Die Zukunft der Villinger Firma Hess ist ungewiss. Derzeit bereitet die IG Metall Betriebsratswahlen vor. Foto: SB-Archiv

Vorstandsvorsitzender Gruben: Wir warten die Ermittlungen ab. IG Metall macht mobil.

Villingen-Schwenningen - Zunächst freute man sich über eine bevorrechtigte Zuteilung der Hess-Aktien an die Kunden der Sparkasse Schwarzwald-Baar, und nun sitzen auch bei diesen Schock und Verunsicherung ob des Vorwurfs der Bilanzmanipulation tief.

Rund 80 Anleger hätten bei der örtlichen Sparkasse 25 000 Aktien gezeichnet, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Schwarzwald-Baar, Arendt Gruben, auf Anfrage unserer Zeitung. Viele von ihnen seien Hess-Mitarbeiter gewesen, die klassische Größe habe sich bei 100 Aktien bewegt. Hatte sich unmittelbar nach dem Börsengang noch mancher ein deutlicheres Ergebnis gewünscht, war man hinterher angesichts der überraschend erhobenen Vorwürfe der Bilanzmanipulation gegen die beiden Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler heilfroh.

Zu einem abschließenden Urteil, wie all das zu bewerten sei, sei man bei der Sparkasse noch nicht gekommen, so Gruben: "Wir warten das Ergebnis der Ermittlungen ab", ehe mögliche Konsequenzen gezogen werden. Eine Anzeige gegen die Hess AG, wie sie die Landesbank Baden-Württemberg jüngst angekündigt hat, schließe man nicht aus, ehe die Faktenlage klar ist. Gleiches gilt für die Personalie Jürgen G. Hess, die bei dem Institut als Verwaltungsratsmitglied eine Rolle spielt.

Indes dreht sich bei Hess das Rad in Sachen Betriebsratsgründung weiter. Welches Gewicht Betriebsräte haben, zeige sich derzeit bei der Hess AG, meinte Reiner Neumeister, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Villingen-Schwenningen, bei der Delegiertenversammlung am Montag im Theater am Ring. Gestern sei ein Wahlvorstand gewählt worden, um in einigen Wochen die Betriebsratswahl bei der "hochgradig verängstigten Belegschaft" vornehmen zu können. Wieder einmal zeige sich, dass es erst zu einem Crash kommen müsse, bis sich Arbeitnehmer trauen, von ihrem demokratischen Recht der Betriebsratswahl Gebrauch zu machen.

Eine Firma ab fünf Mitarbeitern könne einen Betriebsrat wählen. Im Gesetz stehe nicht nicht, "wenn dies die Geschäftsführung erlaube oder es der Familie Hess genehm sei", so Neumeister. Allerdings gehe die Wahl nicht so schnell, wie dies die Hess-Beschäftigten wollten, denn der Gesetzgeber habe Regularien festgelegt. Die IG Metall hänge derzeit viel Kraft in die Arbeit bei Hess und schicke "ganze Völkerstämme von Generalsekretären in den Betrieb". Neumeister ist sich sicher, dass die Hess-Mitarbeiter nur von der IG Metall den "Schimmer von Halt und Stabilität" erhalten.