Wird der Vielfalt der Werbeformen in der Fußgängerzone bald Einhalt geboten? Der Gewerbeverband zweifelt an dem Vorhaben der Stadt. Foto: Herfurth Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Verwaltung will neuen Vorstoß wagen / Gewerbeverband zeigt sich überrascht und zweifelt

Passantenstopper, Schaufensterbeklebung oder leuchtende Werbetafeln: Auch in Schwenningen soll es Regularien für Gewerbetreibende geben, um für ein einheitliches Stadtbild zu sorgen. Das Vorhaben stößt beim Handel jedoch auf wenig Zuspruch.

VS-Schwenningen. Werbung ist für diejenigen, die Produkte und Dienstleistungen anbieten wichtig. Potenziellen Kunden, Anwohnern oder gar Mitbewerbern hingegen kann diese ein Dorn im Auge sein. Dass es in manchen Fällen so ist, bestätigt Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen, auf Anfrage des Schwarzwälder Boten: "Es wird immer wieder Kritik an den Werbeanlagen geäußert." Dabei handelt es sich laut Brunner jedoch selten um konkret kritisierte Werbung oder gar spezielle Straßen, die als Problemzonen deklariert werden müssten, sondern vielmehr um allgemeines Unbehagen im Sinne von "zu viel, nicht schön oder nicht angemessen".

Unverständnis vonseiten des Handels

Der Grund für diese meist subjektive Kritik sind fehlende Richtlinien. Denn anders als im Stadtbezirk Villingen gibt es für Schwenningen keine Werbesatzung, die Größe, Art und Ort von Werbung regelt. Das soll sich jedoch ändern – zumindest, wenn es nach der Stadtverwaltung geht. "Die Notwendigkeit für eine Werbesatzung im Stadtbezirk Schwenningen ist gegeben", sagt Oxana Brunner und begründet die Ansicht der Verwaltung mit der immer wiederkehrenden Kritik. "Insofern ist es sinnvoll, Regularien für ein einheitliches Stadtbild zu schaffen", führt die Pressesprecherin aus.

Und damit stößt sie beim Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) auf Unverständnis. Hansjörg Böninger, zweiter Vorsitzender der Schwenninger Handelssparte, sieht keinerlei Notwendigkeit und ist von der neuerlichen Überlegungen der Stadt überrascht. Denn die Idee einer Werbesatzung ist nicht neu. Allerdings stießen erste Bemühungen der Wirtschaftsförderung in Schwenningen auf Gegenwehr. 2015 wagte Wirtschaftsfördererin Beate Behrens einen ersten Vorstoß, eine entsprechende Satzung zu entwerfen, scheiterte damit aber bei den Gewerbetreibenden gnadenlos. "Mich wundert es doch sehr, dass dieses Thema nach der Niederlage 2015 wieder aufkommt", sagt Böninger. Der damalige Satzungsentwurf, so berichtet er, hätte Firmen vorgeschrieben, wie deren Logos dem Stadtbild anzupassen seien. "Das war absurd. Und solange trotz einer Werbesatzung in Villingen ein roter Stuhl vor einem Möbelgeschäft steht, für den es eine Genehmigung gibt, brauchen wir in Schwenningen ganz bestimmt keine Werbesatzung", betont Böninger.

Die Ablehnung vor drei Jahren war so groß, dass es seither keinen weiteren Vorstoß mehr seitens der Wirtschaft- und Tourismus-GmbH (WTVS) oder der Stadtverwaltung gegeben habe, berichtet Oxana Brunner.

Ausnahmen wären nicht mehr möglich

Nach den ersten Reaktionen des Handels ist allerdings fraglich, ob die Stadt mit einem erneuten Versuch mehr Erfolg hat. Hansjörg Böninger verwehrt sich bei aller Missgunst allerdings nicht komplett: "Sollte die Verwaltung tatsächlich nochmals eine Satzung entwerfen, werden wir diese natürlich gewissenhaft prüfen, uns mit ihr auseinandersetzen und unser Votum dazu abgeben", sagt er stellvertretend für den Handel.

Fakt ist jedenfalls: Sollte es zukünftig eine Werbesatzung auch für Schwenningen geben, bindet diese alle gleichermaßen und es gibt keine Einzelregelungen mehr. "Das ist die Schwierigkeit beim Aufsetzen dieser Werbesatzung", erklärt Brunner. Doch laut der Pressesprecherin ist es für die Stadt wichtig, an diesem Thema dran zu bleiben. So fließe dieses auch in einige Projekte des ISEK-Prozesses (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) ein.

Eine Kopie der Villinger Satzung ist allerdings ausgeschlossen. "Es braucht für Schwenningen eine eigene, die zwar nicht komplett unterschiedlich sein muss, aber die beiden Stadtbezirke sind nicht identisch und nicht vergleichbar", bezieht sich Brunner vor allem auf die unterschiedlichen Innenstädte.