Symbolbild. Foto: dpa

Heinichen, Nagel und Todt wehren sich gegen Kritik an Gemeinschaftsschule.

Villingen-Schwenningen/Mönchweiler - Sie haben die Nase gestrichen voll. Jane Heinichen, Petra Nagel und Johannes Todt sind alle drei Leiter einer Gemeinschaftsschule. Sie wollen nicht länger untätig zusehen, wie ihre Schulart zum Opfer des politischen Wahlkampfes wird.

Gerade erst haben Vertreter der CDU der Gemeinschaftsschule, dem "Lieblingskind" der grün-roten Landesregierung, wieder einmal schlechte Noten verpasst. Von zurückgehenden Schülerzahlen ist die Rede. Bereits im Sommer hatte eine von der CDU in Auftrag gegebene Studie an der Tübinger Geschwister-Scholl-Gemeinschaftsschule angeblich die schlechte Qualität dieses Schulsystems belegt.

"Halbwahrheiten und falsche Behauptungen" unterstellt dazu Johannes Todt, Leiter der Gemeinschaftsschule Mönchweiler. Die zurückgehenden Schülerzahlen, die es in der Tat auch an seiner Schule gibt, kann er erklären. "Wir haben im letzten Jahr mit 55 Fünftklässlern begonnen und gemerkt, dass das einfach zu viele sind". Das individuelle Lernen an der Gemeinschaftsschule sieht für jeden Schüler ein eigenes "Büro" vor – und das braucht Platz.

"In diesem Schuljahr haben wir deshalb nur 42 Kinder angenommen", sagt Todt. Ein Rückgang, dessen Ursache natürlich nicht in die Statistik einfließe. Als unsäglich empfindet Todt den "Wahlkampf auf dem Rücken der Schüler und deren Eltern" und die dadurch entstehende Verunsicherung als "verantwortungslos".

Wie Todt ist auch Jane Heinichen, Leiterin der Goldenbühl-Gemeinschaftsschule, stolz auf die Arbeit ihres Teams und die positiven Rückmeldungen der Eltern. "Unsere Kinder entwickeln sich außerordentlich gut", sagt sie. Der starke persönliche Bezug zu jedem einzelnen Schüler, mache jetzt im dritten Jahr eine gezielte Unterstützung möglich, von der besonders Kinder mit "traditionellen Bildungshemmnissen" profitieren.

Schüler auf gymnasialem und Hauptschul-Niveau können laut Heinichen gut nebeneinander lernen und ihre persönlichen Stärken weiterentwickeln. Im nächsten Jahr steht an der Goldenbühlschule eine Fremdevaluation an – "wir freuen uns darauf", sagt Jane Heinichen.

"Die Gemeinschafts- und die Realschulen werden gegeneinander ausgespielt" – als fatal empfindet Petra Nagel die systematische, eindeutig politisch motivierte Schlechtmachung der Schulart. Die Konrektorin an der Bickeberg-Gemeinschaftsschule wünscht sich, dass Schule nicht für die Wahlkämpfe der Parteien herhalten müsse. "Die Welt hat sich weiterbewegt", sagt sie, "heute müssen wir viel mehr auf die einzelnen Schüler, ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten eingehen können. So, wie es optimal nur in der Gemeinschaftsschule möglich ist". Die drei Pädagogen kündigen an, jetzt gezielt gegen den Wahlkampf auf Kosten der Gemeinschaftsschule vorzugehen. Dazu gehen sie demnächst gemeinsam mit ihren Konzepten an die Öffentlichkeit.