Um Corona-Infektionen zu vermeiden, lüften die Schulen trotz sinkender Temperaturen weiter – auch in VS. (Symbolfoto) Foto: Gerhard Seybert – stock.adobe.com

Um Infektionen zu vermeiden, lüften Schulen trotz sinkender Temperaturen weiter - auch in VS.

Villingen-Schwenningen - Jacken, Mützen und Schals – Villingen-Schwenningens Schüler müssen sich in den kommenden Wochen und Monaten warm anziehen. Wie im ganzen Land hält Winterkleidung Einzug in die Klassenzimmer, denn zum Schutz vor Infektionen wird fleißig gelüftet.

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Alle 20 Minuten jeweils drei bis fünf Minuten stoßlüften und während der Pause zusätzlich die Türen öffnen, damit ein Durchzug entsteht – das hatte die Kultusministerkonferenz der Länder im September empfohlen. In den Hygienehinweisen für Schulen, die das baden-württembergische Kultusministerium erstellt hat, heißt es zum Thema Lüften: "Mehrmals täglich, mindestens alle 45 Minuten, ist eine Querlüftung beziehungsweise Stoßlüftung bei vollständig geöffneten Fenstern, gegebenenfalls auch Türe über mehrere Minuten vorzunehmen."

So soll die Innenluft regelmäßig ausgetauscht werden, um Infektionen vorzubeugen. Im Sommer kein Problem, doch mit dem Beginn der kalten Jahreszeit sinken die Temperaturen kontinuierlich – und Schüler sowie Lehrer frieren in ihren gut durchlüfteten Klassenzimmern.

Lehrer müssen "mit ihrem Instikt" entscheiden

"Klar, dass es dem einen oder anderen da mal zu kalt werden kann", sagt Wolfgang Kneer, Rektor der Schwenninger Friedensschule. Aber da helfe momentan nur, sich warm anzuziehen. Denn daran, dass gelüftet werden muss, bestehe kein Zweifel. Die Frage nach dem Zeitpunkt beantworten in der Friedensschule aber die unterrichtenden Lehrer. Eine Pauschallösung mache da keinen Sinn, erklärt Kneer. Vielmehr müssten die Lehrer im Einzelfall "mit ihrem Instinkt" entscheiden.

Was Kneer damit meint, erklärt er anhand eines Beispiels: Nach dem Schwimm- oder Sportunterricht, wenn die Schüler noch nasse Haare haben oder verschwitzt sind, wäre lüften kontraproduktiv – eine Regelung, die feste Lüft-Zeiten vorsieht, macht für den Rektor damit keinen Sinn. Und das Konzept scheint aufzugehen: Zumindest sind bei Kneer noch keine Beschwerden von Eltern, Schülern oder Lehrern eingegangen.

Schüler sind "nicht immer begeistert"

Auch Barbara Hendricks-Kaiser, Leiterin der Albert-Schweizer-Schule in Villingen, ist mit der bisherigen Resonanz auf das Lüft-Verhalten der Schule zufrieden. Die Schüler seien zwar "nicht immer begeistert", alles in allem habe es aber noch keine großen Diskussionen oder "Verweigerer" gegeben – vielleicht die "Ruhe vor dem Sturm", wie Hendricks-Kaiser sagt. "Bis vor Kurzem war es ja noch gar kein Problem, regelmäßig zu lüften", sagt die Schulleiterin. "Bei warmen Temperaturen und Sonnenschein war es sogar ganz angenehm."

Mit den jetzt sinkenden Temperaturen hält Hendricks-Kaiser es aber für "unrealistisch", dass weiterhin so stark gelüftet werden kann wie bisher. Die Schulleiterin könnte sich vorstellen, dass die Lüft-Zeiten im Winter kürzer werden – komplett darauf verzichten könne man aber auf keinen Fall. Insgesamt habe sie sowieso den Eindruck, "dass alle es mittragen".

Die Schüler richten sich laut Hendricks-Kaiser beispielsweise bezüglich ihrer Kleidung auf die zeitweise offenen Fenster in der kalten Jahreszeit ein: "Bauchfrei sieht man – vernünftigerweise – nicht mehr", scherzt die Schulleiterin. Der Grund liegt für sie auf der Hand: Weder Lehrer noch Schüler, so ihr Eindruck, würden sich eine ähnliche Situation wie im Frühling, als die Schulen geschlossen waren, wünschen. "Und dann muss man halt auch mal etwas in Kauf nehmen", meint Hendricks-Kaiser – in diesem Fall eben kalte Temperaturen im Klassenzimmer.

Dreimal pro Stunde stoßlüften

"Wir wollen in Präsenz unterrichten – und das Lüften ist eben die Voraussetzung dafür", stellt auch Jochen von der Hardt, Schulleiter des Gymnasiums am Romäusring, klar. Insofern sehe er keine andere Möglichkeit, als weiter so zu lüften wie momentan.

Das Hygienekonzept der Schule sieht vor, dass rund dreimal pro Stunde in den Klassenzimmern stoßgelüftet wird – "das müssen wir beibehalten." Der Einbau einer Lüftungsanlage, die das häufige Lüften ersetzen könnte, kommt nicht in Frage, weiß von der Hardt. Das könne die Stadt in so kurzer Zeit einfach nicht für so viele Schulen leisten.

Sorgen bereitet von der Hardt und seinen Kollegen vor allem, dass einige Schüler angesichts der geringen Außentemperaturen zu dünn angezogen sind. Diesen werde es dann schnell kalt, berichtet der Schulleiter. Da sei es auch nur bedingt hilfreich, die Schüler vom Fenster weg zu setzen. Er appelliert deshalb an die Schüler: Bislang hilft nur "etwas bis deutlich dicker anziehen".