Die Schwenninger Sonnenuhr soll an die Schwenninger Uhrenindustrie erinnern. Foto: (nk)

Sommerzeit wird angegeben. Bauwerk ist Teil von millionenschwerer Marktplatz-Neugestaltung. Mit Video

Villingen-Schwenningen - Geht die überhaupt? Und zeigt sie Sommer- oder Winterzeit an? Mit diesen Fragen sah sich die Stadt mehrfach in Bezug auf die neue Sonnenuhr auf dem Marktplatz konfrontiert. Deshalb erklären nun Ulf Millauer und Ulrich Götz, wie man die Uhrzeit richtig ablesen kann.

Auch wenn die Sonnenstunden aufgrund der Jahreszeit etwas begrenzt sind, können Ulf Millauer, Leiter des Grundflächen- und Tiefbauamtes (GuT), und Ulrich Götz vom Vermessungsamt die wichtigste Frage vorneweg beantworten: "Ja, die Sonnenuhr funktioniert." Daran, so berichteten die beiden am Montagnachmittag auf dem Marktplatz, hätten einige Bürger schon ihre Zweifel gehabt. Grund genug für die städtischen Mitarbeiter, die Funktionsweise der Sonnenuhr zu erläutern.

Es gibt im Wesentlichen zwei Dinge, die der Bürger beim Ablesen einer Sonnenuhr wissen muss: "Zum einen zeigt unsere Sonnenuhr Sommerzeit an", erklärt Ulrich Götz. Zum anderen liege die Genauigkeit der Uhrzeit in einer Spanne von plus minus 15 Minuten im Vergleich zur bürgerlichen Uhrzeit. Wenn man das berücksichtigt, dann zeige der Schattenwurf des Stahlzeigers auch die korrekte Zeit an. Abzulesen ist diese dann auf dem Platz selbst, wo die Ziffern zwischen 7 und 21 in den Boden eingelassen sind. "Es bringt natürlich nichts, Uhrzeiten zu installieren, zu denen die Sonne überhaupt nicht scheint", erklärt Ulf Millauer.

Dass der etwa 14 Meter lange Zeiger in einem Winkel von 48 Grad vom Boden in die Höhe ragt, ist kein Zufall: "Die Richtung ist dieselbe wie die der Erdrotationsachse. Gleichzeitig zeigt der Zeiger zum Polarstern", berichtet Götz. Das sei die Grundvoraussetzung, dass eine Sonnenuhr funktioniere und demnach vorgegeben. "Was wir tatsächlich festlegen mussten, war die angezeigte Uhrzeit – also ob Sommer- oder Winterzeit. Und wir mussten sie mittels einer Tabelle auf unsere bürgerliche Zeit umrechnen", sagt Götz. Hierzu habe sich das Vermessungsamt am Sonnenstand im Hochsommer orientiert.

Apropos Genauigkeit: Am exaktesten ist die Uhrzeit bei Sonnenuhren laut Götz an genau vier Tagen im Jahr: dem 13. April, dem 13. Juni, dem 1. September und dem 25. Dezember.

Die etwa 25.000 Euro teure Konstruktion ist auf Platzplaner Tobias Mann zurückzuführen. Er hatte die Aufgabe, so berichtet Ulf Millauer, "ein Symbol für die Historie der Stadt auf den Platz einzuplanen". Das sei damals die Vorgabe gewesen. Und was könnte in der einst größten Uhrenstadt der Welt besser passen als Uhrzeiger und Zifferblatt.

Das allerdings sahen nicht alle so, haben den Zeiger durch eine Fotomontage kurzerhand in einen Dönerspieß verwandelt oder auch ganz ernsthaft Kritik an dem Werk und dessen Kosten geäußert. Ulrich Götz sieht das entspannt: "Ich seh die Sonnenuhr vor allem nicht als störend für Veranstaltungen und das Leben auf dem Platz an. Und das ist für die Nutzung des Marktplatzes entscheidend."

Kleines Narrendorf mit Verpflegungsständen auf Marktplatz

Diese Nutzung wird schon bald "getestet", wie es Lutz Melzer, Zunftmeister der Narrenzunft Schwenningen, nennt. Denn die erste große Veranstaltung auf dem neugestalteten Marktplatz wird die Schlüsselübergabe am Schmotzige Dunschtig sein. "Wir sehen die Chance, dass wir am Schmotzigen viel länger auf dem Marktplatz bleiben werden." Um den neuen Platz zu nutzen und die Verweildauer zu verlängern, wird es erstmals auch ein kleines Narrendorf mit Verpflegungsständen dort geben. "Außer uns haben sich noch drei weitere Vereine bereit erklärt, am Donnerstag einen solchen Stand zu betreiben", erklärt Melzer. Und auch am Sonntag beim großen Umzug soll der Marktplatz einladen. "Auch hier ist es unser Ziel, dass die Narren wieder in Richtung Innenstadt kommen und nicht an der Bürkturnhalle bleiben", hofft der Zunftmeister.

Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten rings um den Marktplatz noch nicht. "Die Fahrbahn wird nochmals abgeschliffen und aufgehellt. Und auch die festgestellten Mängel werden beseitigt", berichtet Ulf Millauer. Wer für Letzteres aufkommen wird, werde momentan noch geklärt, so der GuT-Amtsleiter. Eine Begrünung des Platzes sei hingegen nicht geplant. Dazu, so Millauer, seien die Bäume da.