Ausschuss: Wegen hoher Nachfrage bewertet Verwaltung den Bedarf der Familien anhand eines Katalogs

Villingen-Schwenningen. Ein Punktesystem führt die Stadt für die Vergabe der Kindergartenplätze in Villingen-Schwenningen ein. Dies betrifft Halbtagsgruppen, Regelkindergärten und verlängerte Vormittagsgruppen für Null- bis Dreijährige, zudem die Ganztagsbetreuung von Jungen und Mädchen zwischen null und sechs Jahren. Nach einer längeren Debatte stimmte der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am Donnerstagabend schließlich zu.

Da nach wie vor die Nachfrage nach Plätzen höher sei als das Angebot, sei es sinnvoll, einen Katalog mit Kriterien der Entscheidung zugrundezulegen, die für alle Eltern verlässlich und nachvollziehbar seien, erläuterte Stefan Assfalg, Leiter des Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Sport (Jubis). Im Jahr 2018/2019 handle es sich um 400 Kinder, die noch auf der Warteliste seien. So stuft die Verwaltung die Notwendigkeit nach einem Punktesystem mit den Kategorien Berufstätigkeit der Eltern, pädagogische Gründe, Beschäftigungsumfang der Eltern und familiäre Situation ein.

Grundsätzlich stieß eine Vergabe unter der Berücksichtigung des familiären Hintergrunds bei den meisten auf Zustimmung, doch fehlerhafte Bewertungen machten einige Ausschussmitglieder in den Details aus. So spielt für Pfarrer Klaus Gölz von der evangelischen Kirchengemeinde Schwenningen die Berufstätigkeit der Eltern eine zu große Rolle, "die sozialen Kriterien sind ziemlich weit unten angesetzt", kritisierte er. Für Familien, in denen nur ein Elternteil arbeite, gebe es kaum eine Chance auf einen Platz.

Auch sein Kollege Michael Schuhmacher von der katholischen Kirchengemeinde forderte, die soziale Komponente stärker als in der Liste vorgesehen zu bewerten. Dass ein solcher Katalog nun zum Einsatz kommt, sei positiv, denn oft komme bei der Vergabe der Betreuungsplätze der Vorwurf der Willkürlichkeit auf. So schlug Schumacher vor, den zur Diskussion stehenden Plan zunächst für ein Jahr anzuwenden und dann nochmals über die Erfahrungen zu diskutieren und eventuell nachzujustieren.

Auch Joachim von Mirbach von den Grünen begrüßte die Einführung des Systems, das jegliche Art von Willkür ausschließe. Dass immer Verbesserungen möglich sind, sei klar, "die beste Verbesserung ist der Ausbau der Kindertagesstätten", brachte er die Situation auf den Punkt.

Wegen "vieler Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten" lehnte hingegen Karl-Henning Lichte von den Freien Wählern das Papier ohne eine Überarbeitung und erneute Diskussion ab. Auch Alfred Zahn vom Kinderschutzbund pochte auf Veränderungen und weitere Beratungen.

Wenn die Regelung zum 1. Januar in Kraft tritt und ab der Platzvergabe 2020/2021 gelten solle, dränge die Zeit, forderte Oberbürgermeister Jürgen Roth eine Abstimmung und brachte die vorgeschlagene Überarbeitung nach einem Jahr als Kompromiss ein. Mit sieben Ja- und vier Neinstimmen bei drei Enthaltungen sprach sich der Ausschuss dafür aus, diesen Weg einzuschlagen. So kommt der Vergabekatalog mit dem Kindergartenjahr 2020/2021 zum Einsatz. Nach den ersten Monaten in der Praxis können alle Beteiligten mögliche An passungen zur Debatte stellen.