Die Mahnwache am Villinger Bahnhofsvorplatz erinnert an das Schicksal vieler Familien. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Mahnwache erinnert an Vorgänge in Villingen

VS-Villingen. Die erste Mahnwache in diesem Herbst war am Sonntagabend am Bahnhofsvorplatz in Villingen. Jener Bahnhof, von dem aus vor 77 Jahren, am 22. Oktober 1940, spät in der Nacht zwölf jüdische Villinger mit dem Zug ins Lager Gurs am Rande der Pyrenäen deportiert wurden.

Der Verein "Pro Stolpersteine Villingen-Schwenningen" will die Vorgänge des 22. Oktobers 1940 und damit das Schicksal der jüdischen Villinger und aus der Region aufleben lassen. Vorgetragen wurde das Schicksal von drei Villinger Familien und einem Alleinstehenden. Aus Schilderungen der Villingerinnen Martha Schwab aus der Rietstraße und Irma Schwarz wird erschreckend deutlich, wie Menschen aus ihrer soliden, bürgerlichen Existenz, aus ihrem scheinbar integrierten Dasein getrieben wurden, bis hin zur schrittweisen Vernichtung der materiellen Grundlage. Der Mob zerschlug der Familie Schwarz aus der Gerberstraße nahezu alles Hab und Gut und verbrannte es auf der Straße. Dazu wurden die Frauen der Familie gezwungen, um das brennende Feuer zu tanzen. Die Familien verkauften ihre Häuser, um wenigstens ihren Kindern zur Flucht verhelfen zu können. Danach wurden die noch vorhandenen Restfamilien durch die Deportation, endgültig zerstört, bis hin zu ihrem Tod. Ihr Besitz wurde versteigert oder "zugunsten des Reichs" eingezogen.

Für diese und weitere Opfer des Nationalsozialismus aus Villingen und Schwenningen existieren bereits fertige Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig, mit den Namen der Opfer, von Privatleuten finanziert.

Trotz des unwirtlichen Wetters waren 40 Teilnehmer erschienen. Mehrere Teilnehmer sagten, sie seien froh, dass sie nicht wie ihre Eltern und Großeltern diese Geschehnisse miterleben mussten. Sie hoffen, dass für diese Opfer auch in Villingen die Stolpersteine gelegt werden können. Den Menschen, die vorübergehen, geben diese Namen vor dem Haus ein Gesicht und ermöglichen ein Nachdenken.

Die zweite Mahnwache findet am Sonntag, 12. November, 19 Uhr, auf dem Münsterplatz statt.