Schüler der Klasse TG1a (Jahrgangsstufe 1 des Technischen Gymnasiums Schwenningen) erleben Diskriminierung anhand der Augenfarbe in einem Workshop. Hier werden die "Blauäugigen" in ihre Rolle gedrängt. Foto: Kriz Foto: Schwarzwälder-Bote

"Der Blue Eyed Workshop" als Rollenspiel / Betroffenheit bei den Teilnehmern

VS-Schwenningen. Wie funktioniert Diskriminierung? Dieser Frage ging die Klasse 1a des Technischen Gymnasiums in Schwenningen nach. Aus diesem Grund fand kürzlich mit der Unterstützung der Hildegard-und-Katharina-Hermle-Stiftung unter der Leitung des Unternehmens Diversity Works ein Workshop zum Thema Antidiskriminierung statt.

Es war ein einfaches Rollenspiel mit großer Wirkung: Zu Beginn wurden die Schüler in eine Ecke des Schulhauses gedrängt und mussten nacheinander zur "Anmeldung". Hier wurde sehr schnell deutlich, dass nicht alle Schüler gleich behandelt werden sollten, denn sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt: die Blauäugigen und Braunäugigen. Die Blauäugigen wurden so angesehen und behandelt wie Nicht-Weiße, Migranten, Asylbewerber oder Andersgläubige.

Während die Braunäugigen von Trainer Jürgen Schlicher um Kooperation gebeten und auf die Blauäugigen eingeschworen wurden, warteten die nichts wissenden Blauäugigen auf ihre "Abholung". Schließlich wurden die beiden Gruppen zusammengeführt. Während die vorbereiteten Braunäugigen bei Getränken und Butterbrezeln um die Blauäugigen herumsaßen, wurden alle negativen Stereotype, die wir aus unserer Gesellschaft kennen, auf die Gruppe der Blauäugigen angewendet.

Im Ergebnis begannen sich diese unterlegen zu fühlen und bestätigten diesen Stereotyp. Für die Blauäugigen war dies eine völlig neue Situation, auf die sie nicht vorbereitet waren, genauso wenig wie ein Kind von Asylbewerbern in einer rassistischen Gesellschaft. Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurde das Erlebte besprochen und analysiert. Es wurde deutlich, was in unserer heutigen Gesellschaft eigentlich passiert: Schwarze und Migranten werden nicht aufgrund ihres Charakters oder ihrer Geschichte negativ behandelt, sondern aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Herkunft. Die Teilnehmer erhielten einen Einblick in die Gefühlswelt von diskriminierten Menschen.

Dem Workshop gelang es durch alle Argumentationsketten zu dringen und die Realität zu zeigen: Ohne die schweigende Mehrheit kann Rassismus nicht funktionieren. Unter den Schülern herrschte eine tiefe Betroffenheit, was Diskriminierung in Menschen auslöst. Das Konzept wurde 1968 von der amerikanischen Grundschullehrerin Jane Elliott entwickelt. Das Training verdeutlicht die Notwendigkeit, eine Gesellschaft aufzubauen, die sensibilisiert ist für ungerechte und unfaire Handlungen und Bedingungen, so die Projektverantwortlichen. Diskriminierung und Rassismus sind nach dieser Lehre erlernte Fähigkeiten.

Es gibt keinen genetischen Code für Diskriminierung, Menschen werden nicht als Rassisten geboren, sie werden dazu gemacht. Und: Alles, was erlernt werden kann, kann auch verlernt werden, so die Lehrmeinung. Der erste Schritt dahin ist Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass Rassismus in unserer Gesellschaft existiert. Die Diskriminierung ist ein Machtspiel, in welchem die dominante Gruppe sich auf Kosten der dominierten Gruppe bereichert und bestärkt. In der Übung können alle Charakteristika von Machtkämpfen erkannt werden, die nicht nur bei Diskriminierungen vorkommen, sondern überall. Am Arbeitsplatz, in der Politik, in Schulen, zu Hause und immer, wenn Ressourcen aufgeteilt werden. In dem Machtkampf, der Diskriminierung genannt wird, verliert schließlich jeder, auch die dominante Gruppe, weil sie so viel Zeit und Anstrengung unternehmen muss, die andere Gruppe unten zu halten, dass ihre Lebensqualität und ihre Lebensquantität sinken. Wenn die Machtkämpfe aufhören, können Menschen sich gegenseitig anerkennen und respektieren und miteinander so kommunizieren, dass ihr Leben und das der anderen bereichert wird, so die Wissensvermittlung bei dem Versuch.