Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg. Zum grandiosen Konzert tragen der virtuose Pianist Nikolai Tokarev (links) und der lebhaft dirigierende Juri Gilbo bei. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Russische Kammerphilharmonie und Tokarev in Villingen

VS-Villingen. Eine bessere Vertretung hätte man sich nicht denken können, als die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg, die für die Shanghai Philharmonic eingesprungen war. Zusammen mit dem Pianisten Nikolai Tokarev gab sie eine goldene Visitenkarte im Franziskaner-Konzerthaus in Villingen ab.

Man konnte sich der faszinierenden Ausstrahlung nicht entziehen. Geballte Kraft wirkte zusammen mit Präzision, Homogenität, singenden, klangvollen Streichern bei ausgezeichneter Technik und stetem Vibrato, hervorragenden Bläsern, die oft zu bewundernde Soloeinlagen präsentierten und Schlagwerk, das wirkungsvolle Präsenz zeigte. Dazu gehörten Intellekt und innige Herzenswärme, für die das Beethoven-Andante stand.

Einen optischen Genuss bot daneben Dirigent Juri Gilbo, der mit fesselnder Dirigierkunst und Leidenschaft überzeugte. Ferner war es der auswendig spielende Nikolai Tokarev, der mit pianistischer Virtuosität den Abend krönte. Er beherrschte das dritte Klavierkonzert von Sergei Rachmaninow vom ersten Einsatz bis zur letzten Note. Obwohl das Werk nicht die Popularität des c-Moll-Konzerts besitzt, wurde das Opus 30 in seinen packenden Schattierungen ausgelotet. Energisch gelang das Hauptthema des Kopfsatzes, ohne den lyrischen Reiz zu verlieren, und Bewunderung verlangte die grandiose Kadenz ab. Das Intermezzo lief als Schöpfungsprozess ab, und stark akzentuiert kam das Finale herüber.

Mit dem Protagonisten russischer Nationalmusik Michail Glinka wurde das Programm eröffnet. "Ruslan und Ljudmila" steht zwar im Schatten von Iwan Sussanin, aber die Ouvertüre ist wegen ihrer mitreißenden Lebendigkeit immer wieder zu hören. Bei enormem Tempo wurden alle Themen prägnant geformt. Gleich plastisch wirkte Schostakowitschs "Der Bolzen", der die geistige Vorstellungskraft des Zuhörers beflügelte und ohne Ballett die Figuren und die Handlung in drei Sätzen entstehen ließ.

Die musikalische Behandlung der Arbeitergeschichte ließ die ideologie-kritische Haltung des Komponisten mit Komik und Zynismus erkennen.

Eine kompakte Wiedergabe erfuhr Beethovens "Fünfte". Die schnellen Sätze ließen wegen ihrer Tempi genauso erstaunen wie die Expressivität von Schicksal, Kampf, Tragik, Heiterkeit und sieghaftem Jubel.