Der reiche Schneefall vom Samstag liegt schon ein paar Tage zurück, aber die weiße Pracht liegt noch immer und macht den Senioren, die im Betreuten Wohnen des Spitalfonds am Warenbach leben und oft auf Rollstühle oder Rollatoren angewiesen sind, das Leben schwer. Weil die Verwaltung nicht reagiert habe, macht Susanne Löffelhardt das Dilemma nun öffentlich. Foto: Eich

Schneeberge erschweren Alltag: Am Warenbach kommen Bewohner nicht mehr aus ihren Wohnungen.

VS-Villingen - Die Schneehaufen reichen bis zu ihren Knien. "Es gibt hier Rollstuhlfahrer, Rollatorengeher und Gehbehinderte, die können nicht mehr aus dem Haus!" Das und die Tatsache, dass die Verwaltung des Spitalfonds auf die Kritik der Bewohner nicht reagiere, treibt Susanne Löffelhardt auf die Palme.

Wenn der Wetterbericht vermeldet, dass der Winter uns noch ein Weilchen treu bleiben soll, treibt das den Senioren im Betreuten Wohnen am Warenbach in der Villinger Bleichestraße Sorgenfalten auf die Stirn. Schon wieder kein freier Ausgang aus den Wohngebäuden und keine Möglichkeit, an das auf dem Stellplatz geparkte Auto hinter den Schneerudern zukommen, die der Schneepflug zusammengeschoben hat?

Erst Passanten befreien die Senioren mit Rollator aus dem Dilemma

Sie fühlen sich alleine gelassen mit ihrer Kritik, die sie im Rahmen der monatlichen Sprechstunde mehrfach an die Verwaltung geäußert hätten. Erfolglos. "Die reagieren leider nicht", sagt Susanne Löffelhardt, eine der noch rüstigeren Senioren in der Einrichtung, und macht den Fall nun deshalb öffentlich. Bis zum Jahresende 2017, als die Hausmeister noch für den Winterdienst verantwortlich zeichneten, war die Welt in der Bleichestraße noch in Ordnung. "Das hat super funktioniert", erzählt die 81-Jährige. Doch seit Übernahme der Tätigkeit durch einen privaten Anbieter – der letztlich von ihrem Geld bezahlt werde – klagen die Senioren über den mangelhaften Service.

Am zurückliegenden Samstag war es besonders schlimm. Dicke Schneeflocken segelten unablässig vom Himmel. Auf den Wegen zu den Häusern des Betreuten Wohnens und auf der Zufahrt lag bald eine dicke Schneedecke. Doch vom Räumdienst fehlte "bis 12 Uhr" jede Spur. Denkwürdige Szenen spielten sich ab: Eine ältere Bewohnerin mit Atemgerät und Rollator wollte zum Mittagessen ins neue Pflegehaus laufen und blieb stecken. "Es ist ja toll, dass wir in den Neubau gehen können zum Mittagessen – aber sie kam nicht rüber!", schildert Susanne Löffelhardt.

Zwei Passanten hätten die Seniorin, eine von Löffelhardts Schwestern, schließlich aus ihrer ausweglosen Situation gerettet und sie, samt Atemgerät und Rollator, "da rüber geschleppt". Das Personal habe die Dame dann so lange dort behalten, bis der Schneepflug gefahren sei.

Doch selbst danach war den Senioren nicht geholfen: Kniehohe Schneeberge blockierten den Ein- und Ausgang aus den beiden Häusern mit je 38 Wohneinheiten. "Wir kommen nicht mehr aus dem Haus", schimpft Susanne Löffelhardt noch rückblickend.

Und auch die Gäste, die an diesem Nachmittag mit ihren Autos kamen, um dort lebende Angehörige zu besuchen, konnten nur verärgert und kopfschüttelnd reagieren: Die Besucherparkplätze waren nicht erreichbar, weil auch vor ihnen zu hohe Schneeruder lagen, als dass Autos dort hätten parken können. Und selbst am Dienstag, als der Schwarzwälder Bote sich von der Situation vor Ort ein Bild machte, waren die meisten Besucherparkplätze noch immer unerreichbar.

Ein bedauerlicher Einzelfall? "Nein", sagt Susanne Löffelhardt. Als sie die Kritik bei der Verwaltung vorgetragen habe, erfuhr sie, dass schon viele Beschwerden der Bewohner der 76 Wohneinheiten eingegangen seien. Abhilfe sei versprochen worden. Aber passiert sei nichts. Telefonisch sei die Verwaltung bislang nicht erreichbar gewesen – auch für Rückfragen unserer Redaktion war der Spitalfonds-Geschäftsführer Günter Reichert am Dienstag nicht erreichbar.

In ihrer Licht durchfluteten Wohnung empfängt die 81-Jährige den Schwarzwälder Boten. "Wissen Sie, ich wohne gerne hier, wir haben es schön. Und ich schimpfe ungern – aber was zuviel ist, ist zuviel."

Dann blättert die weißhaarige Frau in ihrem Mietvertrag und weist auf die entsprechende Passage darin. Demnach hat sie einen "Stellplatz in gebrauchsfertigem Zustand" angemietet – "von gebrauchsfertig kann im Augenblick keine Rede sein", sagt sie und lächelt bitter.

Und davon, dass die betagten und körperlich häufig gebrechlichen Senioren am Ende selbst zur Schneeschaufel greifen sollen, um ihren Eingang freizuschippen oder das Auto zu befreien, ist in dem Vertrag keine Rede. Frühestens um 9.30 Uhr treffe der Räumdienst zu seinem Einsatz vor Ort ein, erzählt Löffelhardt und kann es selbst kaum glauben: "Jeder Privatmann muss um 8 Uhr seinen Gehweg geräumt haben, nur die Öffentlichen halten sich nicht daran."