Villingen-Schwenningen - Manchen vergeht jetzt schon der Appetit: Für einige städtische Schulen soll das Catering neu ausgeschrieben werden. Und nicht nur das. Kaum jagt die Info durch der Stadt, brodelt schon die Gerüchteküche: Versorgt künftig ein Großcaterer aus dem Norden die VS-Schüler?

Die Nachricht kommt eigentlich harmlos daher: Auf Anfrage des Schwarzwälder Boten erläutert Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt VS, dass das Catering an Schulmensen regelmäßig neu ausgeschrieben werde. "Zum Schuljahreswechsel wurden deshalb die Verträge an der Klosterringschule, der Gartenschule, der Bickebergschule und der Golden-Bühl-Schule gekündigt." Für alle vier Schulen werde zeitnah eine Ausschreibung erfolgen. Auf die öffentliche Ausschreibung könne sich selbstverständlich jeder Caterer bewerben, "das beste Angebot wird zum Zuge kommen." Die Stadt hoffe auf ausreichend viele und qualitativ gute Bewerbungen. Kritiker würden ohnehin lieber einen lokalen Caterer bevorzugen, der seit Jahren schön einige VS-Schulen beliefert und offensichtlich auch den Geschmack der Esser trifft.

Kritik an langem Transport

Die Ausschreibung ist das eine, eine mögliche Neuausrichtung im Catering-Angebot das andere. In VS wird schon angeregt darüber diskutiert, wer den künftig die Süppchen für die Schüler aus der Doppelstadt kochen soll. Über eine mögliche Übernahme der Essensversorgung durch einen norddeutschen Großcaterer wird spekuliert und diese Option ist manchen Mitarbeitern aus dem schulischen Leben jetzt schon auf den Magen geschlagen. "Speisen von denen werden tiefgekühlt angeliefert und müssen wieder erwärmt werden im Konvektomaten", kritisiert eine Frau. "Fragen Sie doch mal nach, wer Erfahrungen mit diesem Anbieter hat."

Da wäre zum Beispiel die Rektorin Gabriele Cernoch-Reich aus der Haslachschule in Villingen, die Erfahrungen mit dem bundesweiten Lieferanten hat. Anfangs, gibt sie zu, sei auch sie skeptisch gewesen, "doch ich kann wirklich nichts Schlechtes sagen." Die Schule bezieht nicht ihr komplettes Angebot vom Großlieferanten. "Salat und Obst werden von einem anderen Anbieter frisch geliefert. Das ist uns einfach wichtig gewesen", so die Rektorin. Positive Erfahrungen hat auch das Gymnasium am Hoptbühl mit dem Großanbieter gemacht: "Das Essen ist schmackhaft und das Angebot ist vielfältig genug, dass man es nicht so schnell satt bekommt, in der Mensa zu essen." Anfang Mai werde man auf ein Online-Bestellsystem umgestelle.

"Wir hoffen, dass wir nach der Umstellung auf das neue Bestell-System auch Salatteller und kleine Gerichte ins Angebot nehmen können", so Schulleiter Simone Duelli-Meßmer. Bedingt mitreden kann eine andere Rektorin, die sich in der Anfangsphase ihres Ganztagesbetriebes eine Meinung über den Anbieter aus dem Norden bilden konnte: "Ich bin eigentlich froh, dass wir von denen kein Essen mehr bekommen. Das wird ja durch die halbe Republik gekarrt."

Kostproben aus dem Netz

Über die Vorzüge des Groß-Caterers scheiden sich auch im Netz die Geister: "Schlechtes Essen, nicht kindgerecht" oder "fad, eintönig, machen einen großen Bogen darum", oder "von gesunder Ernährung haben die keine Ahnung", sind nur ein paar Kostproben aus dem Netz. Andere dagegen berichten von einem ausgewogenen Essen, "das die Kinder gerne wegputzen".

Wie viel darf ein Schulessen in VS höchstens kosten: Es gibt ja deutschlandweit verschiedene Sätze. Werden sich im Zuge der Neuausschreibung diese Sätze ändern? Dazu die städtische Pressesprecheriun Oxana Brunner: Ein Schulessen dürfe in VS aktuell höchstens vier Euro kosten. Es sei grundsätzlich nicht geplant, dass ein Essen künftig mehr kosten soll. Derzeit werde von der Abteilung Schulen und Kindertagesbetreuung eine gemeinsame Satzung zur Verpflegung an Kitas und Schulen erarbeitet. "In dieser wird für die Zukunft festgelegt, wieviel das Essen an Kitas und Schulen kosten darf."

Bleibt die Frage: Muss die Stadt automatisch den günstigsten Bieter nehmen oder kann sie sich auch für einen anderen entscheiden, der mehr Qualität und Frische bietet? Die Stadt VS lege bei der Ausschreibung die Kriterien, die Caterer erfüllt werden müssen, fest. Die Zuschlagskriterien werden mit der Ausschreibung festgelegt. Dabei werde der Preis neben verschiedenen Qualitätsstandards eine Rolle spielen.

Kommentar: Qualität zählt

Von Eva-Maria Huber

Wer die Menükarte für einige Schulmensen künftig ausgibt, das ist noch völlig offen. Doch schon jetzt mehren sich Bedenken, dass ein Großcaterer aus dem Norden nach der nächsten Neuausschreibung durch die Stadt einige Neukunden aus VS in die Kartei aufnehmen kann. Über die Qualität des Schulessens sind sich manche Eltern bekanntlich so uneins wie über die der Lehrer oder, um den kulinarischen Gedanken aufzugreifen, die der möglichen Caterer. Sicher sprechen gute Gründe für lokale Anbieter. Priorität bei der Wahl eines bestimmten Caterers sollte die Qualität haben. Tiefkühlkost muss nicht schlecht sein, wenn auch frische Produkte auf dem Speiseplan stehen. Das Beispiel Haslachschule zeigt, dass dieser Spagat geht: Dort können Kinder zum Catering-Angebot herzhaft in einen Apfel beißen, oder, wenn sie es möchten, auch gern den Salat haben. Kommentar