Sie waren seit den Anfangszeiten des Jumbo-Second-Hand-Marktes engagiert: Geschäftsführerin Monika Haas und der ehemalige Leiter des Diakonischen Werkes im Schwarzwald-Baar-Kreis, Eckmar Grah. Foto: Winkelmann-Klingsporn

Deutlich rückläufige Umsätze. Am 18. Dezember ist Schluss. Für Nachhaltigkeit und Soziales eingesetzt.

Villingen-Schwenningen - Jetzt ist es endgültig so weit: Am 18. Dezember schließt der Jumbo-Second-Hand-Markt an der Bahnhofstraße in Villingen seine Ladentüren. Viele, denen Nachhaltigkeit und Soziales am Herzen liegt, bedauern das.

Bei der Mitgliederversammlung des Trägervereins Förderverein für Jugend- und Sozialarbeit im Evangelischen Kirchenbezirk Villingen wurde dieses Abschluss-Prozedere beschlossen: Letzter Verkaufstag ist Mittwoch, 18. Dezember. An den beiden vorhergehenden Tagen gibt es einen Sonderverkauf. Alle vorhandenen Waren werden zu noch günstigeren Preisen abgegeben.

Die Schließung war schon lange absehbar. Der eigentliche Ansatz dieser sozialen Einrichtung, Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten über eine zeitweise Beschäftigung im Jumbo für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen, war seit geraumer Zeit kaum noch realisierbar. Stattdessen wurden einige Mitarbeiter in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu den üblichen Tarifen übernommen.

Deutlich rückläufige Umsätze

Vorsitzende Brigitte Schäfer beschreibt die Situation: Veränderte Marktbedingungen, höhere Auflagen für den Verkauf von gebrauchten Elektrogeräten und reparierten gebrauchten Fahrrädern, die Billigangebote großer Möbelgeschäfte, aber auch der Käufergeschmack, Eiche rustikal ist schon lange nicht mehr in, haben zu deutlich rückläufigen Umsätzen geführt. Dazu kommt, dass Gebrauchtwaren zunehmend privat im Internet über Ebay ver- und gekauft werden. Die zwischenzeitlich betriebene Fahrradwerkstatt konnte keine schwarzen Zahlen schreiben. Dagegen bleibt der Gebrauchtkleidermarkt ein Riesenrenner, reicht aber nicht aus, um das Geschäftsmodell wie bisher weiter zu führen. Zudem ist es schwierig geworden, neben den engagierten ehrenamtlich Mitarbeitern das erforderliche hauptamtliche Personal zu finden, Lastwagenfahrer und Männer, die bereit sind, schwere Möbel abzuholen und auszuliefern.

Der Blick in die Bilanz von Kassierer Thomas Buck zeigt massiv rückläufige Umsätze und Fehlbeträge in den beiden vergangenen Geschäftsjahren, die schon im Sommer zu dem Entschluss führten, den Second-Hand-Markt zum Jahresende 2019 zu schließen. Zwei der Beschäftigten gehen in den Ruhestand. Sieben weiteren Mitarbeitern, mehrere sind teilzeitbeschäftigt, wurde fristgerecht gekündigt.

Wie es weitergehen kann im Jumbo-Haus mit dem großen Stuhl neben dem Villinger Bahnhof ist offen. Der Trägerverein besteht und arbeitet weiter. "Geplant wird in Richtung des Satzungszweckes", sagt Diakonie-Geschäftsführerin Anita Neidhardt-März, "Beschäftigung von Menschen mit Förderbedarf". Nach der Schließung des Verkaufsgeschäfts werden die Jumbo-Türen am 21. Dezember aber noch einmal aufgemacht für alle, die Abschied nehmen wollen von dem Laden, der für viele Menschen auch ein sozialer Treff und ein Wohnzimmer war, sagt die langjährige Geschäftsführerin Monika Haas. Dazu sind alle Freunde ab 10 Uhr zu einem Glas Sekt eingeladen.

Konzept funktionierte 30 Jahre

Angefangen hat die Geschichte des Villinger Jumbo-Second-hand-Markts in Villingen Anfang der 1980er-Jahre mit der Jugendarbeitslosigkeit. Rechtsanwalt Ullrich Hahn und mehrere diakonisch und sozial engagierte Gemeindeglieder gründeten den "Förderverein für Jugend- und Sozialarbeit im Evangelischen Kirchenbezirk Villingen". Viele Gemeinden spendeten für die finanzielle Erstausstattung. Erstes Ziel war, jungen Menschen, die keinen Ausbildungsplatz fanden, eine Perspektive zu bieten. Dazu kaufte man ein altes Bauernhaus in Fützen, das unter Leitung eines erfahrenen Bauhandwerkers und mit Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz fanden, zu einem Wohnhaus umgebaut wurde. Die jungen Menschen wurden vom Handwerksmeister praktisch angeleitet und dem damaligen evangelischen Bezirksjugendreferenten Gerhard Müller sozialarbeiterisch betreut. Zeitweilig konnten sie auch auf der Baustelle wohnen. Mit der Fertigstellung des Bauprojektes und dem dann schnellen Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit suchte der Förderverein nach einem neuen, zeitgemäßen Ansatz. Das Haus in Fützen konnte verkauft und die Liegenschaft Bahnhofstraße 6 von der Deutschen Bahn erworben werden. Das neue soziale Geschäftsmodell Second-Hand-Markt unter dem Logo Jumbo, Annahme und Verkauf von Gebrauchtwaren bei Beschäftigung und Förderung von Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht unterkamen, wurde vom Landratsamt und Jobcenter unterstützt und funktionierte über rund 30 Jahre.