere in Schwenningen ernsthaft sauer: Anlieger des Marktplatzes, beziehungsweise der dort derzeit eingerichteten Baustelle. Weil ihnen diese die Zufahrt zum eigenen Grund und Boden und damit auch zu Stellplatz im Hof und Garage verwehrt, hofften sie auf eine unbürokratische Lösung. Das könnte ein Berechtigungsschein sein, der es ihnen erlaubt, für die Dauer der Bauarbeiten auf den von der Stadt bewirtschafteten Parkflächen in der Umgebung kostenlos zu parken. Doch weit gefehlt: Bürgermeister Detlev Bührer schmetterte ein solches Anliegen als "nicht händelbar" ab. Doch der Anblick eines "knöllchenfrei" nach wie vor rund ums Rathaus parkenden Autos, dessen Abstellen der Fahrer lediglich mit dem Auslegen seiner Visitenkarte in der Windschutzscheibe legitimieren will – sie weist ihn als Rathausmitarbeiter aus, bringt manchen Otto Normalverbraucher unter den Parksündern dann doch noch auf die Palme.