Spur führt von Neckarhalle bis Bahnunterführung. Statement in Bezug auf George Floyd? Mit Kommentar
Villingen-Schwenningen - An der Mauer vor der Neckarhalle und an ihrer Fassade selbst, wenige Meter weiter auf einer Infotafel am Neckartower und auf einem Werbeplakat an der Bahnunterführung: Mindestens ein Unbekannter hat sich am Wochenende auf einen Streifzug mit einer Spraydose gemacht.
"All Cops Are Bastards"
In großen schwarzen Lettern steht es entlang der Neckarstraße immer wieder geschrieben: "ACAB" – das Kürzel für den englischen Satz "All Cops Are Bastards". Der Bewegungsradius des Täters, der laut Polizei in der Nacht auf Sonntag unterwegs gewesen sein muss, ist dabei unschwer zu erkennen. Entweder muss er sich in der Neckarstraße in Richtung Bahnunterführung vorgearbeitet haben, oder in die umgekehrte Richtung zur Neckarhalle hin.
Genau dort ergänzte der Unbekannte seine vier gesprühten Buchstaben noch um drei Ausrufezeichen sowie die Abkürzung "RIP" – ebenfalls englisch für "Rest in Peace". Handelt es sich womöglich um ein politisches Statement in Bezug auf den in den USA bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommenen George Floyd?
Jörg Kluge, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, kann zu dem Täter noch keine Angaben machen. "Wir suchen nach Hinweisen." Der Schriftzug "ACAB" tauche laut Kluge immer wieder auf. Die Kombination mit dem "RIP" hingegen ließe den Verdacht zu, dass es sich tatsächlich um ein politisches Statement in Richtung des Verstorbenen George Floyd handelt, erklärt Kluge.
Sachbeschädigung in mehreren Fällen
Vom Tatbestand her handele es sich laut Jörg Kluge um eine Sachbeschädigung in mehreren Fällen. Die Polizei geht momentan von einer Schadenshöhe von "mehreren hundert Euro" aus. Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen kann diese Angabe noch nicht sicher bestätigen. "Wir haben bereits eine Reinigungsfirma beauftragt, die heute (Montag) oder morgen versuchen wird, den Schaden zu reinigen." Sollte dieser leicht zu beseitigen sein, dann komme man mit der genannten Schadenshöhe hin. "Sind die betroffenen Jalousien nicht sauber zu kriegen und müssen ausgetauscht werden, dann wird es teurer", erklärt Brunner. Besonders bitter: Solange der Täter nicht ermitteln wird, muss die Stadt die Reinigungskosten der Neckarhalle selbst tragen.
Kommentar: Keine Toleranz
Was in Hamburg der Flaschenhagel ist, ist in Schwenningen die Schmiererei an Mauern, Fassaden und Infotafeln. Möchte man glauben, dass der Täter in der Neckarstadt tatsächlich in politischer Absicht und nicht nur aus Langeweile gehandelt hat, dann sind Sachbeschädigungen also das "Mahnmal" gegen Polizeigewalt in den USA. Egal ob Hamburg oder Schwenningen: Fakt ist, dass diese Art von Protest nicht zu tolerieren ist. Denn es handelt sich in beiden Fällen um Straftaten. Die Ansicht, Körperverletzungen oder Sachbeschädigungen seien als Protestaktion gegen eine andere Straftat legitim, ist falsch und ein Schlag in die Gesichter jener, die mit friedlichen Gesten des Opfers gedenken. Denn den Krawallmachern – ob Flaschenwerfer oder Sprayer – geht es nicht um die Sache, sondern nur um einen Anlass, ihren Frust lozuwerden.