Irritierte Blicke: Ralf Tomalak wird im Alterssimulations–Anzug von Kevin Jantowski über die Messe geführt. Foto: Schwarzwälder Bote

Jobs for Future: Kaum ein Messestand ohne Mitmachangebote / Aktionen erleichtern Kontaktaufnahme

Tischkicker, VR-Brillen, Simulatoren und Wettbewerbe: Kaum ein Aussteller bei der Jobs for Future verzichtet mehr auf irgendein Mitmachangebot an seinem Messestand. Sie schaffen Aufmerksamkeit und erleichtern den Kontakt zu möglichen Interessenten.

VS-Schwenningen. Sprühsahne, Chips, Schokolade und vieles mehr türmen sich auf dem schwarzen Kassenband. Eine Schülerin steht startbereit hinter der Kasse. Um sie herum stehen die Mitarbeiter von Aldi und einige Schaulustige, die am Messestand stehen geblieben sind. "Auf die Plätze, fertig, los!". Die junge Frau greift nach den Waren. So schnell sie kann zieht sie Dosen, Flaschen und Plastik-Verpackungen über den Scanner. Bei Sekunde 32 piepst die Kasse ein letztes Mal. "Gar nicht schlecht", sagt eine Mitarbeiterin, die mit ihrem Handy die Zeit gestoppt hat, anerkennend. Bis Freitagmittag liegt der Rekord bei zwölf Sekunden.

Gleich nach ihrem Versuch im Wettkassieren kommt die Schülerin mit einem Mitarbeiter am Messestand ins Gespräch. "Genau das wollen wir auch erreichen. Über das Spiel überwinden viele ihre Berührungsängste und wir kommen mit ihnen ins Gespräch", erklärt Oskar Wittrin, der den Messestand des Discounters bei der Jobs for Future betreut.

Spiel spült Bewerber an den Messestand

Dass der "Eyecatcher", wie Wittrin die Kasse nennt, funktioniert, zeige das große Interesse an einer Ausbildung oder einem Job bei dem Unternehmen. "Wir bieten den Interessenten eine Art Kurzbewerbung an. Sie können hier am Stand einen Fragebogen ausfüllen und wir kontaktieren sie dann im Nachhinein", sagt Wittrin. Dutzende solcher Kurzbewerbungen sind am Freitagmittag bereits ausgefüllt.

Über Bewerber kann sich auch das Altenpflegeheim Parkresidenz am Germanswald nicht beschweren. "Alle unsere offenen Stellen haben wir auf der Messe komplett besetzt", freut sich Heimleiterin Birgit Möhrle-Beese. Die Bewerber hatten bei ihrem Besuch des Messestandes bereits ihre fertigen Bewerbungsunterlagen dabei.

Für diejenigen, die sich bei der Kontaktaufnahme etwas schwerer tun, hat auch das Altenpflegeheim eine Art Eisbrecher an seinem Stand: Mit Gewichten an Armen und Beinen, steifen Handschuhen, einer 25 Kilo schweren Weste, einem Hörschutz und einer Brille ausgestattet – "die Augenkrankheit kann man sich aussuchen", sagt Möhrle-Beese – macht sich Ralf Tomalak schweren Schrittes auf einen kleinen Messe-Rundgang. Parkresidenz-Mitarbeiter Kevin Jantowski begleitet ihn dabei. "Hier lang" oder "Vorsicht Stufe" ruft er dem Probanden im Alterssimulations-Anzug unüberhörbar zu. Tomalak ist auf einen Schlag 85 Jahre alt. "Die ständige Unsicherheit hat mir richtig Angst gemacht", sagt er nach der Runde durch die Messehalle D.

Alterssimulation soll Verständnis schaffen

"Die meisten Teilnehmer sind erst mal baff", sagt Möhrle-Beese. Eine Reaktion sei ihr aber besonders in Erinnerung geblieben: "Beim Altwerden darf man kein Feigling sein", hatte ein junger Mann nach seiner Runde mit dem Alterssimulator gesagt. Damit habe man dann auch das Ziel erreicht, Verständnis für die Situation vieler alter Menschen zu schaffen – und natürlich mit den Testpersonen ins Gespräch zu kommen.

Die Interessenten kontaktieren wollen eigentlich alle Aussteller. Vor allem Unternehmen mit technischen Berufen nutzen die Mitmachangebote aber auch, um die praktischen Anwendungsmöglichkeiten ihrer Produkte zu demonstrieren.

Fingerspitzengefühl war etwa am Stand des Medizintechnikherstellers Storz gefragt. Hier konnte man an einem Dummy-Knie in einer Simulation die Endoskope des Tuttlinger Unternehmens selbst ausprobieren. "Über das Austesten unserer Produkte kommt man leicht ins Gespräch und merkt sofort, ob sich jemand für Technik interessiert.

Mit solchen Leuten dann auf der Messe über unser Ausbildungsangebot zu sprechen, fällt um ein Vielfaches leichter", sagt Storz-Mitarbeiter Maurice Soto.