Sie sind hübsch anzusehen, doch Tauben sorgen auch für ganz schön viel Ärger. Foto: Pixabay

Profi nimmt Situation im Oberzentrum unter die Lupe. Gemeinderat muss jetzt entscheiden.

Villingen-Schwenningen - Die possierlichen Tierchen mit dem lustigen, wippenden Gang und dem gemütlichen Gurren sind ein Problem: Ihr Kot kann nicht nur Krankheitserreger verbreiten und beschmutzt Böden und Gebäude, er kann auch richtige Beschädigungen an Gebäude mit sich bringen.

Dass Bürger aus falsch verstandener Tierliebe heraus die Stadttauben füttern, macht das Problem nicht eben kleiner. Und auch mancher Groß-Fütterer, wie beispielsweise ein Muslim in Schwenningen, der in der Taube ein heiliges Tier sieht, weil eine Artgenossin der Stadttauben einst den Propheten Mohammed vor dem Tode bewahrt haben soll, erwies sich trotz Androhung von Bußgeldern durch die Stadtverwaltung als beratungsresistent.

Um den wohl markantesten Fall von Taubenfütterei durch einen Muslim in Schwenningen, der damit einen wahren Nachbarschaftskrieg angezettelt hat, ist es zwar zwischenzeitlich ruhiger geworden, doch an vielen Stellen in VS gurren die Tauben weiter. Die Folge: zentimeterdicke Schichten des ätzenden Kots, Geflatter in der ganzen Stadt und eine Taubenpopulation, derer man kaum mehr Herr werden kann.

Im Gespräch mit Fachmann

Guter Rat aber ist teuer. Die Freien Wähler stellten daher den Antrag, einen Taubenfachmann in den Gemeinderat kommen zu lassen, der sich doppelstädtischen Taubenproblems annehmen könnte. Zwischenzeitlich steht die Stadtverwaltung in Kontakt mit solch einem Unternehmen, der Firma Astum aus Baldham, und dieses hat die Population der Stadttauben von Villingen-Schwenningen schon eingehend unter die Lupe genommen.

Demnach gibt es gewisse Krisenherde, wo die Tauben geballt flattern. In Villingen sind das am Riettor, am Romäusturm, im Romäusring, bei St. Ursula und am Bahnhof, in Schwenningen sind vor allem die Bereiche Stadtbibliothek und Muslenplatz Problemzonen. Plätze, die man ihnen nun möglicherweise streitig machen möchte. Geprüft wird nämlich, die Tiere artgerecht umzusiedeln, beispielsweise in ein Taubenhaus.

Auch begleitende erfolgversprechende Methoden stellt Frank Wilm, der Geschäftsführer Firma Astum, in den Raum: So müsse man für eine erfolgreiche Bekämpfung alle Wohlfühlfaktoren der Tiere berücksichtigen, um es ihnen das Leben in dieser Umgebung so schwer wie möglich zu machen. Dazu gehört beispielsweise, dass im Taubenhaus alle gelegten Eier ausgetauscht werden, um das Wachsen der Population zu verhindern.

Bürger müssen aufgeklärt werden

Auch neu zufliegende Tauben müsse man stets im Auge behalten. Und um die Tauben erfolgreich in ihr neues Heim zu lotsen, sei der Einsatz von Locktauben und Motivationsanlagen sinnvoll. Zudem: Man könnte Greifvögel ansiedeln, die mit ihrer Taubenjagd auf natürlichem Wege dafür sorgen, dass der Taubenbestand nicht überhand nimmt. Unabdingbar aber bei alldem: Die Bürger müssten weiterhin aufgeklärt werden, um zu verhindern, dass sie Stadttauben weiterhin füttern und die Umsiedlung damit ad absurdum führen.

Die Gemeinderäte sollen nun entscheiden, ob das doppelstädtische Taubenproblem auf diesem Wege gelöst werden und die Firma mit einem entsprechenden Masterplan beauftragt werden soll. Abhängig von der Anzahl der Problemstandorte und Auswahl der Volierenstandorte rechnet der Fachmann in der ersten von möglichen weiteren Projektstufen mit Kosten in Höhe von maximal 10 000 Euro.

Bereits 2015 wurde überlegt, ein Taubenhaus in Villingen einzurichten. Der Verein Menschen für Tiere hatte das angeregt, um sich um die Vögel kümmern und deren Vermehrung kontrollieren zu können.

Den Speicher auf dem Alten Kaufhaus hatte der Verein damals als idealen Standort in der Villinger Innenstadt ausgemacht. Die Verwaltung jedoch sah damals keinen Handlungsbedarf und argumentierte damit, dass die Taubenpopulation in Villingen wie in Schwenningen gegenüber anderen Städten durchaus überschaubar sei.