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Schüler sind oft benachteiligt. Kritik an Homeschooling und unterschiedlicher Ausstattung mit Computerhardware.

Villingen-Schwenningen - Das Schuljahr 2019/20 geht allmählich zu Ende. "Gott sei Dank" mögen diejenigen sagen, die in den vergangenen Wochen besonders unter den Lern- und Lehrbedingungen unter dem Einfluss der Coronapandemie litten. Ob das neue Schuljahr besser wird, steht noch in den Sternen.

Laut Kultusministerin Susanne Eisenmann soll Schule ab Herbst "in Abhängigkeit des Infektionsgeschehens" zwar fast wieder im Normalbetrieb laufen – allerdings mit Sonderförderung, Fernunterricht für kranke Schüler und ohne die Lehrkräfte der Corona-Risikogruppe. Ganz so einfach, wie es sich in der Pressemitteilung aus dem Kultusministerium anhört, ist Schule nach Corona also doch nicht. Und hier und da kommen weitere Probleme hinzu.

Gartenschule sucht Schulleiter

An der größten Grundschule in VS, der Gartenschule in Schwenningen, ist die Schulleitungsstelle erneut vakant. Nach den Herbstferien 2019 war die damals schon seit einem Jahr pensionierte Rektorin Erika Götz für maximal ein Schuljahr eingesprungen ohne zu ahnen, dass mit der Coronapandemie eine außergewöhnliche Herausforderung auf sie zukommen würde. Eine Nachfolge konnte das Staatliche Schulamt bislang nicht präsentieren. "Wir sondieren gerade", sagt deren Direktorin Sabine Rösner, verspricht aber wieder eine kommissarische Leitung. "Das stellen wir sicher", bekräftigt sie.

Die Hoffnungen der Lehrkräfte an der Gartenschule ruhen nun darauf, dass dies durch eine Abordnung gewährleistet und nicht aus den eigenen Reihen gestemmt werden muss. So wie bisher an der Grundschule in Marbach mit rund 80 Schülern. Auch hier gibt es noch keine Neuigkeiten in Sachen Schulleitung. Das Leitungsteam, bestehend aus Fachlehrerin Claudia Schleifer und den beiden Klassenlehrerinnen Martina Higler-Dressel und Raphaela Dold, ist nicht weiter erpicht darauf, zusätzlich Leitungsaufgaben neben dem eigen Deputat übernehmen zu müssen. Da Verantwortliche für Grundschulen – Insider sagen: wegen geringer Bezahlung und viel Arbeit – schwer zu finden sind, wurden vom Kultusministerium inzwischen auch kleinen Grundschulen Konrektorenstellen zugesagt. Die Ausschreibungen dafür werden allerdings erst im kommenden Herbst veröffentlicht.

Bei den Schulen mit mehr als 180 Schülern sind die Stellen bereits eingerichtet. Doch auch hier stehen die Bewerber nicht gerade Schlange. An der Steppachschule und der Haslachschule, beide in Villingen, hegen die Schulleiterinnen Elisabeth Opel und Gabriele Cernoch-Reich aber noch die Hoffnung auf Verstärkung ab dem Schuljahr 2020/21.

Nachfolger für Zoran Zürn

An den Gymnasien gibt es laut der geschäftsführenden Schulleiterin Simone Duelli-Meßmer derzeit keine personellen Engpässe in der Schulleitung. An ihrer eigenen Schule, dem Gymnasium am Hoptbühl, hat der bisherige Konrektor Zoran Zürn zwar an das Seminar nach Rottweil gewechselt, seine Stelle soll aber im Laufe des neuen Schuljahres wieder besetzt werden.

Duelli-Meßmer treiben dafür ganz andere Sorgen um. Derzeit seien die Gymnasien fieberhaft dabei, den von Susanne Eisenmann angekündigten Regelbetrieb nach den Sommerferien zu konzipie ren. "Wir haben in den letzten Wochen viel gelernt", sagt die Schulleiterin über die Corona-Zeit mit Homeschooling und Videokonferenzen. Das gelte es nun zu festigen, um für die Zeit einer eventuellen zweiten Infektionswelle gewappnet zu sein und schnell reagieren zu können. Die Schüler, das haben Simone Duelli-Meßmer und ihre Kollegen festgestellt, reagierten unterschiedlich auf den Fernunterricht. Deutlich hervorgetreten seien die Unterschiede bei den persönlichen Voraussetzungen und dem Maß der Unterstützung durch Eltern und Familie. Besonders große Lücken weisen daher die Schüler auf, die sich ohne "Zwangssetting" nicht selbst zum Lernen motivieren konnten.

Auch die Ausstattung mit Computer-Hardware ist nach wie vor unterschiedlich, sagt die Schulleiterin. Das gelte es jetzt zu vereinheitlichen. Dazu heißt es in der bereits erwähnten Pressemitteilung der Kultusministerin: "Diese Unterstützung erfolgt aus dem Sofortausstattungsprogramm im Rahmen des Digital-Pakts Schule. Das Land hat den Anteil aus dem Bundesprogramm verdoppelt, so dass hierfür 130 Millionen Euro zur Verfügung stehen, für die die Kommunen und Schulen in freier Trägerschaft nun unbürokratisch, ohne Antragsverfahren insgesamt rund 300.000 Endgeräte beschaffen können". Dem Thema Wissenslücken durch den Unterrichtsausfall wegen Corona will man laut gleicher Mitteilung in den letzten zwei Wochen der Sommerferien mit täglich drei Stunden Förderunterricht eine "Lernbrücke" bauen.

Berthold ärgert sich

Bei diesem Thema schwillt dem Vorsitzenden des Gesamtelternbeirates der VS-Schulen, Tino Berthold, einmal mehr der Kamm. "Schon wieder haut Frau Eisenmann etwas raus und die Schulen haben kaum Zeit, darauf zu reagieren", schimpft er. Zum einen müssen für den Zusatzunterricht noch vor dem Beginn der Sommerferien Lehrer gefunden werden, die diese Aufgabe freiwillig gegen eine Aufwandsentschädigung wahrnehmen, zum anderen Eltern abgefragt werden, ob sie ihre Kinder – ebenfalls freiwillig – für die Sonderförderung anmelden. "Damit verfehlt man wieder die Kinder, die von zu Hause aus keine Unterstützung bekommen", befürchtet Berthold.