Kistenweise traf schon Hilfe ein (links), sogar nagelneue Schulranzen für Flüchtlingskinder wurden von den engagierten Helfern Werner Schwarzwälder und Daniela Küster beschafft. Fotos: Archiv/Spitz Foto: Schwarzwälder-Bote

Helfer fühlen sich vor den Kopf gestoßen / Dank für bisherige Unterstützung / Bemühen um bessere Koordination

Von Cornelia Spitz

Villingen-Schwenningen. Ist die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge ausgeufert? Oder herrscht an den Annahmestellen für Spenden schlichtweg das pure Chaos? Immer wieder fühlen sich Helfer dieser Tage vor den Kopf gestoßen.

Die Spendenbereitschaft ist groß. Tagtäglich packen Menschen, die den Flüchtlingen helfen wollen, Kisten und Kartons mit nützlichen Dingen, und bringen sie zu den Flüchtlingsheimen oder den verantwortlichen Koordinatoren. Wenn seine Hilfe dann aber abgeschmettert wird, fühlt sich mancher vor den Kopf gestoßen. So erging es beispielsweise Werner Schwarzwälder und Daniela Küster, die das Café im Villinger Paradies betreibt. Ganz unkompliziert hatten die beiden eine kleine Spendenaktion zur Beschaffung von Schulranzen für die Flüchtlingskinder gestartet, als sie hörten, dass diese nach den Ferien eingeschult werden sollen, oftmals aber das nötige Rüstzeug fehlt. Sie kontaktierten die Initiatorin beim DRK und sammelten im Bekanntenkreis und bei Café-Gästen. Mit Erfolg – vier nigelnagelneue Schulranzen, teilweise samt Turnbeutel und Mäppchen – kamen zusammen. Doch als Werner Schwarzwälder die Spende beim DRK abgeben wollte, folgte die böse Überraschung: Man habe zwischenzeitlich mehr als genug Ranzen erhalten, diese würden nicht mehr gebraucht. Die Initiatorin habe sich mit der Aktion übernommen, war zwischen den Zeilen zu lesen. Eine Lösung wurde gestern aber doch noch gefunden: In anderen Landkreisen werden noch Schulranzen benötigt, dorthin bringt Ludwig Winter vom DRK VS nun auch die übrig gebliebenen aus Villingen.

Koordination heißt offenbar das Zauberwort. "Klar, jeder will helfen und das finden wir auch gut so", betont Ludwig Winter vom DRK Villingen-Schwenningen, gleichzeitig Ehrenamtskoordinator im Bereich Migration im Schwarzwald-Baar-Kreis. "Aber die Hilfe muss gezielt erfolgen, wir überlegen gerade, wie wir das koordinierter machen können."

Ein bisschen Zeit, alles in geordnete Bahnen zu lenken, bleibt: Derzeit nämlich benötigen weder die Bedarfsabhängige Erstaufnahmestelle (BEA) in der Villinger Lorettostraße noch die Asylbewerberheime des Landkreises weitere Spenden. "Für die nächsten fünf bis sechs Wochen müssen wir Stopp machen", erklärte Ludwig Winter. Und auch in der BEA heißt es: "Wir benötigen derzeit nichts mehr." Übereinstimmend betonen beide, wie dankbar sie Unterstützern für ihren bisherigen Einsatz sind.

Ein Dank, den sich mancher schon früher gewünscht hätte. Vor allem an der BEA fühlten sich Spender in den letzten Tagen offenbar häufig vor den Kopf gestoßen. Klagen, wonach "dort alles auf einen Haufen geschmissen" werde, häuften sich auch bei Ludwig Winter. Er aber ist nicht für die BEA zuständig, sondern nur für die Asylbewerberheime des Landkreises. "Viele Leute aber wissen das nicht", und so erklärte Winter geduldig, wer für welche Unterkünfte Ansprechpartner ist und wieviel Zeit das Sichten und Sortieren der Spenden teilweise in Anspruch nimmt. Werben um Verständnis, das sich später vermutlich auszahlt, denn der Fllüchtlingsstrom reißt nicht ab – und zu gegebener Zeit werden die Spenden wieder benötigt.