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Porträt / Hermann Schreiber ist der Herr über Lautsprecher, Bühnen und Co. / Sorge um Theater

Wenn derzeit im Hinterhof der Josefsgasse 7 in Villingen gehämmert und geschraubt wird, dann ist Hermann Schreiber am Werk. Der Technische Leiter des Theaters am Turm (TaT) baut gemeinsam mit Werner Bornholdt die Bühne für das Sommertheater 2018 auf, das dort am 15. Juni Premiere feiert.

Villingen-Schwenningen. In wenigen Tagen wird er 70 Jahre alt. Seit gut zehn Jahren steht er in den Diensten des kleinen Theaters an der Stadtmauer neben dem Kaiserturm und bezeichnet sich selbst gerne auch als "Mädchen für alles".

In der Tat ist Hermann Schreiber das einzige Mitglied des seit über 30 Jahren bestehenden und seit zwei Jahren eingetragenen Vereins, das bei keiner einzigen Vorstellung fehlt. Schließlich gäbe es ohne den gelernten Radio- und Fernsehtechniker weder Licht noch Ton und auch keinen "Kartenabreißer".

Aufgewachsen ist Hermann Schreiber im "Krawazi", wie Insider die Gegend um die Gerberstraße nennen. Nach dem Besuch der "Bubenschule" (die heutige Karl-Brachat-Realschule) ging er bei Radio Schöller in der Niederen Straße in die Lehre. Danach arbeitete er bei der Saba, bei Hoerco und zeitweise in ganz Süddeutschland als Installateur für Videoüberwachungen im Auftrag von Grundig.

Seine technischen Kenntnisse und Fähigkeiten setzte er auch in seiner Freizeit ein. In den 1970er-Jahren war Schreiber an der Seite von Dieter Sirringhaus, damals rühriger Stadtjugendpfleger, als dieser in der ehemaligen Kalkofenschule den Grundstein sowohl des Guckloch-Kinos, als auch des Folk-Clubs legte und die Jugendhausarbeit initiierte. Gut erinnert er sich an den von ihm maßgeblich durchgeführten Umbau der einstigen Schulturnhalle zur ersten Version der Scheuer. Auch mit "Charlys Eurothek", die damals die legendären Jugendbälle in der Alten Tonhalle ausrichtete, war der Techniker unterwegs.

Vor gut zehn Jahren erreichte ihn die Anfrage des damaligen TaT-Vorsitzenden Andreas Erdel: "Das Theater suchte einen neuen Techniker." Schreiber nahm den Betrieb erst unter die Lupe und sagte dann zu. Seither ist er der wichtige Mann für den Bühnenbau, der zudem das Publikum in Empfang nimmt, die Schauspieler ins rechte Licht rückt sowie Töne und Musik an den passenden Stellen im Stück einspielt.

In seiner Technikecke muss er auch bei der 17. Vorstellung immer ganz Ohr sein und das Bühnengeschehen verfolgen, damit er seinen "Einsatz" nicht verpasst. Langweilig werde ihm das nie, versichert Hermann Schreiber. "Jede Aufführung ist anders", weiß er aus Erfahrung. Die Schauspieler improvisieren hin und wieder und jedes Publikum reagiert auf seine Weise. Besondere Herausforderungen sind immer die Sommertheater.

Gut erinnert sich Hermann Schreiber an die Herausforderung bei "Der nackte Wahnsinn" 2014, als im Hinterhof von Wein-Riegger eine Drehbühne zum Einsatz kommen sollte. Deren Bau habe viel Arbeit, Schweiß und Nerven gekostet, zumal sie kurz vor der Premiere baulich in die Knie ging und das Bühnenbauteam technisch noch einmal alles geben musste.

Etwas einfacher wird es in diesem Jahr werden, wenn die Bühne für das Kriminalstück "Der Unheimliche" zur schwülstig ausgestatteten Bibliothek in der Villa eines verstorbenen Millionärs werden soll. Für die Bühnenbilder im Theater am Turm, wenn es heißt, einen Salon einzurichten, ein biederes Wohnzimmer, das Wartezimmer einer Arztpraxis oder einen Kellerraum, tut Hermann Schreiber nach Wunsch der Regie alles, bis auf eines: "Ich nehme keinen Pinsel in die Hand". Die Malerarbeiten erledigt sein Stiefsohn Kai. Auch seine Frau Gudrun hat er inzwischen ins TaT gelotst – bereits im dritten Jahr führt die Buchhalterin die Theaterkasse. Schon etliche Mal sei er gefragt worden, ob er denn nicht auch einmal auf der Bühne stehen wolle, sagt Hermann Schreiber und grinst. "Da kommt immer ein rigides ›Nein‹, das sollen andere erledigen".

Trotz intensiver Suche sind keine neuen Räumlichkeiten in Sicht

Mitgespielt hat er aber doch schon einmal. Bei den Silvestervorstellungen von "Diner for one – wie alles begann" spielte er sich selbst – ein Theatertechniker, der etwas verspätet zum Dienst erscheint und vom Regisseur (Tobias Hess) dafür in den Senkel gestellt wird. "Für so einen Spaß bin ich schon zu haben", sagt Schreiber. Momentan aber macht er sich Sorgen um das Theater.

Die bisherigen Räumlichkeiten in der Goldgrubengasse, in dem Sprech-, Stell- und Einzelproben stattfinden und sich der Theaterfundus befindet, müssen bis Jahresende geräumt werden. Neue, die sich in Theaternähe befinden, groß genug (ab 50 Quadratmeter) und bezahlbar sind, wurden trotz intensiver Suche noch nicht gefunden.