Archiv-Fotos: Schroff/© PikePicture – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtflüsterin stellt verloren geglaubtes digitales Vermächtnis von Herbert Schroff ins Netz

Er war die Karla Kolumna von VS und machte ein unglaubliches Geschenk: unzählige, historisch bedeutsame Bilder der Stadt. Doch dann war das digitale Vermächtnis des rasenden Reporters Herbert Schroff plötzlich aus dem Internet verschwunden – in kleiner Auflösung, aber zum Klicken schön, ist es nun beim "Stadtgeflüster VS" wieder aufgetaucht.

Villingen-Schwenningen. "Die Schroff-Bilder sind aus dem Internet verschwunden" titelte der Schwarzwälder Bote Villingen-Schwenningen im Dezember 2016. Bis dahin konnte jedermann an der historisch bedeutsamen Schroff-Sammlung teilhaben und sich unter www.bilderarchiv-schroff.de durch die Bildergalerie des Hobbyfotografen klicken.

Vor zwölf Jahren wurde die Internetseite des Schroff-Archivs mit den Aufnahmen des damals 83-jährigen Villingers, der 2011 verstorben ist, geschaffen. Sie galt als "unermesslicher Bilderschatz für alle, die die alte Zähringerstadt lieben". Zumindest ein Teil seiner geschätzt über 15 000 Bilder, Schwarz-Weiß-Negative und Postkarten wurde in diesem, wie man damals lobte, "weltweit einmaligen Internet-Museum" für jedermann frei zugänglich gemacht.

Verwundert rieb sich mancher die Augen, als die Fotos plötzlich verschwunden und die Adresse der Internetseite selbst sogar zum Kauf angeboten worden war. Zum Kauf steht sie indes noch immer. "Diese Domain kaufen" heißt es in einem orangenen Balken auf der Seite. Das Bildarchiv an sich sucht man noch immer im Internet vergeblich.

Umso größer die Überraschung, als in der Facebook-Gruppe "Stadtgeflüster VS" am Mittwoch plötzlich eine ganze Reihe Schroff-Bilder online ging. Darauf zu sehen: Schwarz-Weiß-Aufnahmen des in der Doppelstadt populären Reporters Herbert Schroff, die Zeugnis geben darüber, wie es in Villingen einst ausgesehen hat.

Jacqueline Eck, die die über 300 Aufnahmen Herbert Schroffs auf der Seite der Gruppe eingestellt hat, klickt sich selbst gerne durch das Villingen-Schwenningen von früher.

Ihr Vater habe die Bilder vor etwa elf Jahren von der Internetseite des Schroff-Archivs auf seinem Rechner gespeichert, erklärte sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Als nun vor einigen Tagen ein Nutzer alte Bilder der Görlacher Villa im Stadtgeflüster gepostet hatte, " ist mir eingefallen, dass ich die Bilder noch haben müsste". Sie wühlte sich durch die digitalen Tiefen ihres Laptops und siehe da: "hab’ sie tatsächlich in einem Ordner auf dem Desktop gefunden."

Den Chef des Stadtgeflüsters, Initiator Hartmut Kersten, "traf fast der Schlag", wie er glücklich im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten verrät: "Was ich da sah, waren 327 Bilder aus dem als verschollen geltenden Schroff-Archiv!" Er hat selbst unzählige wunderbare Erinnerungen an Herbert Schroff, den Mann, der sich bei der Metzgerei seiner Familie so einprägsam meldete, wenn er eine Bestellung aufgab: "Hier spricht Schroff – mit zwei F wie Affe" Gemeinsam mit seinen alten Saba-Kollegen Alfred Moser und Karl Kratt habe er im Laden gestanden und die Leute dort trefflichst unterhalten. "Das war für mich als kleiner Junge lustiger als jedes Fernsehprogramm." "Herbert" sei als Reporter auch immer sehr interessiert gewesen an neuen Episoden der damaligen Färberstraßen-Mafia – die aus dem Friseur Schere-Pauli, dem Gardinen-Kammerer und dem Schuhmacher Franz Kraft aus der Brunnenstraße und Hartmut Kerstens Vater bestand. Vier Herren, die sich gegenseitig die tollsten Bubenstreiche gespielt hatten.

"Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich mich das macht, dass ausgerechnet in unserer Gruppe das Schroff-Archiv wieder aufgetaucht ist", freut sich Kersten. Gemeinsam mit ihm schwelgt das Stadtgeflüster VS nun also in Erinnerungen. Zu beinahe jeder Aufnahme kann mindestens einer erzählen wer auf dem Bild zu sehen ist oder welches Gebäude oder welche Straße gezeigt wird. Die Stadtflüsterer sind begeistert: "Danke für die beeindruckende Zeitreise", postet beispielsweise einer von ihnen. Ein Dankeschön, das posthum weitergereicht wird an den Reporter Herbert Schroff, denn, so Kersten, "wenn die Leute heute zur mir ›Ober-Stadtflüsterer‹ sagen, war Herbert Schroff ohne Zweifel der unübertroffene ›Ober-Stadtknipser‹."