Das Sozialkaufhaus "Jumbo" hat seine Türen endgültig geschlossen. (Archivfoto) Foto: Heinig

Jetzt sind die Türen dicht. Bei Kunden fließen auch Tränen. Unklarheit für Mitarbeiter.

Villingen-Schwenningen - Aus und vorbei – am Samstag, drei Tage nach dem letzten Verkaufstag, nahmen Mitarbeiter und langjährige Kunden endgültig Abschied vom Sozialkaufhaus "Jumbo" in der Bahnhofstraße.

Nach weit mehr als 20 Jahren Geschäftsbetrieb flossen am Ende auch Tränen. Wie mehrfach berichtet, hatten für den Trägerverein "zur Förderung der Jugend- und Sozialarbeit im evangelischen Kirchenbezirk Villingen" die Kosten schon seit Jahren die Höhe der Einnahmen überschritten. "Wir mussten die Reißleine ziehen", sagt die Vorstandsvorsitzende Birgitta Schäfer. Den Verein gebe es weiterhin, beteuerte ihre Stellvertreterin Anita Neidhardt-März bei der Abschiedsfeier mit Glühwein und Hefezopf. Man werde sich mit künftigen Projekten wieder mehr dem Satzungszweck, der Jugend- und Sozialarbeit, zuwenden und Menschen mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf ins Visier nehmen.

Nicht, dass "Jumbo" schon allein mit seiner Existenz das nicht schon getan hätte. Menschen mit wenig oder keinem Einkommen konnten hier billig einkaufen. Langzeitarbeitslose fanden hier Arbeit, straffällig gewordene Jugendliche leisteten Sozialstunden ab. Das Geschäftsmodell trotzte im Sinne der Nachhaltigkeit der Wegwerfgesellschaft, und jedermann konnte sich durch Sachspenden und den Einkauf hier sozial engagieren. "Für mich war das eine sehr sinnvolle Tätigkeit", resümiert Monika Haas, die "Jumbo" 22 Jahre lang als Geschäftsführerin leitete und nun in den Ruhestand geht. Sie steht vor den jetzt leeren Regalen.

Nachdem man zwei Tage vor dem letzten Verkaufstag am 18. Dezember jeden Preis um die Hälfte reduziert hatte und an den letzten beiden Tagen alles für je zehn Cent abgab, blieb zum Glück nicht viel für den Müllcontainer übrig, berichtet sie.

Wie geht es für Juppi nun weiter?

Wie es für Muamet Ejupi – von allen nur "Juppi" genannt – jetzt weitergeht, steht noch in den Sternen. Der Berufskraftfahrer begann 2008 als 1,50-Euro-Jobber und wurde als zuverlässige Arbeitskraft bald fest übernommen. Er erledigte alles, was anfiel, ob Lieferfahrten oder Möbelaufbauten. "Wo sollen wir denn jetzt hingehen?" fragen sich Erika und Desirée Zöller. Mutter und Tochter kamen manchmal täglich und kauften vor allem Kleidung, CDs und Schmuck. Dank "Jumbo" konnte Desirée sogar ihre normalerweise kostspielige Sammelleidenschaft für Plüschtiere und Barbiepuppen pflegen. Auch der älteren Dame ist die Trauer anzusehen. Regelmäßig erstand sie für ein paar Cent hübsche Kleinigkeiten, die sie bei ihren Besuchen von alten Menschen in den Heimen immer als Geschenk mitbrachte.

Sehr oft kam auch Roland Prudhomme aus Bad Dürrheim ins Sozialkaufhaus. "Bestimmt 3000 Bücher über Geschichte, Natur- und Geisteswissenschaften" habe er über Jahre hinweg hier gekauft, sagt der Immobilienkaufmann, der mit Stolz erzählt, er sei ein Ur-Ur-Großneffe des ersten Literatur-Nobelpreisträgers.

Wie es jetzt konkret in dem Gebäude weitergeht, das früher dem Kaufhaus "Raff" als Möbellager diente, bleibt noch offen. "Wir haben schon konkrete Ideen", verrät Anita Neidhardt-März nur.