Martl Jung, Reisejournalist aus Bayern, berichtete bei "story-vs" von seiner Alpenüberquerung ohne Schuhe – natürlich barfuß. Foto: Heinig

Extremsportler: Reine Kopfsache. Nur auf fünf Prozent des Weges Schuhe gewünscht.

Villingen-Schwenningen - "Ich bin eigentlich ganz normal". Das sagt einer, der von anderen in der Regel als "Spinner" bezeichnet wird. Martl Jung läuft nämlich am liebsten barfuß – immer und überall und sogar quer über die Alpen. Am Samstag erzählte er davon in der Neuen Tonhalle.

Der Mann aus Garmisch-Partenkirchen war Gast in Michael Hoyers Eventreihe story VS und eröffnete den "Extremtag" mit drei aufeinanderfolgenden Bildervorträgen. Tatsächlich – Martl Jung ist ganz normal, sympathisch dazu und in der Lage, seinem Publikum spannende Geschichten zu erzählen. Barfußlaufen sei reine Kopfsache, behauptete er. Er tue das seit 50 Jahren. Und er hat 2009 genauso die Alpen an ihrer breitesten Stelle von München nach Verona überquert. 32 Tage hat er dafür gebraucht, dabei 500 Kilometer und 30 000 Höhenmeter überwunden.

Angesichts Geröllfeldern, Klettersteigen, Aufstiegen mit scharfkantigem Gestein und Gletschern war kaum zu glauben, dass er dabei zu 95 Prozent Spaß hatte, "nur auf fünf Prozent des Weges hätte ich mir Schuhe gewünscht". Die hatte er – um nicht in Versuchung zu geraten – gar nicht erst mitgenommen.

Wenn es zwischen Bad Tölz und dem Karwendel, auf dem Weg vom Pustertal bis zur Marmoladaspitze auf 3342 Metern Höhe, oder von der Sella-Gruppe bis zum Pasubio allzu unweg wurde, nahm er lediglich Geschwindigkeit aus seinem Wandertempo. Auf Stöcke verzichtete er nicht, um Gewicht von den Fußsohlen nehmen zu können, und einmal schnallte er sich Spikes unter die blanken Sohlen, um auf Gletschereis nicht den Halt zu verlieren. Auf den langen Marsch hatte sich der Reisejournalist freilich gut vorbereitet. Beim Extremberglauf auf die Zugspitze traf er immerhin auf zwei Gleichgesinnte, beim Transalp-Klassiker Oberstdorf-Meran war er alleine, wohingegen er beim bayerischen Barfußwandertag, zu dem auch der damalige Umwelt- und Gesundheitsminister Bayerns, Markus Söder, gekommen war – barfuß natürlich – gar nicht auffiel.

Der menschliche Fuß sei ein aus 28 kleinen Knochen bestehendes "filigranes Kunstwerk", schwärmte Jung, das für die Fortbewegung zu nutzen der Mensch verlernt habe. Durch den direkten Kontakt zum Untergrund habe er barfuß auch in steilen Felswänden einen besseren Halt als mit Schuhen und beim Laufen durch Eis und Schnee, sei durch die ständige Bewegung des Fußes die Kälte kein Problem. "Barfuß kann man nicht umknicken", behauptete Jung zudem und als man auf einem seiner Fotos einen blauen Zeh zu sehen bekam, beeilte er sich zu sagen, dass er sich den zu Hause an der Schlafzimmertür angehauen habe.

Abgesehen von der Faszination, was ein Mensch auf nackten Füßen zu leisten im Stande ist, vermittelte Jungs Vortrag die einzigartige Alpennatur, gab Einblicke in traumhaft schöne Landschaften und Ausblicke auf beeindruckende Bergketten.