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Fernsehzuschauer sind sauer: ORF und SRF über Kabel BW oft verzweifelt vergeblich gesucht.

Villingen-Schwenningen - Wenn es um Sportübertragungen der Fernsehsender SRF2 und ORF2 geht, dann schauen Kabel BW- Kunden im Raum Villingen-Schwenningen neuerdings in die Röhre. Sie können Sendungen dieser Anbieter nur noch teilweise empfangen.

Viele Fernsehzuschauer in der Doppelstadt sind sauer. Einer von ihnen ist Winfried Martini. Er sieht "bei Sportveranstaltungen vom Fernsehsender SRF2" seine Rechte als Fernsehzuschauer "fortwährend verletzt", schreibt er in einem Brief an die Kabel BW GmbH in Heidelberg. Wie ihm, erging es in den letzten Wochen in Villingen-Schwenningen vielen: Sie zappten die Senderliste vergeblich rauf und unter auf der Suche nach den begehrten Sendungen aus der Schweiz und Österreich. Jedoch: Fehlanzeige. Häufig wird nur teilweise empfangen, was SRF2 und ORF 2 ausstrahlen.

Besonders ärgerlich für viele Sportfreaks. Statt des aktuellen Spielstandes eines besonders aufregenden Kicks lesen Sie bisweilen: "Sehr geehrter Kunde, aufgrund einer Untersagung der Verwertungsgesellschaft VFF kann dieser Sender während des Fußballspiels nicht übertragen werden. Wir bitten um Ihr Verständnis. Ihr Kabel BW Team."

Doch genau dieses Verständnis hält sich in Grenzen. Wer Kabelgebühren bezahlt, will auf bei Vertragsabschluss vorhandene Sender später nicht verzichten müssen.

Eva Ritter, Pressesprecherin des Kabelnetzbetreibers Unitymedia NRW GmbH, die gleichsam Rechtsnachfolgerin der Kabel BW ist, zeigt im Gespräch mit unserer Zeitung zwar durchaus Verständnis dafür, meint aber auch, dass all das ohnehin eine Frage der Zeit ist: "Es wäre sowieso Zeit, auf Digitalfernsehen umzusteigen" – denn darin liege die Zukunft. Und genau dieser Umstand ist offenbar nicht unschuldig daran, dass sich das Angebot für Kabelnetzkunden gerade im Umbruch befindet: Im Rahmen der von Unitymedia begonnenen und von den zuständigen Landesmedienanstalten unterstützten Volldigitalisierung der Kabelnetze reduziere Unitymedia seit dem 26. April in den Kabelnetzen Baden-Württembergs die analoge Verbreitung von SRF und ORF, erklärt Ritter.

So unangenehm einige Fernsehzuschauer der Verlust auch trifft, sie dürfen sich doch in einem kleinen, erlauchten Kreis wähnen, denn: Nur noch in Villingen, Singen und Ravensburg werde der Sender ORF1 derzeit immerhin verbreitet. "Das ist eine regionale Besonderheit", erläutert Eva-Maria Ritter, und sei der Einrichtung bestimmter grenznaher Knotenpunkte geschuldet. Die analoge Verbreitung von SRF und ORF 2 entfalle – und auch mit ORF1 soll es für die Doppelstädter spätestens bis zur kompletten Analogabschaltung zum 30. Juni 2017 ganz vorbei sein, auch in Villingen, Singen und Ravensburg.

Zumindest bezüglich der Schweizer Programm ist froh, wer bereits auf das Digitalfernsehen setzt. "Die bereits bestehende digitale Verbreitung der schweizer und österreichischen Sender bleibt unverändert", verspricht Ritter. Die Sender SRF1 und SRF2 würden in den Kabelnetzen in den grenznahen Gebieten, wozu auch Villingen-Schwenningen zählt, digital (SD) verbreitet. Anders hingegen sieht es mit den österreichischen Programmen aus. Und das habe lizenzrechtliche Gründe. ORF1 und ORF2 dürften nicht mehr gezeigt werden, selbst im grenznahen deutchscn Gebiet. Andernfalls nämlich komme man sich mit deutschen Sendern oder Fußballübertragungen ins Gehege – und der Kabelnetzbetreiber Unitymedia würde dann zu Schwarzblenden verpflichtet.

In Verhandlungen habe Unitymedia beim Schweizer Fernsehen um die Zustimmung zur flächendeckenden Verbreitung von SRF1 und SRF2 gebeten, etwa durch Aufnahme in das Bonus-Paket, doch dies sei aber vom Schweizer Fernsehen "verweigert" worden.

Sei es aus Liebe zum alten Fernseher, aus überzeugter Technik-Verweigerung oder auch nur aus Unlust, sich durch den Tarif- und Angebotsdschungel diverser Anbieter zu wühlen: Viele Fernsehzuschauer, die noch am analogen Kabel hängen – deutschlandweit sollen das fünf Millionen sein –, haben ab 2017 keine andere Wahl mehr, als den digitalen Weg zu gehen. Bis dahin jedoch geben sich einige von ihnen kämpferisch und fordern Kabel BW so wie der Villinger Winfried Martini dazu auf, "dass alle Sendungen in unserer Region sofort und ohne Einschränkungen empfangen werden können" – schließlich ist bis zur "digitalen Endlösung" im Juni 2017 noch ein Jahr Zeit für spannenden Sport – egal ob im Fußball oder bei der Formel 1.